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0062 - Wir fanden die geballte Ladung

0062 - Wir fanden die geballte Ladung

Titel: 0062 - Wir fanden die geballte Ladung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wir fanden die geballte Ladung
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die Brüche gegangen? Miller, kümmern Sie sich sofort darum! In einer Viertelstunde möchte ich den Koch vor mir stehen haben!«
    »Yes, Sir«, sagte der Zweite Offizier und verschwand.
    Wir brauchten nur ungefähr eine Viertelstunde auf seine Rückkehr zu warten.
    Er meldete: »Der Koch ist nicht aufzufinden. Die Möglichkeit, dass er über Bord ging, ist nicht ausgeschlossen.«
    Conder biss sich wütend auf die Unterlippe. Auch das noch!, sagte seine finstere Miene.
    Ich aber wandte mich ab. Die anderen brauchten nicht zu sehen, dass ich mich mühsam beherrschen musste, um nicht plötzlich lauthals zu lachen.
    ***
    Bis gegen Mitternacht ereignete sich nichts Besonderes. Phil und ich saßen im Rauchsalon und wollten das Ergebnis der zweiten Durchsuchung des Schiffes abwarten. Wir selbst konnten wenig dabei tun. Wir kannten das Schiff nicht so gut, dass wir beim Suchen mehr hätten ausrichten können als die Matrosen, die schon seit Jahren darauf Dienst taten.
    Es gab ein Schachspiel im Rauchsalon, und weil wir nichts anderes zu tun hatten, bauten wir die Figuren auf. Phil setzte mich nach dem vierunddreißigsten Zug durch eine Turm-Läufer-Kombination matt, die ich nicht rechtzeitig durchschaut hatte.
    Er wollte noch ein Spiel machen, und so nahm ich die Revanche an, die er mir bot. Aber ich verlor auch das zweite Spiel. Da sah mich Phil aufmerksam an.
    »Woran denkst du, Jerry?«, fragte er. »Doch nicht an das Schach?«
    Ich lachte.
    »Nicht ganz, du hast recht. Mir gehen die ganzen Dinge durch den Kopf, die wir an Bord erlebt haben.«
    »So viele sind das doch gar nicht. Gestohlener Schmuck und eine angekündigte Bombe.«
    Ich schüttelte den Kopf.
    »No, mein Lieber. Es ist viel mehr. Holsday hat geheime Besprechungen mit diesem angeblichen Journalisten Marvy, von denen aber seine Frau nichts wissen darf. Die Lesfor war mit Odrive einmal so gut bekannt, dass sie sich sogar duzen. Trotzdem will sie aber nichts mehr mit ihm zu tun haben. Dafür bemüht sich Diegos umso mehr um die Frau, der auf einmal Schmuck gestohlen wird. Der Koch des Schiffes verschwindet spurlos, und der firste Offizier versteckt ein Päckchen mit Damenwäsche und wertvollem Schmuck. Holsday streitet sich dauernd mit seiner Frau, die andererseits wieder diesem fröhlichen Verez verliebte Augen macht, sobald es keiner sieht. Odrive sagt der Lesfor wenig schmeichelhafte Dinge, und zur Krönung des Ganzen sitzt vermutlich irgendwo an Bord eine Sprengladung, die den ganzen Kahn auseinanderreißen soll. Es ist wie in einer Kleinstadt: schöne Fassaden und nach außen hochachtbares Bürgertum. Aber sieht man erst einmal hinter die Fassaden der Häuser, so entdeckt man jede Menge Schmutz und Kehricht…«
    »Ein Schiff ist ja für die Dauer einer Reise auch so etwas wie eine Kleinstadt«, meinte Phil.
    »Sehr richtig. Nur schwimmt diese Kleinstadt einige Hundert Meilen weit draußen auf hoher See. Wenn hier etwas passiert, kannst du nicht einfach die Feuerwehren der ganzen Umgebung heranpfeifen. Und ich wette tausend zu eins, dass hier noch allerhand passieren wird. Ich weiß nur noch nicht, was eigentlich. Aber es wird etwas passieren, das weiß ich genau. Ich fühle es. Es liegt in der Luft.«
    »Dann sollten wir aber etwas unternehmen!«
    Ich nickte.
    »Richtig, dafür wäre ich auch, wenn ich wüsste, was wir unternehmen könnten! Wir können mit zwei Mann leider nicht vor sieben Kabinen Wache stehen. Ehrlich gesagt, warte ich nur auf den Startschuss. Irgendwann muss er kommen…«
    Phil sah mich groß an.
    »Du machst mir aber Angst, Jerry«, sagte er ernst. »Offen gestanden, habe ich das ganze Theater bisher auf die leichte Schulter genommen.«
    »Ich nicht. Ich konnte nur nichts Richtiges tun. Das ist das Traurigste.«
    »Na, dann hat es wohl keinen Zweck, dass wir noch eine dritte Partie spielen.«
    »No, mein Alter. Das hat wirklich keinen Zweck. Ich bin dafür, dass wir ein bisschen herumbummeln. Vielleicht stoßen wir auf etwas, was unserer Aufmerksamkeit würdig ist.«
    »Wie du meinst…«
    ***
    Wir gingen an Deck. Es war eine klare Mondnacht, aber seit dem späten Nachmittag fiel das Barometer, und die Beständigkeit des Wetters war also infrage gestellt. Rauchend und schweigend standen wir eine Weile an der Reling und starrten hinab auf das glitzernde Wasser, das in sanften Wellen sich an der Bordwand brach.
    Als wir nach einer Weile weitergingen, hörten wir plötzlich Stimmen hinter dem vorderen Ladebaum. Ich legte den Finger an

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