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0062 - Wir fanden die geballte Ladung

0062 - Wir fanden die geballte Ladung

Titel: 0062 - Wir fanden die geballte Ladung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wir fanden die geballte Ladung
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den Mund, um anzudeuten, dass wir leise sein müssten, und schlich mit Phil etwas näher heran.
    Es war Holsday mit seiner Frau.
    »… haben uns wie ein paar störrische Kinder benommen«, sagte er gerade.
    »Ja, John«, erwiderte seine Frau. »Aber es ist doch noch nicht zu spät…?«
    Man spürte, wie sich ihr Herz bei dieser Frage zusammenkrampfte. Diese Frau musste im Grunde ihres Wesens ihren Mann über alles lieben, das wurde aus dieser einzigen bangen Frage klar.
    »Ich glaube nicht, dass es zu spät ist, Susan«, sagte Holsday leise. »Es sollte nie zu spät sein für eine Versöhnung.«
    Ich machte Phil mit dem Kopf ein Zeichen.
    Er verstand. Wir verdrückten uns so leise, wie wir uns herangeschlichen hatten. Was da hinter dem Ladebaum gesprochen wurde, geht auch G-men nichts an. Wir gingen zum Heck und blieben dort eine Weile stehen. Unter uns gurgelte das von den Schrauben aufgewirbelte Wasser und ließ eine lange Schaumbahn hinter dem Schiff zurück.
    Als wir nach mittschiffs zurückgingen, stutzten wir plötzlich. Im Mondlicht sahen wir, wie ein paar Matrosen die Plane über einem Rettungsboot zurückschlugen. Neben ihnen stand ein Offizier, der mit einer Taschenlampe einen Notizblock anleuchtete.
    »Sechs Kanister Trinkwasser«, sagte er.
    »Hier, Sir!«, riefen drei Matrosen, von denen jeder zwei Kanister trug.
    »Ins Boot!«
    Die Kanister wurden ins Rettungsboot gehoben.
    Phil stieß mich an.
    »Donnerwetter«, murmelte er. »Das kann eigentlich nur eins bedeuten.«
    Ich nickte.
    »Die Bombe wurde auch diesmal nicht gefunden«, raunte ich. »Conder lässt alles vorbereiten, damit das Schiff rechtzeitig verlassen werden kann…«
    »Hoffentlich gibt es keine Panik…«, murmelte Phil.
    ***
    Wir gingen zurück in den Rauchsalon. Wir hatten von der würzigen Seeluft Durst bekommen Und wollten uns noch ein Bier servieren lassen.
    Horst Blanke, der blonde deutsche Ingenieur, saß an einem Tisch und hatte sich in eine Zeitung vertieft. Als wir kamen, stand er auf und wollte den Rauchsalon verlassen.
    »Stören wir Sie?«, fragte Phil.
    »Selbstverständlich nicht, Mister Decker«, erwiderte Blanke in einem etwas harten Englisch. »Aber eigentlich ist es den Mitgliedern der Besatzung untersagt, ohne besondere Erlaubnis des Kapitäns sich in den Räumen aufzuhalten, die den Passagieren Vorbehalten sind. Ich tue es manchmal in den Stunden, wo die Passagiere zu schlafen pflegen, weil ich gern die Zeitungen lese.«
    »Aber unseretwegen können Sie ruhig hierbleiben«, sagte ich. »Uns stören Sie gewiss nicht.«
    Blanke verbeugte sich höflich.
    »Besten Dank, meine Herren. Wenn Sie gestatten, würde ich in der Tat gern meine Zeitung zu Ende lesen.«
    »Tun Sie es nur«, nickte Phil. »Dürfen wir Sie dabei zu einem Bier einladen?«
    Blanke lächelte. »Ich trinke gern Bier.«
    »Na also!«, rief Phil und bestellte beim Steward.
    Wir setzten uns um einen runden Tisch und warteten auf das Bier. Es war deutsches Exportbier und schmeckte etwas herb. Wir prosteten uns zu.
    »Sie sind der Erste Ingenieur, nicht wahr?«, fragte ich.
    Blanke nickte.
    »Dann verstehen Sie mehr von Schiffen als wir beide«, meinte ich. »Was halten Sie von der Bombengeschichte?«
    Blanke zuckte die Achseln.
    »Das ist schwer zu sagen. Ich verstehe nicht, wieso man dieses Ding nicht findet. Um die Santa Cruz so anzuschlagen, dass sie wirklich absäuft, müsste man meines Erachtens mindestens fünf Kilo Dynamit verwenden. Das ist ein hübsches Paket und lässt sich gar nicht so leicht verstecken. Außerdem käme man mit fünf Kilo nur aus, wenn man es im Kielraum an einer günstigen Stelle so anbringen kann, dass die Explosion so ein großes Loch in den Schiffsboden reißt, dass es mit unseren Mitteln weder abgedichtet noch durch die Pumpen ungefährlich gemacht werden kann.«
    »Sie meinen, dass die Pumpen immer genauso viel Wasser wieder auswerfen, wie durch das Leck einströmen würde?«
    »Ja. Aber an einer solchen Stelle kann sich die Sprengladung unmöglich befinden, denn darauf habe ich natürlich besonders geachtet. Wenn sie sich also an einer weniger gefährlichen Stelle befindet, muss sie größer sein, wenn sie die gleiche Wirkung haben soll.«
    »Vielleicht ist überhaupt keine vorhanden«, warf Phil ein.
    Blanke zuckte mit den Achseln.
    »Die Möglichkeit besteht durchaus. Trotzdem werden wir spätestens um 4.30 Uhr in die Boote gehen müssen. Conder kann die Verantwortung nicht übernehmen, für den Fall, dass tatsächlich

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