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0062 - Der tödliche Zauber

0062 - Der tödliche Zauber

Titel: 0062 - Der tödliche Zauber Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Kubiak
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als sie an ihre Leute dachte.
    Sie schwebten in einer großen Gefahr, nur wußten sie es noch nicht. Sie war die einzige, die darüber informiert war, denn sie war mit dem Grauen bereits konfrontiert worden.
    In ihr brannte im Augenblick nur noch die Hoffnung, daß das Schreckliche von ihrer Sippe abgewendet werden würde, wenn sie sich selbst opferte.
    Darum war sie hier, hatte sich schon am Tag vorher aus dem Lager entfernt, um dem stummen Befehl zu folgen, der ihr Innerstes erfüllte und sie weitertrieb, etwas zu tun, was sie niemals hätte tun dürfen.
    Überdeutlich sah sie das Gesicht des Mannes vor sich, den sie am vorigen Abend kennengelernt hatte.
    Es war in einer Taverne gewesen, wo man sich am Vorabend des ersten Feiertages zu Ehren der Schwarzen Madonna zu einem fröhlichen Umtrunk versammelt hatte.
    Der Mann hatte sie die ganze Zeit angestarrt und ihr verliebte Augen gemacht. Sie konnte diesem Blick nicht ausweichen, und wenn sie ehrlich war, dann waren ihr die verliebten Blicke des Unbekannten sogar ganz angenehm.
    Sie waren dann ins Gespräch gekommen. Sie erfuhr, daß er Deutscher war und nur in Saintes-Maries-de-la-Mer weilte, um sich die berühmte Zigeunerprozession durch die Fluten des Mittelmeeres anzusehen.
    Sein Name war Gert Rall. Die Frau lächelte wehmütig, als sie den Namen flüsterte.
    Sie wußte, sie würde den Mann nie wiedersehen, durfte ihn nicht wiedersehen, wenn sie ihn nicht noch mehr in Gefahr bringen wollte.
    Wenn sie an den Abend dachte, so kam es ihr vor, als hätten sie sich schon lange gekannt. Alles war so selbstverständlich – auch daß sie in der Nacht den Mann in sein Hotel begleitete, um bei ihm zu bleiben.
    Und dann, während der innigen Umarmung, als die Wogen der Leidenschaft über ihnen beiden zusammenschlugen, mußte sie das Grauenhafte mit ansehen.
    Gert Rall veränderte sich. Sein Haar wurde grau, fast weiß. Seine Wangen sanken ein, der Ausdruck seiner Augen wurde trübe.
    Entsetzt wollte die Frau zurückweichen, doch eine innere Stimme zwang sie, den Mann in den Armen zu behalten.
    Erst Stunden später ließ die Macht von ihr ab und gab ihr ihren Willen wieder zurück.
    Sofort hatte sie das Hotel verlassen und war aus dem Ort gelaufen, als wären die Furien der Unterwelt hinter ihr her.
    Den ganzen Tag über hatte sie sich in dem Wäldchen aufgehalten, ohne jedoch dem Lager ihrer Leute zu nahe zu kommen.
    Niemand durfte sie sehen, denn noch hatte sie ihren Leidensweg nicht vollständig zurückgelegt.
    Etwas stand ihr noch bevor, vor dem sie unsagbare Angst hatte.
    Sie erinnerte sich an ihren Traum, den sie schon vor Wochen gehabt und von dem sie niemandem etwas erzählt hatte.
    Sie stand in einem Wald auf einer Lichtung. Weit und breit war keine Menschenseele zu sehen. Wie sie auf diese Lichtung gekommen war, wußte sie nicht zu erklären.
    Sie suchte nichts Bestimmtes, und ihre Anwesenheit mußte einem Zufall entspringen. Bis etwas ihre Aufmerksamkeit fesselte.
    Plötzlich entstand vor ihr ein Flimmern in der Luft, das sich mehr und mehr verdichtete. Es nahm Konturen an und war schon bald als das Astralbild eines Zigeunerwagens zu erkennen, wie sie vor mehr als hundert Jahren auf Europas Straßen gewesen sein mußten. Dieser Wagen setzte sich plötzlich in Bewegung und kam auf sie zu.
    Wenige Schritte vor ihr hielt er an. Er schien in der Luft zu schweben. Jedenfalls knirschte unter den Rädern nicht der Sand. Sie hatte noch dagestanden, bis sie plötzlich hörte, wie ihr Name gerufen wurde.
    »Mercedes, Mercedes, komm zu mir, laß mich nicht warten!«
    Sie hatte sich noch umgeschaut, konnte aber in der Nähe niemanden sehen.
    Erst als sie wieder auf den Wagen blickte, begriff sie, woher der Ruf gekommen sein mußte. Die Plane war ein Stück beiseite gezogen worden, und eine alte, knochige Hand winkte ihr zu.
    Wie in Trance hatte sie sich in Bewegung gesetzt und war auf den Wagen zugegangen.
    Etwas in ihr riet ihr, hineinzuklettern.
    Sie griff nach einem Holm und wollte sich daran hochziehen, als die knochige Hand ihren Arm packte.
    In dem Augenblick begriff die Frau unter dem Baum, Mercedes, daß sie sich nicht mehr nur noch an ihren Traum erinnerte, sondern daß sie alles bewußt erlebte.
    Vor ihr spielte sich die Szene genau so ab, wie sie sie geträumt hatte. Und nicht nur die Szene fand statt, sondern sie selbst spielte eine wichtige Rolle darin.
    Spätestens als eine Schmerzwelle nach der anderen durch ihren Arm raste, wußte sie es genau.
    Er war wieder

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