0066 - Dämonenrache
Schwäche für weibliche Schönheit. Bald wirst du mir ganz gehören.«
Bei der Berührung der vertrockneten alten Hand überlief es Nicole kalt. Sie befeuchtete ihre Lippen mit der Zunge und sprach mühsam.
»Wie komme ich hierher? Was habt ihr mit mir vor.«
Abd el Bekim kicherte.
»Ich habe dich entführen lassen. Was wir mit dir vorhaben, wirst du gleich merken. Sei nicht so neugierig.«
»Laßt mich los! Ich schreie um Hilfe. Ich warne dich, Abd el Bekim. Zamorra und Bill Fleming werden mich finden, und dann geht es dir an den Kragen. Wage es nicht, mir auch nur ein Haar zu krümmen.«
»Wenn du schreist, dann schreist du nicht lange«, sagte Abd el Bekim. Er klatschte in die Hände. »Genug geredet jetzt. Golda! Rahel!«
Das eine Mädchen ging hinaus. Das andere zog die dunkelblaue Jacke mit dem Schulemblem und die Bluse aus. Von weiblichen Formen konnte man bei diesem Mädchen kaum sprechen. Auf einen Wink Abd el Bekims drehte das Mädchen sich um und wandte Nicole den Rücken zu.
Nicole hatte schon gewußt, was kommen würde. Trotzdem konnte sie einen Aufschrei nicht unterdrücken, als sie es jetzt sah. Das Mädchen trug den Kopf des Dschinns Abu Dschafar auf den Rücken tätowiert.
Seine giftigen, knalligen Farben leuchteten. Die scheußlichen Augen lebten und glühten. Ein Fauchen kam aus dem Mund des Dämons.
»Beginne!« sagte er mit dumpfer, grollender Stimme.
Nicole bekam nicht mehr heraus als den einen kurzen Aufschrei.
Sie konnte den Blick nicht von den glühenden Augen des Dämons wenden. Er lähmte sie, schlug sie in seinen Bann. Nicole war bei vollem Bewußtsein und bei klarem Verstand. Aber sie konnte kein Glied rühren und keine Silbe hervorbringen.
Abd el Bekim nahm den Tätowierungsstichel, schob den Stecker in die Steckdose. Er baute neben Nicole Duval Flaschen und Tiegel auf.
Dann stellte er die Lampe so, daß sie Nicoles Oberkörper beleuchtete, und schaltete sie ein.
»Komm näher, Golda«, sagte er. »Ich will mit der Arbeit beginnen.«
Der Dämonenkopf auf Goldas Rücken sollte ihm als Vorlage dienen. Nicole begriff, und eisiges Entsetzen erfaßte sie. Sie konnte nicht einmal mit der Wimper zucken, aber in ihr tobte die Panik, wollte sie wahnsinnig machen.
Abd el Bekim wollte den Kopf des Abu Dschafar auf ihre Brust tätowieren. Und Nicole Duval war nicht in der Lage, etwas dagegen zu unternehmen..
Der Alte setzte den Tätowierungsstichel an. Nicole spürte die feinen Stiche der Nadeln. Es tat nicht besonders weh, aber es war alles andere als ein angenehmes Gefühl, zumal die Nadeln schon recht stumpf waren. Abd el Bekim spritzte durch die Nadeln die verschiedenen Farben unter Nicoles Haut.
Er arbeitete konzentriert und schweigend. Manchmal hielt er inne, um die Tätowierungsnadeln zu reinigen oder mit neuer Flüssigkeit zu versehen. Zwei Stunden vergingen. Der Dämonenkopf des Abu Dschafar grinste auf Nicole Duval nieder.
Es war ein böses, dämonisches Grinsen, voller Hohn und übler Freude. Nicole spürte die Nadeln und ein Prickeln und Stechen. Sie hatte jedes Zeitgefühl verloren. Nach zweieinhalb Stunden ließ Abd el Bekim von ihr ab.
Er holte einen Spiegel und hielt ihn so, daß Nicole sich sehen konnte. Der Dämonenkopf war zwischen ihre Brüste tätowiert, so daß er den seitlichen Ansatz bis fast zur Mitte hin bedeckte. Die Farben waren nicht so leuchtend wie die des Dämonenkopfes auf Goldas Rücken. Noch war kein Leben in der Tätowierung.
»Zamorra hat einen Teil von Abu Dschafar getötet«, sagte der alte Abd el Bekim. »Eine von Abu Dschafars zwölf Töchtern ist ausgeschieden. Es ist nur recht und billig, daß du, Zamorras Gefährtin, ihre Stelle einnimmst. Abu Dschafar, Vater des Grauens, Alter aus der Höhle in den Rif-Bergen, belebe dein Antlitz!«
Nicole erbebte bis ins Innerste. Sie spürte, wie es zwischen der Tätowierung auf Goldas Rücken und der auf ihrer Brust zu pulsieren begann. Das Pulsieren breitete sich aus, zog durch ihren ganzen Körper, durchdrang sie.
Nicole spürte, wie ihr klares Bewußtsein sich vernebelte. Der Dschinn Abu Dschafar unterjochte ihren Geist, machte sie zu einem Teil von ihm. Nicole konnte sich jetzt wieder rühren. Sie biß sich auf die Lippen, stöhnte und bäumte sich auf.
Etwas Dunkles fuhr aus den Augen des Dschinn. Es ging blitzschnell. Nicoles letzter Widerstand schwand. Ihr Blick wurde stumpf und glasig. Sie spürte, wie ihr Geist in eine wirbelnde Schwärze versank, die schlimmer war als die des
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