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0062 - Wir fanden die geballte Ladung

0062 - Wir fanden die geballte Ladung

Titel: 0062 - Wir fanden die geballte Ladung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wir fanden die geballte Ladung
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vorgeschlagenen Besetzung ausreichend; wie ich schon sagte. Wenn aber eine Panik ausbrechen sollte, wenn etwa Passagiere sich ein Boot stehlen wollen, falsch zu Wasser bringen und kentern lassen, kann die Lage gefährlich werden. Das darf nicht passieren.«
    »Ich würde die Boote bewachen lassen«, schlug ich vor.
    Conder nickte.
    »Ich habe das bereits angeordnet. An jedem Boot steht ein zuverlässiger Matrose mit umgehängtem Karabiner. Er wird von seiner Waffe Gebrauch machen, wenn jemand versucht, sich mit Gewalt in den Besitz des Bootes zu setzen. Das Leben aller ist wichtiger als das Leben eines Einzelnen.«
    Dazu konnten wir nur schweigend nicken.
    »Punkt vier Uhr wird die Funkkabine für jeden Passagier geschlossen. Ich lasse von dieser Zeit an ständig unsere Position geben und erbitte Seenothilfe, SOS darf ich nicht senden lassen, weil ja noch nichts passiert ist. In jedem Rettungsboot befinden sich Pistolen mit Leuchtspurgeschossen und roten Notraketen. Sobald irgendwo ein vorüberfahrendes Schiff gesichtet wird, kann man sich also damit bemerkbar machen.«
    Wir hatten aufmerksam zugehört und nickten wieder. Umsichtig und gelassen fuhr Conder fort: »Noch etwas? Ach so, ja. Wir haben ein einziges Motorboot an Bord. Ich habe genügend Treibstoff einfüllen lassen. In diesem Boot werden nur die Frauen Platz nehmen und der Erste Offizier. Ferrerez versteht sich auf das Boot. Er kann es innerhalb von zwanzig Stunden an die Küste bringen und damit den alten Grundsatz verwirklichen, dass die Frauen zuerst gerettet werden müssen. Ferrerez hat bereits auf meine Anordnung hin das Boot mit Kompass und allem sonst Nötigen ausgerüstet. Sollte irgendein Mann der Passagiere oder der Besatzung versuchen, ebenfalls in diesem Boot Platz zu finden, so hat Ferrerez von mir den strengsten Befehl, notfalls mit der Waffe dieses Vorhaben zu verhindern.«
    »Wir werden darauf achten, dass Ferrerez mit den Frauen ungestört abkommt.«
    Conder schwieg einen Augenblick. Dann drückte er uns die Hand.
    »Ich danke Ihnen, meine Herren! Sie haben mir schon sehr geholfen! Ich denke, dass Sie durch Ihre Ruhe und Besonnenheit meinen Offizieren noch wertvolle Dienste leisten können bei der Rettung der mir anvertrauten Leute. Jetzt müssen Sie mich leider entschuldigen. Bis fünf Uhr ist nicht mehr viel Zeit, und ich habe noch eine Menge zu tun…«
    Wir schüttelten dem tapferen kleinen Mann die Hand. Seine Augen waren grau wie die weite See.
    Als wir uns schon abwenden wollten, stürzte plötzlich ein Offizier herein. Er stand stramm und wollte etwas sagen, als noch eine zweite Person die Brücke betrat.
    Es war eine Frau. Eine Frau, die wir noch nie an Bord gesehen hatten. Sie war von schlanker, zierlicher Gestalt und hatte langes, schwarzes Haar, das wie eine Flut ihr zartes Gesicht umgab.
    Conder runzelte die Stirn.
    »Zum Teufel, wer sind Sie denn?«, knurrte er.
    Der Offizier meldete: »Blinder Passagier an Bord, Sir!«
    Ferrerez hatte also für den Ernstfall einen Passagier mehr in seinem Motorboot, dachte ich. Und dann betrachtete ich interessiert die zierliche Figur der schönen Frau. Aber ich hatte andere Gründe dafür, als Phil grinsend annahm.
    ***
    Well, uns ging die Sache nichts an. Für blinde Passagiere an Bord eines Schiffes ist einzig der Kapitän zuständig. Trotzdem hörten wir uns im Hintergrund ein bisschen die Unterhaltung an, die sich zwischen Conder und der Frau abspielte, wenn das Gespräch auch mehr von Conder als von der Frau geführt wurde, die sehr einsilbig blieb.
    »Wer sind Sie?«, fragte Conder.
    »Juanita de Salvo las Manguestaz«, sagte die Frau mit dem ganzen Stolz der Spanierin.
    Conder ließ sich nicht beeindrucken oder er zeigte es wenigstens nicht.
    »Wie kommen Sie an Bord meines Schiffes?«
    »Über die Gangway.«
    Das klang so, wie wenn einer sagt: Durch die Tür bin ich ins Haus gekommen, wie denn sonst? Conders Schläfenadern schwollen an.
    »Was wollten Sie auf dem Schiff?«
    »Ich wollte mit nach New York reisen.«
    »Warum wollten Sie das nicht als Passagier?«
    Schweigen.
    »Hatten Sie kein Geld für die Überfahrt?«
    Das ironische Lächeln der Frau sagte deutlich, dass sie mehr Geld hatte, als für so eine Fahrt nötig gewesen wäre.
    »Zum Donnerwetter, wie erklären Sie die Tatsache, dass sie als blinder Passagier auf meinem Schiff angetroffen wurden?«
    »Das möchte ich überhaupt nicht erklären«, sagte die Frau mit fester Stimme.
    Ich musste grinsen. Phil stieß mich in

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