0061 - Der Robot-Spion
entschlossen, fünf Stunden an Ort und Stelle zu warten. Hatte sich der Peilsender bis dahin noch nicht wieder gemeldet, würde die DRUSUS in den Hyperraum gehen und eine Strecke von etwa zweihundert Lichtjahren in Richtung auf das Zentrum der Galaxis in einer Transition zurücklegen.
Meldete sich der Sender dann immer noch nicht, dann waren sie einer Täuschung zum Opfer gefallen, und gegen eine Rückkehr zur Erde konnte dann niemand mehr etwas einwenden. Denn die allererste Aufgabe eines Peilsenders - wenn es überhaupt einen gab - mußte sein, Signale von jedem Transitions-Endpunkt des Schiffskurses abzustrahlen, so, daß der Empfänger in der Lage war, sich ein Bild über den Verlauf des Kurses zu machen.
Rhodan erinnerte sich, daß er schon bei einer früheren Gelegenheit vor den arkonidischen Häschern in Richtung des Milchstraßenzentrums ausgewichen war. Gesetzt den Fall, der Robot-Regent auf Arkon war der Auftraggeber des Spions, den Rhodan an Bord vermutete, dann würde er jetzt zum zweitenmal innerhalb von sechzig Jahren die Information bekommen, daß sich ein irdisches Raumschiff in Richtung auf den Mittelpunkt der Galaxis zu bewege. Die Maschine besaß ein außerordentlich logisches Denkvermögen. Sie würde damit rechnen, daß Rhodan, wenn er sich bedroht oder beobachtet fühlte, durch seine Flucht niemals einen, wenn auch noch so schwachen Hinweis auf die Position seiner Heimatwelt geben werde. Rhodan amüsierte sich bei der Überlegung, ob diese zweite Flucht zum galaktischen Zentrum den Robot-Regenten nicht trotzdem wankend machen könne, ob Terra etwa wirklich in diesem Sektor zu suchen sei...
*
Bully sah zu, wie Baldur Sikermann die Sprungkoordinaten in das Navigationsgerät schob und fragte: „Wir haben noch Zeit, nehme ich an?"
„Einige Stunden, Sir. Das Risiko eines Sprunges ist im Augenblick zu groß. Wenn sich an Bord der DRUSUS ein Sender befindet, der unsere Position funkt..."
„Ich halte es für einen Zufall", betonte Bully und ließ sich in einem Sessel neben Sikermann nieder. „Sie etwa nicht?"
Ehe Sikermann antworten konnte, schnitt ihm eine schrille Stimme das Wort ab. Gucky war von seiner Couch gerutscht und zur Tür gewatschelt, die er öffnete, ohne sie zu berühren. Er liebt es, seine telekinetischen Fähigkeiten auch zu seiner eigenen Bequemlichkeit anzuwenden.
„Ich werde mir mal diesen Muzzel ansehen", gab er bekannt und spazierte auf den Korridor hinaus.
„Wenn man Kulman so zuhört, muß es sich bei ihm ja geradezu um ein Muster an Tugend und Gehorsam handeln."
„Was hast du vor, Gucky?" wollte Bully wissen. Ihm schwante offenbar nichts Gutes. „Laß den Dackel in Ruhe!"
„Er ist desinfiziert worden, also kann ich mir keine Flöhe holen wenn du das meinst", beruhigte ihn Gucky mit einem lustigen Blinzeln in den braunen Augen. „Vielleicht kann er mich brauchen."
Sprachs und war verschwunden. Die Tür schloß sich selbsttätig. Bully starrte auf die Tür. „Hoffentlich stellt er keinen Unsinn an", bemerkte er.
Aber Gucky dachte vorerst nicht daran.
Er teleportierte zur Desinfektions-Abteilung nahe der Hauptschleuse und kam gerade zurecht, um die zurückkehrenden Chemiker zu fragen, wo sie Muzzel gelassen hätten. Der zweite Sprung brachte ihn direkt in Kulmans künftige Kabine.
Der Agent war noch in der Messe, konnte aber jeden Augenblick eintreffen. Unter dem Tisch lag zusammengerollt das merkwürdige Tier, von dem Kulman so lobend berichtet hatte. Zwei Schritte davor materialisierte Gucky aus dem Nichts und ließ sich auf die Hinterpfoten nieder. Aufmerksam und forschend betrachtete er den Dackel, der fest zu schlafen schien.
Vorsichtig schickte er seine Gedanken aus und bemühte sich, so sanft wie möglich in das Gehirn des ihm fremden Lebewesens einzudringen. Kulman hatte behauptet, Muzzel sei nicht intelligent genug, um sich verständlich machen zu können. Auch sprechen konnte der Dackel natürlich nicht. Aber wenn er auch nur ein Mindestmaß an Intelligenz besaß, mußte er denken.
Und Muzzel dachte. Zuerst war Gucky überrascht, daß ein Dackel, der doch im allgemeinen als Landtier gelten durfte, von Wasser und schwimmendem Plankton träumte, aber dann entsann er sich, daß auch intelligentere Lebewesen, wie zum Beispiel die Menschen, von den absonderlichsten Dingen träumten.
Das Bewußtsein des Schlafes hatte meist nicht viel mit dem des Wachseins zu tun. Warum sollte Muzzel nicht von Plankton träumen?
Die Gedanken waren wirr und
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