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0066 - Ich folgte dem roten Wagen

0066 - Ich folgte dem roten Wagen

Titel: 0066 - Ich folgte dem roten Wagen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ich folgte dem roten Wagen
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gleichaltrigen Freunden. Gewöhnlich kam er gegen sechs Uhr nach Hause. Gestern Abend wurde es acht, und er war immer noch nicht da. Ich wollte ihn suchen gehen, als ich im Hausflur einen Brief fand. Es war der Erpresserbrief.«
    »Haben Sie ihn hier?«
    »Ja.«
    Er suchte in seiner Brieftasche, wobei ich ihm mit der Taschenlampe leuchtete. Er gab mir einen Umschlag. Ich berührte ihn erst, als ich mir mein Taschentuch über die Finger gelegt hatte. Ich schob ihn vorsichtig in meine Brieftasche.
    »Haben Sie etwas dagegen, wenn ich den Brief behalte? Er kann uns vielleicht wertvolle Hinweise für die Fahndung nach den Kidnappern geben.«
    »Behalten Sie ihn ruhig.«
    »Danke. Was steht eigentlich drin?«
    »Dass man Ben entführt hätte. Wenn ich ihn gesund Wiedersehen wolle, solle ich heute Nacht zwischen elf und eins zehntausend Dollar hier unter die Tanne legen.«
    »Und diesen Brief bekamen Sie gestern Abend?«
    »Ja.«
    »Machte man Ihnen bestimmte Zusicherungen, wo und wann Sie Ihren Sohn Wiedersehen sollten?«
    »Nein. Überhaupt keine.«
    Ich nickte.
    »Typische Erpressermanier. Zuerst erweckt man den Eindruck, als würde man nach der ersten Zahlung das Kind wiederbekommen, aber dann wird man eine zweite, eine dritte und -zig weitere Forderungen stellen, wenn man sieht, dass es beim ersten Mal gut ging.«
    Mr. Averson erschrak.
    »Sie glauben, dass ich noch mehr werde bezahlen müssen? Aber das ist ganz ausgeschlossen! Ich habe eine Hypothek auf mein Haus aufnehmen müssen, um soviel Geld zu bekommen. Ich werde gut zwei Jahre daran abzuzahlen haben! Ich wüsste nicht, wo ich auch nur einen Bruchteil dieser Summe noch einmal auftreiben sollte.«
    Ich schluckte. Immer wieder dasselbe! Fleißige, arbeitsame Menschen wurden ausgesaugt von einer Horde fauler, brutaler Halunken. Und in diesem Fall machte man dieses ganz schmutzige Geschäft auch noch mit dem Leben von Kindern.
    »Ich kann Ihnen nichts versprechen, Mr. Averson«, sagte ich vorsichtig, weil ich keine Hoffnungen erwecken wollte, die ich vielleicht nicht erfüllen konnte. »Aber ich hoffe, dass wir die Bande haben, bevor sie auch nur an eine zweite Forderung denken kann. Sie sind nicht das einzige Elternpaar, das diesen Kummer zu tragen hat. In Louisville wurde von der gleichen Bande ein dreijähriges Mädchen entführt.«
    Er murmelte etwas, was sich auf die Kidnapper bezog und was man schlecht wiedergeben kann, obgleich es absolut meine Meinung war.
    Wir rauchten eine Weile schweigend, bis ich plötzlich zusammenfuhr. Ich Narr! Dieser Gedanke hätte mir längst kommen müssen!
    »Mr. Averson«, stieß ich hastig hervor. »Kennen Sie hier die Gegend?«
    »Ein bisschen. Warum?«
    »Gibt es hier eine Stelle, wo wir uns verstecken können, ohne dass uns jemand sieht? Wir müssen aber dabei die Tanne im Auge behalten können und dürfen auch nicht zu weit von ihr entfernt sein.«
    »Tja, da wäre es am besten, wir legten uns dort drüben vor dem Nadelwald in das Gebüsch. Es wird uns ausreichend verbergen.«
    »Gut. Kommen Sie, schnell!«
    Wir überquerten die Felsplatte mit ihren spärlichen Moosflechten und krochen in eine dichte Buschgruppe, die am Rande eines sich weit hinziehenden Nadelwaldes stand.
    »Was ist denn los?«, raunte Averson, als wir uns in Deckung gebracht hatten.
    »Wenn die Kidnapper von Ihnen verlangten, dass Sie das Geld heute Nacht bringen sollten, dann werden sie es auch noch heute Nacht abholen!«, raunte ich ihm zu. »Denn lange werden sie es hier nicht liegen lassen. Tagsüber besteht die Gefahr, dass sich ein paar Spaziergänger in die Gegend hier begeben und dabei zufällig das Geld finden.«
    »Meinen Sie im Ernst«, fragte er aufgeregt, »dass die Halunken hierherkommen werden?«
    »Mit ziemlicher Sicherheit«, erwiderte ich. »Und ich werde sie erwarten. Ich möchte mich doch gar zu gern mit den Herrschaften einmal auf meine Weise sehr gründlich unterhalten…«
    Ich zog meine Dienstpistole.
    ***
    Es dauerte bis morgens vier Uhr. Vor gut einer halben Stunde hatte die Morgendämmerung eingesetzt und jetzt wurde es ziemlich rasch heller.
    Averson wollte gerade etwas sagen, als wir drüben bei den Felsen ein leises Geräusch hörten.
    Er verstummte sofort. Gespannt blickten wir durch die Zweige.
    Ein Mann kam um die Felswand und zündete sich eine Zigarette an. Er blickte sich in einer Art um, die er wohl für unauffällig hielt, die ihm aber nicht einmal ein Anfänger beim FBI als unverdächtig abgenommen hätte.
    Nachdem

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