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0066 - Ich folgte dem roten Wagen

0066 - Ich folgte dem roten Wagen

Titel: 0066 - Ich folgte dem roten Wagen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ich folgte dem roten Wagen
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gerade der Besitzer die Küche aufschloss.
    Es war der typische Kantinenpächter beim FBI: Immer verständnisvoll für die G-men, die er zu betreuen hatte. Auch hier war es so. Er sah mich nur an und bemerkte meine übermüdeten Augen.
    »Klar«, nickte er, bevor ich überhaupt etwas sagen konnte, »ein Kännchen-Mokka, extra stark.«
    »Danke«, seufzte ich und ließ mich an einem kleinen Tisch nieder. Ich steckte mir eine Zigarette an und überdachte noch einmal alles.
    Wir hatten großes Glück gehabt, indem wir einen der Gangster erwischten. Dass es mehrere sein mussten, stand für mich fest.
    Der Mokka war ausgezeichnet. Ich trank ihn so heiß, wie er aus der Küche kam, in kleinen Schlucken. Der Fall ließ sich gut an, nach den bisherigen Ereignissen geurteilt. Es geschah selten, dass man ein Mitglied der Kidnapperbande gleich bei den ersten Nachforschungen so gewissermaßen nebenbei serviert bekam.
    Ich schlürfte den letzten Rest des Mokkas und stand auf. Jetzt wollte ich den gefangenen Kidnapper vernehmen.
    Von diesem Verhör würde es abhängen, ob wir Heddy Marshall vielleicht noch heute zu ihren Eltern bringen konnten oder nicht.
    ***
    Ich betrat den Vernehmungsraum. Das Zimmer war ungefähr acht mal sechs Yards groß und im Grunde also viel zu groß für die spärliche Einrichtung. Der Schreibtisch stand mitten im Raum. Davor, in einem Abstand von mindestens drei Schritten, stand der einfache Holzstuhl, auf dem der Gangster saß. Ein FBI-Kollege bewachte ihn, nachdem man ihm die Krawatte, die ich ihm um die Handgelenke gebunden hatte, gelöst und lose um den Hals gelegt hatte.
    Der Kollege warf mir einen fragenden Blick zu. Ich nickte. Er verließ das Zimmer, während ich mich an den Schreibtisch setzte. Genau zwischen mir und dem Kidnapper stand das Mikrofon des Tonbandgerätes.
    Ich schaltete das Gerät ein und stellte die richtige Aufnahmestärke ein. Lautlos lief das kleine braune Band durch die Spulen. Ich steckte mir eine Zigarette an und musterte den Kidnapper.
    Er war ein Mann von ungefähr fünfunddreißig Jahren mit einem stupiden, Gesichtsausdruck. Kinn und Wangenpartie verrieten Brutalität und Skrupellosigkeit. Die unstet umherirrenden Augen dagegen kündeten von der Feigheit, die nahezu jeder Gangster hat, wenn es ihm an den Kragen geht.
    Ich hatte mich dazu entschlossen, das Verhör zunächst ganz offiziell zu eröffnen, wie es den Dienstvorschriften entsprach.
    »Ich bin Special Agent Jerry Cotton von der New Yorker FBI-Behörde«, sagte ich gleichmütig. »Meinen Vorschriften entsprechend darf ich bei einem Verhör keine Schusswaffe bei mir haben. Wie Sie sehen, lege ich meine Dienstpistole in das mittlere Fach dieses Schreibtisches.«
    Ich nahm einen neuen Zug aus meiner Zigarette und fuhr gelassen fort: »Ich habe Sie nicht mit den Gründen vertraut zu machen, die zu Ihrer Festnahme führten. Das hat der Untersuchungsrichter zu tun, dem Sie innerhalb von vierundzwanzig Stunden vorgeführt werden, wie es den Vorschriften entspricht.«
    Während ich wieder an meiner Zigarette zog, beobachtete ich ihn aus den Augenwinkeln. Und ich spürte zu meiner Genugtuung, dass ihn meine formelle Einleitung nervös gemacht hatte. Trotzdem blieb er vorläufig noch bei der inneren Haltung des gewiegten Verbrechers, der sich sagt, dass Schweigen besser als Verplappern ist. Nun, wir würden sehen, wie lange er die Kraft zur Fortsetzung seiner Schweigsamkeit aufbrachte.
    »Ich habe Sie zunächst über Ihre Person zu verhören«, fuhr ich fort. »Sagen Sie mir Ihren Namen.«
    Er war von dieser Frage so verdattert, dass er sofort antwortete: »Bill Marshall.«
    »Marshall? Sind Sie mit den Marshalls verwandt, denen die Tochter entführt wurde?«
    »No.«
    »Sie glauben gar nicht, wie schnell wir feststellen können, ob Sie uns belügen oder ob Sie die Wahrheit sagen.«
    »Ich bin nicht mit diesen Marshalls verwandt.«
    »Na gut. Wann sind Sie geboren?«
    Er atmete heftig. Da ich es konsequent vermied, auf das zu sprechen zu kommen, was uns seiner Meinung nach am ehesten hätte interessieren müssen, wurde er immer nervöser.
    »27. Mai 1923 in Fort Knox, Texas«, erwiderte er widerwillig.
    »Wo wohnen Sie?«
    Er warf unwillig den Kopf vor. »Zum Teufel, was geht Sie das an?«
    Ich schwieg einfach. Ich sagte für die Dauer von knapp drei Minuten kein einziges Wort. Es brachte ihn fast zur Weißglut. Ich beobachtete ihn genau. Als er gerade Luft holte, um endlich loszupoltern, sagte ich ganz gelassen: »Haben

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