0062 - Der tödliche Zauber
sensationslüsternen Gruppe weggestohlen und streifte durch das verwaiste Lager der Satanszigeuner.
***
Nicoles Ahnung war genau richtig.
Zamorra war es wirklich gelungen, die allgemeine Aufregung auszunutzen und sich aus dem Staub zu machen.
Er verzog sich hinter den nächststehenden Wagen und suchte sich einen Weg, auf dem niemand ihn sehen konnte, zum Wagen des Schwarzen Branko. Denn daß das prachtvolle Gefährt dem Dämon gehörte, davon war er felsenfest überzeugt.
Von Zeit zu Zeit hörte er die erregten Aufschreie der Zuschauer.
Ängstlich wartete Zamorra jedesmal auf den triumphierenden Beifall, der ihm anzeigen würde, daß Nicole die Verliererin war. Doch er wurde jedesmal angenehm überrascht.
Nach wenigen Schritten stand er endlich vor seinem ersehnten Ziel. Vor ihm ragte der wuchtige Planwagen des Schwarzen Branko auf. Die Pferde hatte man ausgeschirrt. Sie standen in einem roh zusammengehauenen Bretterverschlag in der Nähe. Ihr Schnauben und Scharren war deutlich zu vernehmen.
Vorsichtig tastete Zamorra sich an den Wagen heran. Aufmerksam schaute er sich um. Er war überzeugt, daß dieser Wagen bewacht wurde. Aber der Schwarze Branko schien sich in vollkommener Sicherheit zu wiegen. Es war niemand zu sehen.
Zamorra sicherte nach allen Seiten, dann faßte er sich ein Herz, packte nach dem Seitenbrett und schwang sich hinauf. Er ließ sich über die niedrige Wand rollen und dämpfte seinen Fall mit den Finger- und Zehenspitzen. Das alles ging völlig lautlos vor sich.
Da das Lagerfeuer sehr hell war und die Plane des Wagens nicht ganz dicht, drang genügend Flammenschein hindurch, so daß der Professor sich mühelos zurechtfinden konnte. Zamorra schaute sich um.
Der Wagen war fast leer. In einer Ecke stand ein Schemel, der allerdings mit der Keule wenig gemeinsam hatte. Überdies war er bestimmt nicht aus dem sagenhaften schwarzen Holz hergestellt.
Zamorra ließ weiter seinen Blick schweifen. Ein zusammengerollter Teppich an der Seite erregte seine Aufmerksamkeit. War die Keule vielleicht darin eingewickelt?
Er tastete das Bündel ab – Ergebnis negativ.
Sonst sah er nichts auf der Ladefläche.
Blieb nur noch die Kiste unter dem Kutschbock. Zamorra dachte nach. Er mußte sie wohl oder übel ins Innere des Wagens schleifen, denn draußen konnte er bestimmt nicht daran herumhantieren. Zu groß wäre die Gefahr, von den Gefährten des Schwarzen Branko oder sogar von ihm selbst gesehen zu werden.
Gedacht, getan. Zamorra bückte sich und packte die Kiste. Unter ziemlichen Mühen gelang es ihm, sie so weit in den Wagen hineinzuziehen, daß er den Deckel der Kiste öffnen konnte.
Kaum hatte er ihn nur wenige Zentimeter angehoben, da mußte er geblendet die Augen schließen.
Ein überirdisches Leuchten strahlte ihm entgegen. Schnell ließ Zamorra den Deckel der Kiste wieder zufallen.
So bekam er die geheimnisvolle Waffe sicher nicht aus dem Wagen. Dann hätte er auch gleich eine richtige Fackel tragen können. Es mußte einen Weg geben, es anders zu schaffen.
Der schmale Teppich brachte ihn auf eine Idee.
Er hob ihn hoch und rollte ihn aus. Dann legte er ihn so über den Kistendeckel, daß er ihn öffnen konnte, ohne daß die gleißende Helligkeit auffällig nach draußen dringen konnte.
Er griff zögernd in die Kiste hinein, jeden Augenblick gewärtig, sich an der Satanswaffe die Finger zu verbrennen. Doch nichts dergleichen geschah. Kein Brennen, kein Kälteeindruck. Die Keule fühlte sich wie normales Holz an.
Zamorra nahm die Keule und rollte sie in den Teppich ein.
Er klemmte sich dann das Bündel unter den Arm und kehrte auf dem gleichen Weg zum Kampfplatz zurück, auf dem er hergekommen war.
Keiner schien sein Verschwinden bemerkt zu haben, denn niemand schenkte ihm Aufmerksamkeit als er seinen Zuschauerplatz am Rande der Arena einnahm.
Nicole Duval hielt sich tapfer. Der Schweiß stand ihr auf der Stirn und ließ ihre Haare dort verkleben. Durch die Nässe wirkten sie zum Glück schwarz, so daß niemand merkte, wer sich da im Lager aufhielt.
Allerdings war auch Zamorra überzeugt, daß man sie längst durchschaut hatte. Wenn es so war, dann fragte er sich, was der Schwarze Branko wohl damit bezwecken mochte, indem er sich nicht das Geringste anmerken ließ.
Diesmal war Nicole es, die einen Angriff startete. In klassischer Karatehaltung ging sie auf Mercedes zu. Sie wollte sie nicht verletzen, wollte sie nur kampfunfähig machen, um sich etwas Luft zu verschaffen.
Dabei
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