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0062 - Wir fanden die geballte Ladung

0062 - Wir fanden die geballte Ladung

Titel: 0062 - Wir fanden die geballte Ladung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wir fanden die geballte Ladung
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eine da wäre.«
    »Das ist klar«, nickte ich.
    Unser Gespräch versickerte. Wir machten Blanke klar, dass wir es keineswegs als Unhöflichkeit auffassen würden, wenn er in unserer Gegenwart die angefangene Zeitung zu Ende lesen wollte, und er machte sich bald wieder über das Blatt her.
    Plötzlich fasste er mit einer instinktiven Bewegung in seine Jackentasche. Er brachte einen Stift zum Vorschein und begann, in der Zeitung verschiedene Dinge anzustreichen.
    Plötzlich bekam er einen roten Kopf und blickte auf uns.
    »Oh«, sagte er, »dass ich mir das nicht abgewöhnen kann!«
    »Was?«, fragte Phil.
    Blanke deutete auf seinen Stift: »Seit der Ingenieurschule streiche ich alles, was mir beim Lesen als wichtig erscheint, mit meinem Stift an. Unser Mathematikprofessor empfahl uns immer wieder diese Methode. Ich habe sie mir damals so angewöhnt, dass ich es unwillkürlich tue, manchmal sogar in Büchern und Zeitungen, die mir gar nicht gehören.«
    Er deutete mit einer verlegenen Geste auf seinen Stift. Ich beugte mich ein wenig vor.
    »Haben Sie im Laufe des heutigen Morgens schon Zeitungen hier gelesen, Mister Blanke?«
    Er nickte: »Ja. Kurz vor dem Frühstück. Warum?«
    »Ich dachte nur so…«, murmelte ich.
    Aber ich hatte gesehen, dass es ein Rotstift war, den er in der Hand hielt.
    ***
    Es war kurz vor ein Uhr nachts, als uns ein Matrose meldete, dass der Kapitän uns sprechen möchte. Wir möchten ihn auf der Kommandobrücke aufsuchen.
    Wir folgten dem Matrosen. Conder sah uns erwartungsvoll an, als wir die Brücke betraten.
    »Haben Sie irgendetwas herausfinden können?«
    Wir schüttelten beide den Kopf.
    »Schade«, murmelte er. »Sie waren meine letzte Hoffnung. Ich habe per Funk Verbindung mit meiner Reederei aufgenommen. Ich habe in Stichworten Bericht erstattet und meine Vorschläge gemacht. Die Reederei ist völlig mit meinen Vorschlägen einverstanden.«
    »Und was haben Sie vorgeschlagen?«
    »Es wird ununterbrochen weiter gesucht. Findet sich aber auch bis vier Uhr die Höllenmaschine nicht, so gebe ich um vier Uhr Seenotalarm und lasse alle Mann in die Boote gehen.«
    »Es sind genug Boote vorhanden?«
    »Aber ja. Solche Abenteuer wie seinerzeit mit der Titanic riskiert heute keine Reederei mehr. Ich habe auf jedes Rettungsboot zwölf Mann Besatzung und drei Passagiere vorgeschlagen. Die Passagiere brauchen nicht zu rudern, wenn die Santa Cruz tatsächlich in die Luft fliegen sollte.«
    »Sie werden selbstverständlich mit in ein Rettungsboot gehen?«
    Conder sah zum Fenster hinaus.
    »Ich fahre dieses Schiff seit sechs Jahren«, sagte er. »Es ist mein Schiff, in einem anderen Sinne als dem des Besitzers. Wenn das Schiff einen anderen Kurs läuft, als ihm bestimmt war, werde ich es auf diesem Kurs begleiten…«
    »Mann«, brummte ich. »Sind Sie denn verrückt geworden? Das sind doch Ehrbegriffe, die längst überholt sind! Welcher Kapitän geht denn heute noch mit seinem Schiff unter?«
    Conder streifte meine Hand ab.
    »Wenn es sein muss: ich«, sagte er. »Aber zerbrechen Sie sich darüber nicht den Kopf. Ich verlasse mich darauf, dass Sie im Ernstfall wie bisher Ihre ganze Kraft dafür einsetzen, dass es zu keiner Panik kommen kann. Wenn man vernünftig bleibt, ist das Ausfieren der Rettungsboote eine völlig harmlose Sache, vor allem bei der ruhigen See, die wir zum Glück haben.«
    »Das geht schon in Ordnung«, sagte ich. »Aber…«
    Conder unterbrach mit einer Handbewegung.
    »Vor jedem Boot liegen jeweils fünfzehn Schwimmwesten. Es sind absolut zuverlässige Schwimmwesten. Darin kann ein Mensch niemals untergehen, wenn sie nur richtig angelegt werden. Das richtige Anlegen der Schwimmwesten wird von den Offizieren überwacht. Wir werden dafür sorgen, dass sich die Offiziere durchsetzen können. Die Passagiere haben wie jedes Mitglied der Mannschaft auf die Mitnahme von Gepäck zu verzichten. Das Gepäck ist versichert und wird ja ersetzt. Aber wir dürfen nicht riskieren, die Boote durch Gepäckstücke zu überladen, weil wir nicht wissen können, wie das Wetter wird.«
    »Richtig«, stimmte ich zu.
    »Versuchen Sie das den Passagieren begreiflich zu machen. Ausnahmen dürfen wir nicht machen. Machen wir eine, können sich alle anderen darauf berufen.«
    »Das geht schon klar«, meinte Phil.
    »Jedes Rettungsboot hat für zehn Tage Verpflegung und ausreichend Trinkwasser. Damit ist die Rettung der Leute nach Menschenermessen sichergestellt. Die Zahl der Boote ist bei der

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