0063 - Sandra und ihr zweites Ich
ausgenommen. Man konnte wieder sein eigenes Wort verstehen.
Suko lehnte an der Wand und wischte sich Wasser- und Schweißtropfen aus dem Gesicht. Ich steckte zögernd die Beretta weg.
»Es hat geklappt«, sagte mein Freund seufzend. »Es war doch gut, daß du diese abscheulichen Superfrösche abgeknallt hast. Das müssen die führenden Dämonen dieser Bande gewesen sein. Mit ihrem Tod hast du auch die anderen gebannt.«
»Kann sein«, murmelte ich und starrte angestrengt ins Wasser. Es war wieder kristallklar. Ich konnte bis auf den Grund sehen.
Der Tote trieb genau wie vorher mit dem Gesicht nach unten und verbreitete den Eindruck des Fliegens. Abgesehen davon, daß er nun in der Mitte des Beckens schwamm, zeigte er keine Spuren des Kampfes.
»Um Himmels willen!« rief eine Männerstimme.
Ich fuhr herum. Durch das Heulen der Sirene hatte ich nicht gehört, daß der leitende Ingenieur hereingestürmt war. Er starrte schreckensbleich in das Wasser.
»Stellen Sie endlich dieses verdammte Ding ab!« schrie Suko und deutete auf die Lautsprecher, aus denen das durchdringende Heulen der Sirene drang.
Der Ingenieur schrak zusammen, nestelte einen Schlüssel von seiner Halskette los und schob ihn in ein Schloß an der Wand. Mit einem dumpfen Brummen erstarb der Alarm.
»Holen Sie ihn aus dem Wasser, ich verständige den Yard«, sagte ich zu dem Mann und zog Suko ins Freie.
»Bevor du mich danach fragst, ich habe es nicht ausgehalten, auf dich zu warten«, sagte Suko.
Ich schüttelte den Kopf. »Ich frage dich gar nicht. Ich zerbreche mir vielmehr den Kopf, wieso wir noch leben.«
»Freu dich doch darüber!« Er zog erstaunt die Augenbrauen hoch. »Oder würdest du jetzt lieber da drinnen neben Mr. Flint schwimmen?«
»Es war zu einfach.« Ich wurde das unangenehme Gefühl nicht los, daß hier etwas nicht stimmte. »Es war eine sorgfältig vorbereitete Falle der Dämonen. Und wir sind mit drei Schüssen entkommen?«
Suko stutzte. »Na und? Und war die Macht der Silberkugeln, oder…?«
»Ich weiß es nicht«, murmelte ich. »Wie bist du hergekommen?«
»Mit einem Taxifahrer, den ich bestochen habe, damit er alle Geschwindigkeitsrekorde bricht.« Suko schlug mir lachend auf die Schulter. »Komm, John! Machen wir weiter! Diese Runde geht eindeutig an uns!«
Ich war nicht davon überzeugt, aber es gab zwei Argumente, mir nicht mehr den Kopf darüber zu zerbrechen. Erstens mußte ich meine Kollegen im Yard verständigen, damit sie Flints Leiche abholten. Und zweitens begann ich in den nassen Kleidern zu frieren.
***
Jane Collins hatte sich noch nie gedrückt, wenn es gefährlich wurde. Das hatte sie erst wieder durch den Kampf gegen Mr. Flints Kopie bewiesen. Sie blieb jedoch gern in ihrem Apartment, als Suko zu den Wasserreservoirs fuhr.
»Ich will nur dabei sein, wenn John die Leiche untersucht«, erklärte Suko. »Ruh dich aus, Jane! Du hast es dir wirklich verdient!«
Sie hatte die Tür kaum hinter dem unermüdlichen Kämpfer gegen das Böse geschlossen, als ihr fast die Augen zufielen. Sie schleppte sich zur Couch, streckte sich darauf aus und glaubte, sie würde sofort in Tiefschlaf fallen.
Daraus wurde jedoch nichts. Die aufregenden Ereignisse ließen sie nicht zur Ruhe kommen. Außerdem gab es noch eine Menge ungelöster Probleme.
Da war zum Beispiel jene schemenhafte Frauengestalt, die sie bei der Auflösung der Kopien gesehen hatten. Wer war sie? Wen hatte der Dämon ermordet?
Noch ein Problem! Wie viele Dämonen waren eigentlich an diesem Kampf beteiligt? Nur ein einziger, nämlich jener aus der Satansstatue? Oder waren es mehrere, die diesen einen unterstützten?
Jane verfiel endlich in einen seichten Schlummer, aus dem sie ein feines Geräusch riß.
Das Einschnappen ihrer Wohnungstür!
Jemand hatte Janes Apartment betreten! Sie fühlte, wie eine Gänsehaut an ihren Beinen hochkroch!
Sie hatte alle Lichter gelöscht. Angespannt blickte sie zur Vorzimmertür. Sie erwartete, daß sich jemand anschlich.
Sie täuschte sich. Die Tür flog auf. Im nächsten Moment flammte die Deckenlampe auf.
Geblendet schloß Jane die Augen, zwang sich jedoch dazu, sie gleich darauf wieder zu öffnen. Schmerzhaft blinzelnd starrte sie eine Frau an, die sie noch nie in ihrem Leben gesehen hatte. Ungefähr fünfzig, farblos, unscheinbar, die Haare streng nach hinten gekämmt, um den Mund ein bitterer Zug.
»Was… was wollen Sie von mir?« fragte Jane stockend. Sie konnte sich nicht erklären, wie die Fremde in
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