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0066 - Dämonenrache

0066 - Dämonenrache

Titel: 0066 - Dämonenrache Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Walter Appel
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Basar in der Altstadt. Wenn Sie es nicht tun, werden Sie morgen wieder einen Karton erhalten.«
    Der Anrufer legte auf. Zamorra ließ den Hörer sinken und starrte auf den Karton mit dem makabren Inhalt. Er hatte den Karton noch im Zimmer. Er wußte nicht, was er im Moment mit ihm machen sollte.
    Zamorra überlegte sich, was er tun konnte. Abu Dschafar und Abd el Bekom hatten ihn in der Klemme. Der Meister des Übersinnlichen war ins Aus manövriert.
    Als Zamorra noch vor sich hinsah und Bill vom Balkon zu ihm herschaute, hörte er wieder das Singen und Klingen. Die Melodie war zu hören, Chadischas zarte Melodie, die unter Disakkorden und Kontrapunkten erstarb.
    Ein seltsames Gefühl schlich in Zamorras Herz. Er sah, wie Bill Fleming sich aufrichtete, gespannt zu ihm hersah. Aber die leuchtende Aura und die schöne Gestalt Chadischas sah nur Zamorra allein.
    Sie trug wieder die Haremskleidung und den Gesichtsschleier. Sie war so schön, daß jeder Mann von ihr bezaubert sein mußte, und ihre Augen schauten todtraurig und voller Verzweiflung. Wie die Augen einer Verdammten und Gepeinigten.
    »Chadischa«, sagte Zamorra leise.
    Er vernahm die zarte, klingende Frauenstimme in seinem Gehirn.
    »Meister des Übersinnlichen, du bist der einzige, der Abu Dschafar vernichten kann. Biete deinen ganzen Mut und all deinen Scharfsinn auf. Hüte dich vor dem Platz, auf dem die Häuser zwei Steine haben. Stärke dein Herz, läutere deinen Sinn und kämpfe.«
    Zamorra sprach nicht laut. Er dachte an seine Fragen.
    »Wer bist du, Chadischa? Bist du ein Dschinn? Auf welcher Seite stehst du?«
    »Ich habe dir schon gesagt, daß ich die Tochter Oman al-Bakrs bin, der zur Zeit des großen Harun al-Raschid Sultan von Tingis war. Meine Schuld ist es, daß Abu Dschafar der werden konnte, der er ist, und ich habe schwer dafür gebüßt.«
    »Du mußt mir helfen, Chadischa. Sag, wie kann ich Abu Dschafar vernichten und deine Seele befreien?«
    Die Erscheinung schüttelte traurig den Kopf.
    »Ich kann nicht reden, der Bann des Abu Dschafar verhindert es. Wenn du eine seiner Töchter in deinen Bann schlägst, dann kann ich sprechen.«
    Die Erscheinung wurde durchscheinender, blasser. Sie rang die Hände.
    »Jahre und Jahrhunderte habe ich geweint über das Böse, das wegen mir geschah. Ich erleide furchtbare Qualen, von denen sich kein lebender Mensch eine Vorstellung machen kann.«
    Die Aura wurde blasser.
    In dem letzten Moment, in dem er noch Verbindung mit Chadischa hatte, fragte Zamorra noch einmal.
    »Wer bist du, Chadischa? In welcher Beziehung stehst du zu Abu Dschafar?«
    Ganz schwach erreichte es Zamorra.
    »Ich bin sein Weib.«
    Dann war die Erscheinung verschwunden. Zamorra starrte auf die leere Wand. Die Melodie, die er wieder von neuem gehört hatte, die Melodie der Chadischa, erstarb. Die reinen Töne und auch die häßlichen Klänge, die sie ersticken wollten, vergingen.
    Bill Fleming schüttelte Zamorra.
    »Zamorra, was ist los? Was stehst du da wie angenagelt? Mann, du siehst aus, als hättest du gerade ein Gespenst gesehen.«
    Zamorra wischte sich über die Stirn und schüttelte den Kopf. Er hatte Bill noch nicht berichtet, welche Vision er am Vorabend im Lokal des Faydar al-Kabir gehabt hatte, ehe die Bauchtänzerin auftrat.
    Alles hatte sich zu hektisch entwickelt.
    Zamorra hatte bisher alles für einen Nebeneffekt von Abu Dschafars bösem Zauber gehalten, für einen Trick, um ihn abzulenken.
    Jetzt erst wußte er, daß es nicht so war. Er erzählte Bill von der Erscheinung am letzten Abend und der jetzigen.
    Bill Fleming machte kugelrunde Augen.
    »Harun al-Raschid war ein Zeitgenosse Karls des Großen«, sagte er. »Der große Kalif regierte von 786 bis 809 von Bagdad aus sein Reich. Wenn es stimmt, daß Chadischa in dieser Zeit lebte und daß auch Abu Dschafar damals schon sein Unwesen trieb, ergeben sich Aspekte, die noch keiner von uns geahnt hat. Das liegt beinahe zwölfhundert Jahre zurück.«
    »Für Dschinns und Dämonen ist Zeit, etwas anderes als für uns«, sagte Zamorra. »Chadischa will uns helfen. Sie kann frei reden, wenn ich eine Tochter des Abu Dschafar banne. Das ist klar. Aber was bedeutet es, daß ich mich vor einem Platz hüten soll, auf dem die Häuser zwei Steine haben?«
    »Keine Ahnung«, sagte Bill. »Was für Steine können da denn gemeint sein? Daraus werde ich nicht klug.«
    Zamorra ging im Zimmer auf und ab, die Hände auf dem Rücken.
    »Weißt du etwas über Oman al-Bakr?« fragte er Bill

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