0063 - Sandra und ihr zweites Ich
das Apartment gelangt war. Ihre Tür war gut gesichert.
Die Unbekannte lächelte spöttisch. »Wir haben uns schon mehrmals gesehen, Jane Collins! Nur jedesmal in anderer Gestalt!«
Es fiel Jane wie Schuppen von den Augen. Der Dämon! Der Dämon der Kopien!
»Die schemenhafte Frauengestalt!« rief sie.
»Richtig!« Die Unbekannte nickte. »Die schemenhafte Frauengestalt! Es ist mir gelungen, vor euch mein wahres Äußeres zu verbergen. Daher weißt nur du, wie ich aussehe, und du wirst keine Gelegenheit mehr haben, es jemanden zu erzählen, Jane Collins!«
Die Privatdetektivin ließ sich von der Couch fallen. Damit hatte ihr Gegner nicht gerechnet. Die Fremde fiel über die Couch. Sie hatte sich auf Jane gestürzt, doch diese war entkommen.
Vorläufig jedoch nur! Denn der Dämon warf sich sofort wieder auf Jane.
Sie rollte sich zur Seite, versetzte der Unbekannten einen heftigen Stoß, schnellte sich hoch und wollte zur Wohnungstür fliehen.
Der Dämon war schneller als sie. Ehe sie die Wohnzimmertür erreichte, stand die Unbekannte mit ausgebreiteten Armen davor.
Schritt um Schritt kam sie auf Jane zu, den ungezügelten Willen zum Töten im Blick. Jane erkannte, daß sie sich selbst helfen mußte. Schonung hatte sie nicht zu erwarten, Hilfe von außen auch nicht. Ihre Freunde waren in den Wasserwerken voll beschäftigt. Sie konnten nicht rechtzeitig wieder hier sein, würden wahrscheinlich auch gar nicht mehr zu Jane kommen. Sie waren doch davon überzeugt, daß sie friedlich schlief!
Jane hielt den Blick starr auf das Gesicht der Fremden gerichtet. Sie wollte darin den Moment des Angriffs erkennen. Ein Zucken der Lider, ein heftiger Atemzug sollten ihr als Warnung dienen.
Doch ehe dieser Angriff erfolgte, stieß Jane mit dem Rücken gegen die Wand. Sie wich zur Seite, konnte auch da nicht mehr weiter. Der Dämon hatte sie in eine Ecke ihres Wohnzimmers gedrängt. Sie saß in der Falle.
Jetzt mußte es passieren. Jane verkrampfte sich, doch der Dämon rührte sich nicht von der Stelle.
»Schöpfe keine falsche Hoffnung, Jane Collins«, sagte die Unbekannte mit einem leisen Lachen. »Du wirst sterben, jetzt gleich! Vorher aber sollst du erfahren, welchen Plan sich der Schwarze Tod ausgedacht hat! Du sollst begreifen, welchem Zweck unser Täuschungsmanöver gedient hat. Ehe du stirbst, möchte ich mich an deinem Entsetzen weiden!«
Die Kopie erzählte. In allen Details schilderte sie den Plan der Dämonen, und mit jedem Wort steigerte sich Janes Grauen. Erst jetzt durchschaute sie das satanische Spiel, das die Mächte der Finsternis mit ihr und ihren Freunden getrieben hatten. Sie waren nur Figuren auf einem Schachbrett gewesen, und die Dämonen hatten die Züge bestimmt. Sie hatten auch den Zug vorbereitet, mit dem sie den Geisterjäger und seine Helfer schachmatt setzten.
»Du kennst jetzt die Wahrheit«, sagte die Kopie zuletzt. »Und nun sorge ich dafür, daß du dieses Wissen in die Ewigkeit mitnimmst!«
Jane griff sich ans Herz. Diese entsetzliche Anspannung hielt sie kaum noch aus. Sie zuckte zusammen, als sie unter ihren Fingern einen harten Gegenstand fühlte.
Freudiger Schreck durchzuckte sie. Das silberne Kreuz! Sie hatte es noch nicht zurückgegeben, hatte es einfach in der Außentasche ihres Pullovers vergessen!
Mit bebenden Fingern holte sie es hervor und streckte es dem Dämon entgegen.
»Weiche, böser Geist!« flüsterte sie beschwörend. »Weiche vor den Mächten des Guten und vor der Kraft des Lichts!«
Blankes Entsetzen verzerrte das Gesicht der Unbekannten. Sie wich wimmernd vor dem Kreuz zurück.
Jane wußte, daß sie den Dämon auf diese Weise nicht vernichten konnte. Sie vermochte jedoch, ihr Leben zu retten.
Nun war sie es, die ihren Gegner Schritt um Schritt vor sich hertrieb, durch das Wohnzimmer, hinaus in das Vorzimmer. Der Dämon rettete sich durch einen Sprung auf den Korridor und schlug die Tür des Apartments hinter sich zu.
Als Jane ebenfalls den Korridor betrat, lag dieser leer vor ihr. Der Dämon hatte sich in Luft aufgelöst!
Jane Collins kehrte nur in ihr Apartment zurück, um einen Mantel und die Autoschlüssel zu holen. Sie mußte ihre Freunde so schnell wie möglich warnen. Sie mußte ihnen erzählen, was sich ereignet und was sie erfahren hatte!
Nur so konnte sie das Schlimmste verhüten – falls es nicht schon zu spät war!
***
»Jetzt hat es mich doch erwischt«, meinte Inspektor Featherton, als ich ihm den Toten im Wasserreservoir zeigte. »Und
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