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0062 - Der tödliche Zauber

0062 - Der tödliche Zauber

Titel: 0062 - Der tödliche Zauber Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Kubiak
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sehe Besucher. Ihr kommt gerade rechtzeitig. Wir wollen gerade essen. Ihr seid herzlich eingeladen. Delgado Ruiz, das bin ich, kennt die Gesetze der Gastfreundschaft.«
    Eine alte Frau löste sich aus der Gruppe und trat nach vorn. In der Hand hielt sie ein Brotlaib und einen Behälter mit Salz.
    Delgado Ruiz brach ein Stück von dem Brot ab, bestreute es mit Salz und reichte es Zamorra.
    Der wiederum zerteilte das große Stück und gab seinen Freunden davon. Gemeinsam mit Delgado Ruiz, der hier bestimmt der Sippenchef war, bissen sie hinein.
    Als alle kauten, begann unter den Frauen eine lebhafte Unterhaltung, während der sie die drei Fremden neugierig musterten.
    Besonders Bill Fleming erweckte ihr Interesse. Ein Großteil der Unterhaltung schien sich um ihn zu drehen. Er spürte das, und ihm wurde recht unbehaglich zumute. Er schaute sich um, als könne er in der Umgebung irgendwelche Hilfe finden.
    Hilfe nicht – aber etwas anderes erblickte er. Ein Gesicht, das Gesicht einer Frau – einer Frau, die er kannte und die er am Nachmittag gesehen hatte.
    Es war die Unbekannte, die völlig trocken aus dem Schwimmbecken gestiegen war!
    »Hallo, so warte doch!« Wie ein Schrei brach dieser Ruf aus dem Amerikaner heraus.
    Er stürzte vor. Dabei bewegte er seine Arme wie Dreschflegel.
    Rücksichtslos hätte er jeden aus dem Weg geschlagen, der sich ihm entgegengestellt hätte.
    Zamorra gelang es nur mit Mühe, den plötzlich Rasenden festzuhalten.
    »Verdammt, Bill, was ist denn in dich gefahren? Reiß dich zusammen! Du hast wohl einen Sonnenstich bekommen, was?«
    Nicole verfolgte das sonderbare Geschehen in stummem Entsetzen. So hatte sie Bill Fleming noch nie gesehen.
    »Die Frau, Zamorra! Siehst du sie nicht? Da vorne! Heute am Swimmingpool hat sie mich angeschaut und verhext! Laß mich los! Ich will zu ihr!«
    Bill Flemings Stimme klang wie die eines kleinen Kindes, dem man einen Wunsch abgeschlagen hatte. Er war völlig außer sich.
    Zamorra versuchte ihn zu beruhigen.
    »Welche Frau, Bill? Ich sehe hier kein weibliches Wesen, auf dem dein männliches Auge mit besonderem Wohlgefallen ruhen könnte.«
    Er versuchte, die ganze Angelegenheit von einer scherzhaften Seite zu nehmen, was ihm allerdings nicht so ganz gelingen wollte.
    Vornübergebeugt stand Bill Fleming da. Angestrengt fixierte er den Punkt, wo er das Gesicht der Unbekannten vom Nachmittag gesehen haben wollte.
    Er schaute in die Augen eines alten Mütterchens, das mit seiner Angebeteten nicht die entfernteste Ähnlichkeit aufwies…
    ***
    Zu Zamorras Verwunderung war Delgado Ruiz mit keiner Silbe auf den sonderbaren Zwischenfall eingegangen.
    Die Mahlzeit, zu der Zamorra und seine beiden Freunde eingeladen worden waren, fand in ziemlich niedergedrückter Stimmung statt. Delgado Ruiz bemühte sich zwar, so etwas wie Fröhlichkeit aufkommen zu lassen, indem er einige Episoden aus seinem abwechslungsreichen Leben zum Besten gab, doch niemand schien ihm zuhören zu wollen.
    Auch Bill Fleming erwähnte nichts, was auf den Grund für sein seltsames Verhalten hätte schließen lassen können. Fast kam es Zamorra so vor, als wüßte sein Freund es gar nicht mehr, als wäre die letzte halbe Stunde völlig aus seinem Gedächtnis gestrichen.
    Er wollte ihn auch nicht mehr daran erinnern und schwieg daher.
    Nach dem Essen bat Delgado Ruiz den Professor, ihn doch auf einem kleinen Verdauungsspaziergang zu begleiten. Nur zu gern stimmte Zamorra diesem Angebot zu. Er hoffte, jetzt mehr über den Hintergrund der unheimlichen Vorkommnisse der letzten Nacht zu erfahren.
    Immerhin war ihm der Name Ruiz nicht unbekannt, hatte er ihn doch von Gert Rall gehört, der diesen Namen nannte, als er von der Zigeunerin erzählte, die er kennengelernt und in die er sich verliebt hatte. Mercedes Ruiz sollte sie geheißen haben.
    Zamorra hatte sich noch die genaue Lage der Zigeunerkolonie beschreiben lassen und die nächste Gelegenheit wahrgenommen, den Stier bei den Hörnern zu packen.
    Nicole unterhielt sich mit einer der Frauen, und Bill Fleming saß vor sich hinbrütend am Tisch. Achtlos zerkrümelte er ein Stück Brot und starrte blicklos vor sich auf die Holzplatte.
    Es mußte ihn wirklich erwischt haben. Was es war, das hoffte Zamorra nun von dem Sippenchef zu erfahren.
    Die beiden Männer entfernten sich von dem kleinen Lagerplatz.
    Sie schritten auf einer Art Straße entlang, die von anderen Wohnwagen und Gespannen begrenzt wurde.
    Zamorra schätzte, daß sich hier etwa

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