Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
0062 - Wir fanden die geballte Ladung

0062 - Wir fanden die geballte Ladung

Titel: 0062 - Wir fanden die geballte Ladung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wir fanden die geballte Ladung
Vom Netzwerk:
die Seite. Auch er konnte nur noch schwer das Lachen verbeißen.
    Wir verdrückten uns leise.
    »Ob die Frau etwas mit der Bombe zu tun hat?«, fragte Phil, während wir von der Brücke auf das darunterliegende Deck hinabkletterten.
    Ich schüttelte den Kopf.
    »Das glaube ich nicht. Aber ich kann mir ungefähr denken, was mit der Frau los ist…«
    »Was?«, rief Phil aus. »Du weißt, was mit der Frau los ist?«
    »Ich weiß es nicht, ich kann es mir ungefähr denken, das ist ein Unterschied, Phil.«
    »Nun sag’s schon!«, bettelte er.
    »Denk doch mal nach! Ich weiß von den Vorgängen an Bord nicht mehr als du auch, mein Lieber. Warum soll ich dir das Denken abnehmen?«
    Phil brummte etwas, was nicht sehr schmeichelhaft für mich war. Ich nahm es ihm nicht übel, schließlich kenne ich Phil.
    Wir kletterten eine Treppe nach der anderen hinab, bis wir auf dem A-Deck waren. Gegen mittschiffs sahen wir die Rettungsboote wie schwarze Schattenbilder gegen den helleren Nachthimmel hängen.
    Im Norden zogen die ersten schweren Wolken auf. Wir schienen direkt auf eine Schlechtwetterzone hinzuhalten.
    Ich steckte mir eine Zigarette an und murmelte: »Komm, wir wollen uns unsere Schießeisen holen. Wenn eine Panik ausbricht, kann man sich mit einer Pistole noch am ehesten durchsetzen.«
    »Okay.«
    Wir gingen an der Backbordseite nach hinten. Plötzlich sagte Phil: »Hey, Jerry! Sieh mal!«
    Wir waren stehen geblieben, und Phil deutete mit der ausgestreckten Hand vor sich hin. In einer Entfernung von etwa acht Yards lag ein eigenartiges Bündel auf dem Deck. Weil der Mond gerade von einer Wolke verborgen war, konnte man es kaum erkennen.
    »Sehen wir uns die Sache mal an«, sagte ich und ging darauf zu.
    Als ich dicht davor stand, erkannte ich es. Ich schluckte.
    »Schnell, Phil! Zünde dein Feuerzeug an!«
    Er schnipste es an, während ich mich schon niederkniete. Phil beugte sich vor und schützte das kleine Flämmchen seines Feuerzeuges mit der hohlen Hand gegen die leichte Brise, die über den Atlantik strich.
    Vor uns lag ein Matrose mit umgehängtem Karabiner. In seiner Brust steckte die Klinge eines fest stehenden Messers bis zum Heft. Ich zog ihm ein Augenlid hoch und blickte in ein glanzloses Auge.
    Ich stand auf und wischte mir das Blut von den Fingern.
    »Und?«, fragte Phil leise.
    Ich schüttelte den Kopf.
    »Nichts zu machen. Der Mann ist ermordet worden. Er ist mindestens schon eine halbe Stunde tot.«
    Ich sah mich um. Vier Schritte von dem Toten entfernt war die Reling. Und dort ragten die beiden geschwungenen Arme hinaus, die einmal ein Rettungsboot gehalten hatten. Die Seile baumelten hinab und klatschten hin und wieder gegen die Bordwand.
    »Ein Boot fehlt«, sagte ich.
    Phil rieb sich übers Kinn.
    »Schöne Schweinerei«, sagte er.
    »Sag dem Kapitän Bescheid. Vor allem soll er sofort die Wachen an den Booten verdoppeln lassen. Außerdem soll er bei den Passagieren und bei der Mannschaft verkünden lassen, dass die Posten Anweisung haben, sofort zu schießen, wenn sich jemand auf mehr als fünf Schritte einem der Boote nähert. Sonst sitzen wir um vier auf einem Schiff, dessen Rettungsboote nicht ausreichen, weil ein paar skrupellose Strolche sich mit ihnen auf und davon gemacht haben.«
    »Okay.«
    »Ich bleibe inzwischen hier und sehe mich ein bisschen um.«
    »In Ordnung.«
    Phil verschwand im Eilzugtempo. Ich leuchtete mit meinem Feuerzeug die Umgebung des Toten ab.
    Well, ich muss Sie enttäuschen. Ich fand weder einen verlorenen Manschettenknopf noch etwa die Visitenkarte des Mörders. So etwas gibt es nur in schlechten Kriminalfilmen.
    ***
    Ungefähr acht bis zehn Yards weiter hing das nächste Boot. Dazwischen waren zwei von den dicken Rohren mit dem halb rundgebogenen Kopf, die in irgendeinem Zusammenhang mit der Lüftungsanlage des Schiffes stehen. Sie haben einen bestimmten Namen und sind so ziemlich auf jedem Schiff zu sehen, aber ich bin kein Seemann und habe mich auch nie sonderlich für die Fachsprache dieser Leute interessiert.
    Mich interessierte viel mehr, wie man den Matrosen hatte ermorden können.
    Ich ging ein paar Schritte bis zum nächsten Boot und fand den Posten gemütlich an der Reling lehnend und auf einer kurzen Stummelpfeife kauend.
    »Na, Mister«, fragte er gemütlich. »Ein bisschen frische Luft schnappen?«
    »Das auch«, murmelte ich. »Wird nicht mehr lange Vorhalten«, brummte er.
    »Was?«
    »Das gute Wetter. Wir kriegen Regen, in ein paar Stunden. Verlassen

Weitere Kostenlose Bücher