0065 - Schräge Töne - falsche Noten
er auf dem elektrischen Stuhl landen konnte, nicht mehr so schrecklich.
»Ich habe es gekauft«, erklärte er leise.
»Von wem?«
»Von einem Mann, der sich Bottom nennt.«
»Erzähle schon!«
Mit tonloser Stimme berichtete er, wie einer seiner Leute einen alten Freund, einen Grafiker, dem es miserabel ging, im Krankenhaus besucht hatte. Der Grafiker, der so krank war, dass er nur noch wenige Tage zu leben hatte, und der schon vor Jahren einmal gesessen hatte, weil er eine Notenfabrik auf eigene Rechnung eröffnet hatte, die Platten waren damals ausgezeichnet gestochen gewesen, aber das Papier und die Farben waren schlecht, dieser Grafiker also hatte dem Freund berichtet; dass er für einen Mann namens Bottom Platten für den Druck von Fünfdollar-Noten gestochen hatte. Ein paar Tage später war der Mann gestorben, aber Ponchos hatte davon erfahren und sich hinter die Sache geklemmt. Er hatte Bottoms Quartier ausfindig gemacht, aber der Chef der Fälscher hatte ihn abfahren lassen.
»Erst als ihr die Cough-Band hochnahmt und damit seine Verteilungsmethode blockiertet, war er bereit, mit mir Geschäfte zu machen. Er verkaufte mir das Falschgeld.«
»War es Bottom, der deine Dienste, beziehungsweise die von Roc Tanio in Anspruch nahm?«
»Ja, aber das hat sich genau so abgespielt, wie ich es berichtet habe.«
»Schön, lassen wir das Thema für den Augenblick. Wer ist dieser Bottom?«
»Ich habe ihn nie gesehen, G-man.«
»Und wo wohnt er, Ponchos?«
»Wenn ich ihn sprechen wollte, habe ich immer das Zimmer 14 des Taltan Hotel angerufen.«
»Taltan Hotel! So!«
***
Phil und ich standen auf der 108. Straße vor der bescheidenen Leuchtreklame des kleinen Hotels. Die 108. sah so aus wie immer, aber sie sah nur so aus. An den nächsten Querstraßen war sie gründlich abgesperrt, und von den Menschen, die auf der Straße auf- und abgingen, waren schätzungsweise sechzig Prozent G-men.
»Wollen wir also?«, fragte Phil.
»Na los«, antwortete ich. »Was macht deine Smith & Wesson?«
»Sitzt locker. Gehen wir.«
Wir überquerten die Straße, und mit uns setzte sich eine Anzahl ziviler Herren in Bewegung und steuerten gleich uns das Hotel an, wobei sie jedoch einigen Abstand hielten. Wir hatten nicht die Absicht, gleich mit Pauken und Trompeten den Krieg zu eröffnen, da wir nicht wussten, wie viel harmlose Leute sich im Hotel aufhielten.
So gingen Phil und ich allein zum Eingang, während sich die Kollegen im Hintergrund hielten.
Das Hotel hatte eine ungewöhnliche Tür. Als ich die Klinke niederdrückte, ließ sie sich nicht öffnen.
»Komisch«, flüsterte Phil. »Ein Hotel mit geschlossener Tür.«
Ich drückte auf den Klingelknopf mit der Unterschrift: Nachtportier. Deutlich konnte ich die Klingel schrillen hören, aber es kam niemand.
Phil war ein paar Schritte zurückgetreten.
»Bis auf die Leuchtreklame ist kein Fenster in diesem Hotel erleuchtet«, stellte er fest. »Ich hoffe nicht, dass sie sich schon auf die Verteidigung eingestellt haben.«
Ich probierte bereits einen Dietrich im Schlüsselloch. Das Schloss war nicht kompliziert. Ich bekam es nach einigen Minuten auf.
Vorsichtig schob ich mich in das Haus hinein. Es war dunkel und absolut still. Ich tastete mich bis zur Portiersloge vor, weil ich annahm, dass dort die Schalter für die Beleuchtung waren, und ich fand sie auch.
Es ist immer eine eigene Sache, in einem Haus Licht zu machen, in dem man einen oder mehrere Gangster vermutet. Es kann sehr leicht sein, dass im Augenblick des Aufflammens der Beleuchtung auch die Pistolen zu bellen und die Maschinenpistolen zu rattern beginnen. Ich drehte den ersten Schalter. Es wurde hell, aber sonst geschah nichts, absolut nichts.
Phil pfiff die Kollegen herbei. Wir durchsuchten das Hotel. Wir fanden zerwühlte Betten in den Zimmern, offene Kleiderschränke, schmutzige Waschbecken, Dreck und Staub überall von der Küche bis zum Dachboden, aber wir fanden keinen Menschen. Das Hotel war unbewohnt, und die flackernde Leuchtreklame draußen war nur eine Tarnung, die sich automatisch durch eine an den Stromkreis angeschlossene elektrische Uhr einschaltete.
»Zum Teufel!«, schimpfte Phil. »Wem gehört dieses Hotel? Das muss doch festzustellen sein.«
Es war festzustellen. Allerdings mussten wir dafür ein paar Leute vom Katasteramt von ihren abendlichen Freuden fortreißen. Sie blätterten die Grundbücher durch und wir erhielten die Auskunft.
»Das Taltan Hotel gehört Mr. James
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