0062 - Wir fanden die geballte Ladung
wollen Sie tun?«
»Ich habe die Leute ausgetauscht und lasse noch einmal alles auf den Kopf stellen. Wer zuerst im Bug suchte, wird jetzt im Heck suchen und umgedreht. Ich habe den Offizieren eingeschärft, dass sie genau aufpassen sollen. Aber ich fühle mich trotzdem nicht wohl in meiner Haut.«
»Begreiflich«, nickte ich. »Wenn das Ding so raffiniert versteckt ist, dass man es einmal übersehen konnte, dann kann das auch ein zweites Mal passieren!«
»Zum Teufel, das ist es ja, was mich nervös macht!«, schrie Conder. »Wenn der Kahn tatsächlich in die Luft fliegt, bin ich ein ruinierter Mann! Wer nimmt schon einen Kapitän, der in zwanzig Stunden nicht imstande war, auf seinem Schiff eine Höllenmaschine zu finden, von der ihm mitgeteilt worden war, dass sie vorhanden ist?«
»Was kann im Notfall getan werden -ich meine, wenn man das Ding auch jetzt nicht findet?«
Conder zuckte die Achseln.
»Es kann nur eines getan werden: spätestens um vier Uhr dreißig müssen alle Mann in die Boote. Wir rudern in eine ungefährliche Entfernung und warten ab. Ist bis sechs Uhr keine Explosion erfolgt, gehe ich mit ein paar Freiwilligen zurück an Bord und halte das Schiff auf Kurs. Mit Leinen können wir die Boote in Schlepptau nehmen, sodass nichts passieren kann, selbst wenn die Explosion aus irgendwelchen Gründen später noch erfolgen sollte. Aber stellen Sie sich das Theater vor: Die Passagiere müssten fast sechsunddreißig Stunden Reise auf hoher See in Rettungsbooten überstehen!«
Ich zuckte die Achseln.
»Immer noch besser als eine Himmelfahrt. Sagen Sie, hat die Durchsuchung der Kabine von Holsday irgendetwas zutage gefördert, was erklären könnte, warum er sich so laut weigerte, die Durchsuchung seiner Kabine zu gestatten?«
Conder nickte.
»Ja. Ferrerez fand in einem Koffer von Holsday eine Menge Fotografien, die von sehr schmutziger Art waren. Wahrscheinlich wollte er nicht, dass man diese Bilder bei ihm fand. Es wird ihm peinlich gewesen sein.«
»Aha. Und sonst? Bei irgendwem sonst noch etwas Bemerkenswertes?«
»Bei Odrive. Er schleppt eine Sammlung von zwölf Flaschen mit sich herum, in denen lauter tödliche Gifte enthalten sind.«
»Was?«
»Ja! Er sagte, andere Leute sammelten Briefmarken, er sammle Gifte.«
»Verrückter geht es nun wirklich nicht mehr.«
»Das dachte ich auch. Ibanez, gehen Sie runter in die Küche und holen Sie mir Kaffee.«
Der angesprochene Matrose, der im Hintergrund der Kommandobrücke als eine Art Ordonnanz gestanden hatte, sagte: »Zu Befehl, Sir!«
Er verschwand.
Ich rieb mir über die Finger, wobei ich gleichmütig fragte: »Sagen Sie, Conder, ist Ferrerez eigentlich verheiratet?«
»Mein Erster Offizier?«
»Ja.«
»Nicht dass ich wüsste. Warum fragen Sie?«
»Ach, das hat weiter keine Bedeutung. Ich dachte nur. Weil er doch so ein bildhübscher Kerl ist. Er gehört zu den Typen, auf die die Frauen fliegen.«
Conder lachte.
»Das scheint nur so. Ich habe nie gehört, dass sich Ferrerez in irgendeiner Hafenstadt mit Frauen abgegeben hätte, wie es die meisten tun, wenn sie nach Tagen mal wieder an Land kommen.«
Ich war froh, dass ich ihn vom Thema abgebracht hatte. Mir war da ein ganz eigenartiger Gedanke gekommen, den ich nicht eher aussprechen wollte, als bis ich ihn bestätigt gefunden hatte.
Wir sprachen noch eine Weile über die möglichen Anordnungen, die getroffen werden mussten, wenn die Höllenmaschine auch bei der zweiten Durchsuchung des Schiffes nicht gefunden werden sollte.
Nach einiger Zeit erschien der in die Küche geschickte Matrose wieder. Er sah aufgeregt aus.
»Wo ist mein Kaffee?«, bellte Conder, als er sah, dass der Mann mit leeren Händen zurückgekommen war.
»Sir, der Koch ist verschwunden!«, platzte der Mann heraus.
»Was für Zeug? Sind Sie betrunken, Mann?«
»No, Sir! Der Koch ist verschwunden! Ich habe in seiner Kajüte, im Mannschaftslogis, auf der Toilette und in der Küche nach ihm gesucht.«
»Wer weiß, wo er sich herumtreibt. Haben ihn die Stewards nicht gesehen? Die haben doch dauernd mit ihm zu tun!«
»Sir, ich habe auch die Stewards gefragt. Sie sagten übereinstimmend, dass sie den Koch seit dem Abendessen nicht mehr gesehen hätten. Ein Steward musste sogar selbst einen Fruchtsaft mischen, als ein Passagier danach verlangte und der Koch nicht aufzutreiben war.«
»Das ist ja die Höhe!«, brüllte Conder. »Tut hier schon jeder auf dem Schiff, was er will? Ist die Disziplin jetzt schon in
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