0066 - Todesgeister der Sahara
konnte. Er war zwar schrecklich schwach, aber nach einer Weile hörte die Höhle auf, sich um ihn zu drehen.
Zum ersten Mal konnte sich Bill seine Umgebung genauer ansehen. Es gab in den glatten Felswänden nur eine einzige Öffnung, eben jene, in der der Drachenkopf erschienen war. Er hatte die ganze Zeit auf einem Feldbett gelegen. Es war das einzige Möbelstück in der Höhle.
Bills Zunge klebte am Gaumen. Er wollte rufen, brachte jedoch keinen Ton aus seinem ausgetrockneten Mund. Wer weiß, wie viele Tage er bereits in der Höhle lag! Er hatte sie nicht gezählt.
Keuchend stand er auf, stützte sich schwer an der Felswand ab und taumelte auf den Ausgang zu. Die wenigen Schritte zehrten fast seine ganzen Kräfte auf. Er mußte sich gegen die Wand lehnen und die Augen schließen. Bill griff sich stöhnend an die Kehle. Dabei strichen seine Finger über das Kinn. Erschrocken befühlte er die dichten, langen Bartstoppeln, die in seinem Gesicht wucherten. Er war tatsächlich schon ziemlich lange in Gefangenschaft.
Sheila machte sich bestimmt entsetzliche Sorgen um ihn. Obwohl Bill seinem Freund John Sinclair eine Botschaft geschickt hatte, er solle nicht mehr nach ihm suchen, kämpfte er sich weiter vor. Sein Lebenswille siegte.
Nach einer scheinbar endlosen Zeit hatte Bill es geschafft, aus der Höhle zu klettern. Er befand sich in einem langen, schmalen Stollen, der aus dem nackten Felsen geschlagen war. Erst jetzt fiel Bill auf, daß überall geheimnisvolles Dämmerlicht herrschte, ohne daß Lichtquellen zu entdecken waren. Das Licht schien aus dem Innern des Berges zu kommen.
Fünf Minuten später hatte er das Ende des Stollens erreicht und blieb staunend stehen. Er stand in einem riesigen Saal. An den Wänden züngelten Flammen über die Steine. Sie überzogen die gesamte Halle mit einem rötlichen Lichtschein. Unter der Decke hingen riesige Fledermäuse, schwarze Wesen, deren Flügel auch zusammengefaltet erschreckend groß waren. Ausgebreitet mußten sie eine Spannweite von mindestens vier bis fünf Metern erreichen.
Bill sah die Köpfe der Fledermäuse und brach fast zusammen. Es waren Raubtierschädel mit handtellergroßen, glühenden Augen und dolchartigen Zähnen. Ein unerträglicher Gestank nach Schwefel hing in der Luft.
»Oh, Mr. Conolly, wie schön, daß Sie mich besuchen!« Im Hintergrund der Halle erhob sich ein Mann von einem Kissenlager. Bill entdeckte ihn erst jetzt. Er mußte blinzeln, weil ihn die Flammen blendeten. »Kommen Sie, setzen Sie sich zu mir! Sie müssen müde sein!«
Bill wankte auf den Mann zu. Etwas in der Stimme des Unbekannten zwang ihn dazu, obwohl er das Böse spürte, das dieser Mann ausstrahlte.
Wenige Schritte vor dem Lager aus kostbaren Teppichen und üppigen Kissen blieb Bill Conolly stehen. Er musterte den Mann, der ihn mit funkelnden Augen betrachtete.
Sein Verstand warnte ihn und signalisierte Gefahr, aber als er auf Tellern und Schüssel reichhaltige Speisen sah und die Flaschen mit Wein und Wasser entdeckte, vergaß er alle Vorsicht.
»Setzen Sie sich und seien Sie mein Gast«, lud ihn der Unbekannte ein.
Bill ließ sich auf die Kissen sinken und griff hastig nach einer Wasserflasche. Gierig trank er sie auf einen Zug halb leer.
Der Fremde setzte sich ihm gegenüber und betrachtete ihn mit einem kalten, unmenschlichen Lächeln.
»Lassen Sie es sich gut schmecken«, sagte er leise lachend. »Sie müssen wieder zu Kräften kommen, Mr. Conolly! Sie sollen noch erleben, wie ich Ihre Freunde vernichte, ehe Sie selbst sterben!«
***
Vor dem Hotel Mirage warteten bereits Kommissar Mahmud und drei Polizisten in einem Landrover. Dahinter parkten unsere beiden Wagen. Einen übernahm Suko mit Jane, den anderen ich mit Alia.
Jane Collins gefiel diese Regelung gar nicht. Ich sah die Blicke, die sie Alia zuwarf, konnte jedoch nichts ändern. Alia war eine bezaubernde und verlockende Frau, aber nicht deshalb nahm ich sie in meinen Wagen. Wenn sie eine Verbindung zu den Todesgeistern hatte und einen Angriff gegen uns plante, wollte ich sie unter Aufsicht haben.
Kommissar Mahmud strahlte vor Freundlichkeit, als er uns begrüßte. »Wir übernehmen die Führung«, bot er an. »Wir kennen uns in der Wüste besser aus als Sie Großstadtmensch. Fahren Sie nur immer hinter unserem Wagen her, dann kommen Sie völlig sicher zu den ›Zähnen des Scheitans‹!«
Davon war ich zwar nicht überzeugt, verzichtete jedoch auf Widerspruch. Unsere Wagen standen über tragbare
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