0062 - Der tödliche Zauber
Kopfes zu.
Hier fand Zamorra keine Lücke. Zwar bewegte sich der Mann aus dem Jenseits immer langsamer und matter, doch auch Zamorra wurde allmählich müde.
Entweder er traf jetzt endlich sein Ziel, oder ihm kam jemand zur Hilfe. Aber wer sollte ihn jetzt noch retten können?
Und als wäre seine Bitte erhört worden, sah er plötzlich etwas, was ihm wie die Verheißung des Himmels erschien.
Mercedes Ruiz hatte sich wohl in der Anspannung, mit der die Leute dem Kampf zuschauten, von Nicole losgerissen und war im Lager verschwunden.
Sie hatte dann einen Bogen beschrieben und war an den Kampfplatz zurückgekehrt. Dort stand sie nun inmitten der dämonischen Zuschauer und verfolgte den wilden, verzweifelten Kampf.
Zwei Welten standen sich hier gegenüber. Die reale und die irreale, mystische, dämonische.
Aber Zamorra ließ den Mut gleich wieder sinken. Viel helfen konnte sie wahrscheinlich nicht, zumindest konnte Zamorra sich nicht vorstellen, wie.
Doch das sollte er schon sehr bald erfahren.
Durch ein Kampfmanöver stand der Schwarze Branko plötzlich mit dem Rücken zu Mercedes Ruiz.
Als Zamorra ihn angriff, taumelte er haltlos zurück. Dabei landete er im wahrsten Sinne des Wortes in den ausgebreiteten Armen der Zigeunerin.
Geistesgegenwärtig war die Frau einen Schritt vorgetreten, als hätte sie auf den Schwarzen Branko gewartet.
Blitzschnell warf sie ihre Arme um den Oberkörper des unheimlichen Dämons. Für Sekundenbruchteile war er völlig wehrlos. Er konnte sich nicht rühren, konnte den Arm mit der Keule nicht heben und auch seinen Kopf nicht mehr schützen.
»So schlag doch!« kreischte Mercedes Ruiz auf.
Die in ihrer Nähe stehenden Dämonen wollten sie beiseitestoßen, doch es war bereits zu spät.
Zamorra hatte den Augenblick ausgenutzt.
Bis auf einen Meter war er heran. Dabei hob er die Keule hoch über den Kopf und ließ sie mit aller Kraft niedersausen.
Das Geräusch hallte über den gesamten Lagerplatz. Es klang als würde eine Kokosnuß gespalten.
Die Keule traf das Amulett genau.
Der Schwarze Branko schrie auf. Er konnte es noch gar nicht fassen, daß ihn Zamorra, ein Sterblicher, überlistet hatte.
Mit einer matten Geste wollte er noch einmal seine Keule heben, aber die Kräfte, die seinen Körper am Leben erhalten hatten, verließen ihn rapide.
Eine schreckliche Verwandlung ging mit ihm vor sich.
Er schien immer jünger zu werden. Seine Haare wurden voller. Sie verloren ihre grauweiße Farbe und waren bald wieder schwarz wie die eines Jünglings. Auch veränderte sich sein greisenhafter Körper.
Er straffte sich, reckte sich. Seine Augen begannen zu glänzen, und auffordernd schaute der Zigeunerdämon in die Runde.
Auch die zerrissenen Kleider wurden auf geheimnisvolle Weise ausgetauscht. Bald stand ein Mann inmitten der Umstehenden, dem die Frauenherzen auf Anhieb zuflogen.
Zamorra ahnte, was mit dieser Verwandlung bezweckt werden sollte.
Der Satan gab ihm seine ursprüngliche Gestalt wieder, um auf diese Weise den Leuten Sand in die Augen zu streuen. Die Frauen sollten es sein, die seinen Tod verhindern sollten. Und schon winkten die ersten und zwinkerten ihm auffordernd zu.
Doch es war alles vergeblich. Denn auch das Amulett, das von der Satanskeule getroffen worden war, veränderte sich. Es begann plötzlich zu leben und zu glühen. Feine Rauchwolken stiegen von der Stirn des wieder jung gewordenen Zigeunerdämons auf. Ein Zischen ertönte.
Wie die Flamme eines Schweißbrenners, so fraß sich das unheimliche Amulett in den Schädel des Satanssklaven. Er schien keine Schmerzen zu spüren, denn er gab durch nichts zu verstehen, daß er merkte, was mit seinem Kopf geschah.
Bald war das Amulett verschwunden. Die Brandwunde schloß sich nahtlos. Nichts deutete an dem gutaussehenden Mann mehr darauf hin, daß es sich um einen Boten aus dem Jenseits handelte.
Doch dann verzerrte namenlose Wut das Gesicht des Unholds.
»Verdammt, du hast es geschafft, mich zur Strecke zu bringen. Aber ich werde dich verfluchen!«
Und er hob die Arme in einer beschwörenden Geste. Er öffnete den Mund. Jeden Moment glaubte Zamorra die schrecklichen Worte hören zu können, doch nichts geschah.
Der Schwarze Branko schien plötzlich von einer unsichtbaren Kraft gepackt zu werden. Er wurde von einer Riesenfaust durchgeschüttelt.
Er warf einen hilfeheischenden Blick in die Runde. Aus seinem Mund drang ein Schwall wüster Beschimpfungen. Dann begann er zu heulen und zu weinen. Es klang
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