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0065 - Schräge Töne - falsche Noten

0065 - Schräge Töne - falsche Noten

Titel: 0065 - Schräge Töne - falsche Noten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: falsche Noten
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ihm kurz den Ausweis hin.
    Der Polizist salutierte. »Entschuldigen Sie, ich dachte…«
    »Schon gut, Sergeant.«
    Der Cop warf einen Blick auf den Mann vor mir.
    »Das ist Lesly Tanio«, sagte er. »Er wohnt hier im Revier. Kann ich noch behilflich sein?«
    »Wissen Sie, mit wem er Umgang hat, Sergeant?«, fragte ich rasch.
    »Mit vielen jungen Burschen, aber er hat außerdem einen Bruder, der Roc heißt. Der ist aber unangenehmer. Der Lesly, den Sie haben, Sir, ist kaum mehr als ein Halbstarker.«
    »Einen Bruder?«, wiederholte ich. »Wo kann man ihn finden?«
    »Er treibt sich viel in einer kleinen Kneipe herum. Sie liegt hier in der Nähe, zwei Ecken weiter.«
    »Sehen wir ihn uns an…«
    In diesem Augenblick machte Lesly Tanio einen verzweifelten Fluchtversuch. Er rannte nach links weg wie ein flüchtendes Tier, aber er musste nahe an Phil vorbei. Phil machte nur eine kleine Bewegung mit einem Bein und einer Hand. Lesly Tanio überschlug sich und rutschte dann flach auf Bauch und Gesicht über das Pflaster. Phil ging hin, packte ihn im Nacken und stellte ihn auf die Beine.
    »Dentel, wollen Sie bitte den Burschen bewachen, während uns der Sergeant zu seinem Bruder bringt«, bat ich unseren Kollegen.
    Lesly Tanio bekam ein paar Handschellen verpasst, und unter Führung des Cops gingen Phil und ich zu jener Kneipe.
    ***
    Es war eine jener Allerweltswirtschaften. Hinter dem Schankraum lag ein kleineres Billardzimmer, aber beide Räume waren nicht durch eine Tür getrennt.
    Der Laden enthielt nur wenige Gäste. Sie starrten uns an. Drei Männer lösten sich von der Theke, und während wir tiefer in das Lokal hineingingen, gingen sie hinaus. Sie waren Leute von der Sorte, denen das Bier nicht mehr schmeckt, wenn ein Polizist beim Trinken zuschaut.
    Von der Mitte des Raumes aus hatte man einen guten Blick in das Billardzimmer. Der Cop beugte sich vor.
    »Das ist er«, sagte er. »Der Mann, der gerade jetzt die Kugel stößt.«
    Es war ein nicht sehr großer Mann, in dessen Gesicht die mächtigen Kiefer auffielen. Außer ihm waren nur zwei Männer im Zimmer, die ebenfalls Billardqueues in den Händen hielten.
    »Soll ich ihn holen, Sir?«, fragte der Sergeant diensteifrig.
    »Augenblick«, antwortete ich. »So harmlos ist der Bursche nicht.«
    In dieser Sekunde hob Roc Tanio den Blick von den bunten Kugeln, sah den Cop und uns und reagierte mit der Blitzartigkeit einer zustoßenden Viper. Er legte das Queue auf den Tisch. Wie hingezaubert lag eine Pistole in seinen Händen.
    Der Schuss dröhnte in dem niedrigen Lokal, und der Polizist sank in die Knie. Ich fing ihn auf, zerrte ihn zur Seite und hatte schon in der anderen Hand die Smith & Wesson und den Finger am Abzug, als mir einer der Billardspieler, der laut schreiend und bis über den Kragen voller Panik aus dem Zimmer rannte, vor den Pistolenlauf geriet. Instinktiv machte ich den Finger wieder gerade. Ich sah noch, wie Phils Kugel einen langen Ratscher in das Billardtuch schnitt, und wie Tanios Kopf hinter dem Tisch verschwand. Dann hatte ich den Cop glücklich in Deckung eines Spielautomaten. Die Deckung war unvollkommen. Ich warf den Automaten um. Seine Deckscheibe zerklirrte, aber so war es besser.
    Das alles spielte sich in wenigen Sekunden ab. Noch als der Polizist lag, flüchteten die Leute aus der Tür, peitschten zwei Schüsse aus Tanios Pistole und zwei Schüsse aus der Smith & Wesson von Phil. Gleich darauf krachte es polternd, und dann war es plötzlich so still, dass ich hörte, wie das Bier aus einer umgestürzten Flasche sickerte.
    Ich untersuchte rasch den Cop, der die Augen geschlossen hielt und schwer atmete. Er hatte einen Schulterschuss, der zu tief saß, um leicht genommen zu werden.
    Ich rief Phil an. Er hatte sich zwei Tische zusammengeschoben und hockte dahinter. Ich konnte ihn von meiner Deckung aus sehen, aber von dem Billardzimmer nur einen Winkel.
    »Wie steht’s?«
    »Er hat den Billardtisch umgestürzt«, antwortete er. »Mit einer Kugel ist er nicht zu erreichen.«
    »Kann er fliehen?«
    »Weiß nicht. Ich sehe kein Fenster. He, Wirt! Wo sind Sie?«, rief er.
    Das ganze Gespräch ging in voller Lautstärke vor sich. Tanio musste jedes Wort hören können, aber er rührte sich nicht.
    »Ich liege hier hinter der Theke«, antwortete die schwankende Stimme des Wirtes, ohne dass der Mann auftauchte. »Was soll ich tun?«
    »Bringen Sie mir einen doppelten Whisky«, lachte Phil grimmig. »Kann der Bursche aus dem Billardzimmer

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