0063 - Der Hüter des Bösen
Möglichkeit.
Martin musste diesen Weg eingeschlagen haben.
Wenn er auch keinen rechten Sinn erkennen konnte, kehrte auch der Professor auf die Autobahn zurück. Richtung Marseille.
Die Autobahn war stark befahren. Martin hatte durch sein Zögern nun natürlich bereits einen beträchtlichen Vorsprung gewonnen. Es würde schwer fallen, ihn wieder aufzuholen. Der Professor versuchte es trotzdem.
Er trat das Gaspedal voll durch und raste los. Beinahe hätte er abermals einen Fehler gemacht. In letzter Sekunde erkannte er rechter Hand einen Parkplatz. Und auf diesem Parkplatz stand Jean Martins Wagen. Er bekam gerade noch mit, wie die Lichter des Fahrzeugs gelöscht wurden.
Da Wendemanöver auf der Autobahn nur von potentiellen Selbstmördern unternommen wurden, blieb Zamorra gar nichts anderes übrig, als noch ein ganzes Stück weiterzufahren und seinen Wagen dann auf dem Randstreifen abzustellen. Ein Gutes hatte dieser Zwang immerhin doch: Martin konnte beim besten Willen nicht ahnen, dass der Professor in der Nähe war.
Bis zum Parkplatz hatte er ungefähr dreihundert Meter zurückzulegen. Der Regen peitschte ihm ins Gesicht und durchnässte jede Faser seines Anzugs. Aber Zamorra ließ sich durch diese misslichen Umstände nicht abschrecken. Er war sich ziemlich sicher, auf einer heißen Spur zu sein.
Der Parkplatz war von kleineren Bäumen und Büschen umgeben.
Zamorra begrüßte dies sehr, denn so hatte er keine Mühe, sich vollkommen ungesehen an Martins Fahrzeug heranzumachen. Hinter einem Strauch, der genügend Deckung bot, kauerte er nieder. Er hatte Jean Martins Wagen ganz genau im Blickfeld.
Martin selbst konnte er nur sehr undeutlich wahrnehmen. Als dunklen Schatten, der sich hinter der Windschutzscheibe abzeichnete. Dann und wann blitzten kleine Lichtpünktchen auf. Zamorra nahm an, dass der junge Mann eine Zigarette rauchte.
In der nächsten halben Stunde tat sich nicht das Geringste. Der Professor hatte ausgiebig Gelegenheit, darüber Spekulationen anzustellen, was Martin auf diesem Parkplatz suchte. Wartete er wirklich auf Henry Montpellier? Aber woher wollte er wissen, dass der Mörder seines Vaters wirklich hier entlang kommen würde?
Ihm blieb nichts anders übrig, als abzuwarten. Die Zeit wurde ihm ziemlich lang. Er war inzwischen so nass geworden, dass er sich wie ein riesiger Schwamm vorkam. Außer Martins Fahrzeug blieb der Parkplatz völlig leer. Die Autofahrer versprachen sich wohl nichts davon, hier bei diesem Sauwetter Rast zu machen. Martin jedoch machte keinerlei Anstalten, seine Fahrt fortzusetzen.
Und dann plötzlich geschah es.
Zamorra hörte, wie Jean Martin den Motor anstellte. Wenn er jetzt wegfahren würde, hatte Zamorra nur noch wenig Chancen. Ehe er seinen eigenen Wagen erreichen könnte, wäre Martin so ziemlich über alle Berge gewesen.
Aber Martin dachte gar nicht daran, das Weite zu suchen, obgleich es anfänglich ganz danach aussah.
Sein Wagen setzte sich langsam in Bewegung. Die Scheinwerfer wurden nicht eingeschaltet. Martin fuhr im Schritttempo auf die Einfahrt zur Autobahn zu. Auf der rechten Spur der Autostraße näherte sich mit mittlerer Geschwindigkeit ein anderes Auto. Martin schlug offenbar bereits das Lenkrad ein, denn sein Wagen zog eindeutig nach links.
Was hatte der Bursche vor? Wollte er den anderen PKW, der jetzt fast heran war, absichtlich rammen?
Es kam alles ganz anders.
Die Bremsen des sich nähernden Fahrzeugs quietschten plötzlich laut auf. Der fremde Wagen machte einen Schlenker nach rechts und bog mit relativ hoher Geschwindigkeit auf den Parkplatz ein. Er befand sich jetzt im Rücken von Jean Martin. Wieder quietschten die Pneus. Aber der Neuankömmling schaffte es nicht mehr, sein Fahrzeug ganz abzubremsen. Er fuhr von hinten gegen Martins Auto, das inzwischen wieder zum Stillstand gekommen war.
Die unangenehmen Geräusche von splitterndem Glas und sich verbiegendem und ineinander bohrendem Blech drangen an Zamorras Ohr.
Und dann ging es Schlag auf Schlag.
Die Vordertür des fremden Wagens wurde, obgleich sie sichtbar durch den Zusammenprall in Mitleidenschaft gezogen worden war und fraglos klemmte, mit brutaler Kraft aufgedrückt. Eine dunkle Gestalt stürzte heraus. Auch Jean Martin löste sich vom Fahrersitz und sprang aus seinem Auto. Dann stürmten die beiden, Martin und der Fremde, aufeinander los. Im Scheinwerferlicht des fremden Wagens trafen sie zusammen.
Was dann geschah, war so unglaublich, dass selbst Zamorra, der
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