0065 - Schräge Töne - falsche Noten
zwanzigtausend Dollar. Lesly hast du nur zweitausend für seine Hilfe abgegeben. Für einen Bruder finde ich das reichlich schäbig.«
Ich spielte scheinbar nachdenklich mit einem Bündel.
»Zwanzigtausend Dollar für einen Mord. Ist das jetzt der Kurs? Teuer, aber für deinen Auftraggeber immer noch billig, denn ihn kosten diese Scheine vielleicht zwei- oder dreihundert Dollar.«
Ich hob den Kopf und sah ihn an.
»Das ist nämlich Falschgeld, Roc. Blüten. Und nur weil dein Auftraggeber mit Blüten bezahlt hat, haben wir dich so rasch gefasst, denn Lesly hat mit den Blüten Wetten abgeschlossen, der Wetteinnehmer brachte sie zur Bank, die Bank brachte sie zu uns. Wir gingen den Weg rückwärts bis zu Lesly, und von deinem Bruder bis zu dir war es nicht mehr weit.«
Roes großer Mund stand weit offen. Er keuchte, und es dauerte Minuten, bis er einen Ton herausbekam.
»Falschgeld«, stöhnte er. »Das… das… soll Falschgeld sein?«
»Das ist Falschgeld«, sagte ich hart.
Es war sehr still in Raum. Nur Tanios Atem kam keuchend wie das Fauchen einer Dampfmaschine. Seine Augen begannen vorzuquellen, und er sah aus, als würde er gleich an einem Schlaganfall zu Boden sinken.
Sehr vorsichtig, fast leise, fragte ich: »Wie heißt der Bursche, der dich reingelegt hat, Roc?«
»Ponchos«, keuchte er. »Al Ponchos dieses…« Und dann brach ein Strom unflätigster Schimpfworte und Flüche aus seinem Mund, die sich in Sekundenschnelle zu einem Schreikrampf steigerte, in dem er sich zuckend auf dem Boden wand.
***
Beim FBI in New York kannte man Al Ponchos ganz gut. Man hielt ihn für einen Gangster der unteren Mittelklasse, und es stand für uns eigentlich von vornherein fest, dass Ponchos nicht der Hersteller und der Organisator der Falschgeldgeschichte sein konnte. Er steckte aber offenbar irgendwie mit darin. Tanios Geständnis ließ daran keinen Zweifel.
Wir beratschlagten mit unserem Chef, Mr. High, ob wir bei Al Ponchos gleich mit dem ganzen Orchester anrücken sollten, aber schließlich wurden wir uns einig, dass es besser sei, bei ihm erst einmal sanft auf die Tube zu drücken.
»Vergraulen Sie ihn nicht gleich, Jerry«, sagte High. »Es kann sein, dass die Leute, die ihm das Geld liefern, ihn überwachen.«
»Vergessen Sie nicht, dass er persönlich es war, der den Mord in Auftrag gegeben hat«, erwiderte ich. »Das spricht eigentlich dafür, dass er selbst eine wichtige Rolle im Kreis spielt.«
Da wir uns also für die sanfte Gangart entschlossen hatten, besuchten wir Ponchos am Nachmittag in seiner Wohnung in der 82. Straße, als wären wir zum Tee eingeladen.
Ponchos war allerdings nicht sehr erfreut, als er uns im Türrahmen stehen sah.
»Sie wünschen?«, fragte er, nachdem ein Diener, der mir eher nach Leibwächter aussah, ihn herbeigerufen hatte.
Ich nahm meinen Hut ab und sagte: »Sie vermuten richtig, Ponchos. Wir sind Kriminalbeamte, genauer gesagt, FBI-Agents.«
Seine Lippen zitterten ein wenig, aber dann sagte er bullig: »Kommt rein!« Er stürmte vor uns her in sein Wohnzimmer.
Im großen Bogen pirschten wir uns an die Sache heran.
»Da ist vor einigen Wochen ein Mann bei einem Konzert erstochen worden, Ponchos. Er hieß Fancy Roon, und wir hörten, dass er für Sie gearbeitet hat.«
Ponchos war nicht so ungeschickt, alles zu leugnen.
»Stimmt«, antwortete er. »Er hat für mich gearbeitet, aber den Dolchstich in dem Konzert habe ich weder bezahlt, noch hat er ihn sich in meinem Auftrag geholt. Roon war bei mir nur Gelegenheitsarbeiter.«
»Für gelegentliche Morde?«, erkundigte sich Phil mit unschuldigem Gesicht, als spräche er vom Kistenstapeln.
Ponchos prallte zurück. »Was soll das heißen?«, fragte er rau, um gleich darauf seine Verlegenheit mit einer großen Szene zu überspielen.
»Ich weiß, Jungs, dass ihr schon lange scharf darauf seid, mir etwas anzuhängen. Keine Feindschaft deswegen. Wenn ihr es schafft, gebe ich euch sofort meine Hände, und ihr könnt mir die Schellen um die Gelenke legen, ohne dass ich mich wehren werde. Aber Morde stehen bei mir nicht auf dem Programm. Das Geschäft erfordert manchmal raue Methoden, und dafür holte ich mir hin und wieder Fancy Roon. Das ist alles. Versucht, ob ihr mir mehr beweisen könnt. Ich wette, ihr schafft es nie.«
»Wir haben bei Ihnen nur noch nicht richtig hingesehen, Ponchos«, sagte ich friedfertig. »Sie sind nicht annähernd ein so großer Gangster, wie Sie glauben.« Der Augenblick schien mir günstig,
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