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0062 - Guru der Toten

0062 - Guru der Toten

Titel: 0062 - Guru der Toten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Friedrich Tenkrat
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schüttelte die Frau den Kopf. Sie verfluchte den Tag, an dem sie Chump kennengelernt hatte. Sie verfluchte noch mehr den Tag, an dem sie diesen Mann, mit dem sie nicht harmonierte, geheiratet hatte.
    Sie verfluchte aber auch den Tag, an dem ihr Clips Gazzarra begegnete, denn im Grunde genommen hatte erst damit das Unglück begonnen.
    Während sich die Frau bedauerte, kurvte sie ziellos durch die Stadt.
    Sie wählte zumeist verkehrsarme Straßen, merkte, daß sie am Regent’s Park vorbeifuhr, und ihr fiel plötzlich ein kleines Motel im Norden von London ein, in dem sie mit Clips Gazzarra schon mal gewohnt hatte.
    Dort würde sie Unterschlupf finden.
    Der Motelbesitzer war kein neugieriger Mensch. Er stellte keine überflüssigen Fragen, und wenn man sich nicht ins Gästebuch eintragen wollte, war ihm das auch egal.
    Endlich hatte Mo Geezer ein Ziel.
    Sie steuerte das Motel direkt an, mußte aber kurz davor nach links abschwenken, denn aus der entgegengesetzten Richtung kam ein Streifenwagen gefahren, und da Mo Geezer nicht wußte, ob bereits nach ihr gefahndet wurde, bog sie sicherheitshalber ab.
    Auf Umwegen erreichte sie schließlich das kleine Motel.
    Es lag inmitten einer gepflegten Parklandschaft. Hierher zogen sich gern Verliebte für eine Weile zurück.
    Aber auch Handelsvertreter und Touristen stiegen hier ab. Die Apartments waren zwar keine Fürstensuiten, aber sauber und zweckmäßig eingerichtet.
    Der Motelbesitzer erkannte Mo Geezer wieder. Sie erzählte dem dicken Mann eine rührselige Geschichte, die darin gipfelte, daß sie ihrem Mann davongelaufen sei. Jetzt wolle sie ihn erst einmal eine Weile schmoren lassen und erst dann zu ihm zurückkehren, wenn er wieder normal geworden war.
    Der Motelbesitzer zeigte vollstes Verständnis für Mo Geezers Probleme. Das gehörte mit zu seinem Geschäft.
    Das Gästebuch blieb geschlossen.
    Mo Geezer bekam ein abseits liegendes Apartment zugewiesen und den Schlüssel dazu ausgehändigt.
    Sie nahm eine Flasche Scotch mit und bat den Mann, sie auf die Rechnung zu setzen.
    Erst als sie mit sich und dem Whisky allein war, konnte sie ihre Tränen nicht mehr länger zurückhalten.
    Schluchzend warf sie sich auf das Bett. Sie vergrub ihr Gesicht in den Kissen und fühlte sich elend.
    Tief war sie gesunken. Mit einem Mord hatte sie sich einverstanden erklärt. Zur Verbrecherin war sie damit geworden. Gesucht von der Polizei…
    Was nützte es jetzt, wenn sie bereute, was sie getan hatte. Es war zu spät. Nichts war mehr rückgängig zu machen.
    Sie hoffte verzweifelt, daß Chump sie niemals finden würde, sonst war sie verloren.
    Mit zitternder Hand griff sie zur Flasche, und sie trank so lange, bis sie nicht mehr denken konnte.
    ***
    Atemlos erreichte ich das Dach. Ich traute meinen Augen nicht, als ich Jane Collins erblickte.
    Was hatte sie hier zu suchen? War sie etwa auch hinter Chump Geezer her?
    Der tote Rächer erreichte Jane. Wer hatte geschossen? Sie?
    Meine Beretta zuckte hoch. Chump Geezer bemerkte mich, und er handelte blitzschnell. Er packte Jane Collins und riß sie an sich.
    Ich hörte das blonde Mädchen stöhnen. Chump Geezer preßte sie fest an sich. Ein lebender Schild war sie.
    Wenn ich geschossen hätte, hätte ich riskiert, mein Mädchen zu treffen. Ich knirschte mit den Zähnen.
    Jane war ebenso überrascht, mich hier zu treffen, wie ich. Mit großen Augen blickte sie mich an.
    Mir krampfte es das Herz zusammen. Ich bin jederzeit bereit, das schwerste Los auf mich zu nehmen. Ohne Rücksicht auf Verluste.
    Aber wenn es Jane Collins schlecht geht, das macht mir zu schaffen.
    »Laß das Mädchen los, Geezer!« herrschte ich den Wiedergänger an.
    »Kanone weg!« verlangte Chump Geezer.
    »Erst, wenn Jane frei ist«, erwiderte ich.
    »Wenn du nicht sofort tust, was ich sage, lasse ich mich mit dem Mädchen vom Dach fallen!«
    »John!« ächzte Jane.
    Mein Blut kochte. Ich hatte keine andere Wahl. Ich mußte mich von meiner Pistole trennen. Mit grimmiger Miene warf ich sie auf den Asphalt.
    Der Wiedergänger grinste zufrieden. »Und nun geh zur Seite!«
    Ich machte zwei Schritte. Meine Nerven waren bis zum Zerreißen angespannt. Ich fühlte mich innerlich zerrissen.
    Einerseits wollte ich Chump Geezer nicht entkommen lassen. Andererseits aber durfte ich Janes Leben unter keinen Umständen gefährden.
    Der Wiedergänger setzte sich mit Jane in Bewegung. »Die Puppe wird mich begleiten«, sagte er. »Damit du auf keine dummen Gedanken kommst. Besser, du

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