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0062 - Der tödliche Zauber

0062 - Der tödliche Zauber

Titel: 0062 - Der tödliche Zauber Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Kubiak
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wollte.
    Sie erreichte den Beckenrand und zog sich mit einer schlangengleichen, fließenden Bewegung aus dem Wasser. Dabei schaute sie ihn die ganze Zeit an, als wolle sie ihn hypnotisieren.
    Bill Fleming hatte ein Frösteln auf seinen Schultern nicht unterdrücken können. Er wollte den Kopf wenden, konnte den Blick dieser Unbekannten nicht mehr ertragen, doch es gelang ihm nicht.
    Schließlich richtete sich die Frau ganz auf und stellte sich hin.
    Und dann erkannte Bill Fleming das Unbegreifliche.
    Obwohl sie direkt aus dem Wasser kam, Sekunden vorher noch geschwommen war, tropfte kein Wasser auf den Boden, perlte keine Feuchtigkeit auf ihrer Haut.
    Auch ihr Badeanzug, einteilig und erstaunlich züchtig hoch geschlossen, war trocken.
    Ebenso die rabenschwarzen Haare der Frau.
    Bill Fleming schätzte sie auf Anfang zwanzig. Fast machte sie den Eindruck einer älteren Frau, wenn man den traurigen, melancholischen, trotzdem festen Blick ihrer Augen sah.
    Bill Fleming hatte plötzlich das Gefühl gehabt, alles um ihn her würde versinken. Er hatte nur noch Augen für diese Frau gehabt, die ihm vorkam wie ein Wesen aus einer anderen Welt. Sie war von so überirdischer Schönheit, daß Bill Fleming regelrecht geblendet war.
    Sie hatte ein paar Schritte auf ihn zu gemacht, hatte ihm zugenickt und sich dann ohne ein Wort umgewandt und war gegangen.
    Dabei war sie so dicht bei dem Kellner am Liegestuhl nebenan vorbeigegangen, daß sie sich fast berührten.
    Und irgendwie mußte zwischen den beiden eine Verbindung bestanden haben, denn urplötzlich wandte der Kellner sich um und fixierte ihn. Er betrachtete Bill Fleming mit einem Blick, als wolle er sich um jeden Preis sein Gesicht einprägen.
    Bill Fleming hatte noch etwas sagen wollen, doch seine Kehle war wie zugeschnürt gewesen. Hilflos lag er in seinem Liegestuhl und konnte sich für einige Minuten nicht mehr rühren. Doch sehr bald wich dann die Lähmung von ihm.
    Der Kellner war mittlerweile verschwunden, und die Blondine zeigte plötzlich Interesse an ihm. Doch nun war Bill Fleming es, der ihr die kalte Schulter zeigte.
    Das Bild des Mädchens, das vor ihm aus dem Wasser gestiegen war, hatte sich unauslöschlich in sein Gedächtnis gegraben.
    »Kommst du endlich? Meinst du, wir wollen hier festwachsen?«
    Nicoles Stimme riß Bill Fleming aus seinen Überlegungen. Verwirrt schaute er auf. Er kannte sich nur schwer von den Bildern in seinen Gedanken trennen.
    Zamorra betrachtete ihn skeptisch. Sein Freund gefiel ihm gar nicht. Er war auf der Fahrt erstaunlich schweigsam gewesen und hatte nicht einmal in Zweifel gezogen, daß die Geschichte dieses Deutschen, die Zamorra im Laufe des Nachmittags erfahren hatte, nicht der Wahrheit entsprach.
    Danach hatte Gert Rall eine Zigeunerin kennengelernt und nachher mit ins Hotel genommen. An sich ein völlig natürliches Verhalten. Was Zamorra nur an der ganzen Sache störte, war die Bereitschaft, mit der das Mädchen mitgegangen sein mußte.
    Zamorra kannte die Zigeuner und ihre Sitten und Gebräuche. Daß man sich mit Stammesfremden einließ, gehörte bestimmt nicht dazu.
    Um diesem Hinweis des Deutschen auf den Grund zu gehen, war er mit seinen Freunden und dem geliehenen Wagen nun hier, wenige hundert Meter vom Zigeunerlager entfernt.
    Man konnte bereits Stimmen und Hundegebell vernehmen. In der hereinbrechenden Dunkelheit war zwischen den Bäumen des Wäldchens auch flackernder Flammenschein auszumachen.
    Bill Fleming hatte mittlerweile seine Freunde erreicht. Sein Blick war immer noch geistesabwesend und nachdenklich.
    Etwas in ihm sträubte sich dagegen, das Lager der Zigeuner aufzusuchen. Eine unbestimmbare Angst machte sich in ihm breit, doch er sagte nichts davon. Er folgte seinen Freunden widerstrebend.
    Doch je mehr sie sich dem Lagerplatz näherten, desto mehr brach auch sein Widerstand zusammen.
    Schließlich war er es, der seine Freunde zu immer größerer Eile antrieb.
    Zamorra wollte ihn fragen, was in ihn gefahren sei, doch er kam nicht mehr dazu.
    Im Lager hatte man die herannahenden Besucher schon gesehen und bereitete ihnen einen Empfang, wie es bei den gastfreundlichen Zigeunerstämmen Europas üblich ist.
    Erst kam eine Schar Kinder gelaufen, dann folgten die Erwachsenen, an der Spitze offensichtlich der Stammesälteste. Er hatte schneeweißes Haar, seine Gesichtshaut war von Wind und Wetter gegerbt. Seine Augen lachten freundlich. Er breitete die Arme aus.
    Seine Stimme war ein volltönender Baß.
    »Ich

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