Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
0067 - Der Teufelskrake

0067 - Der Teufelskrake

Titel: 0067 - Der Teufelskrake Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dieter Saupe
Vom Netzwerk:
haben wir keinen Beweis, daß dieser Cirelli der Mörder ist.«
    »Er ist es, Capitano! Er ist es! Wir haben es gesehen!«
    »Was haben Sie gesehen?«
    »Die Verkleidung! Das Kleid des Meerungeheuers! Wir haben ihm eines wegnehmen können, haben es vernichtet. Aber sofort hatte er ein anderes an, war wieder eine Ausgeburt der Hölle! Er ist es, Cirelli und kein anderer!«
    »Ihre Aussagen sind notiert, Signor«, sagte der Beamte. »Aber dagegen steht die Aussage von Luigi Tresi, der angibt, ein wahres Ungeheuer gesehen zu haben, und keinen Menschen.«
    »Er fürchtet sich vor der Rache der Geister im Meer«, sagte Corina.
    »Aber mein Herz weiß, daß Cirelli der Mörder ist.«
    »Das wird untersucht werden, Signor. Jetzt stellen Sie bitte eine Wache bei den Leichen ab. Sie dürfen auf keinen Fall berührt oder gar bewegt werden. Ich hole zwei weitere Beamte vom Boot und lasse die Toten zur Untersuchung nach Catania überführen.«
    Corina sagte kein Wort mehr. Er war ein gebrochener Mann. Langsam wandte er sich an Luigi Tresi und machte ihm ein Zeichen, mit ihm bei den Toten zu wachen, bis die Beamten zurück waren.
    Zamorra trat auf den Beamten zu und stellte sich vor. Er berichtete ihm kurz von der Unterredung mit dem Commissario.
    »Ich möchte mit den Vätern der Toten sprechen«, sagte er. »Ich nehme an, Sie erlauben mir das.«
    »Bitte, Professore.« Der Beamte legte eine Hand an die Mütze, machte eine Geste zu Tresi und Corina hin. Dann wandte er sich um und ging zu der Stelle zurück, wo das Polizeiboot angelegt hatte.
    ***
    »Halte dich im Hintergrund, bitte«, sagte Zamorra zu Nicole Duval, bevor er auf die leidgeprüften alten Männer zuging. »Wir sind fremd, und sie dulden keine Frauen bei solchen schmerzlichen Angelegenheiten. Sie sind scheu und mißtrauisch in einem, und ihr einziger Gedanke ist neben dem Kummer jetzt die Rache. Ich muß versuchen, ihr Vertrauen zu gewinnen und sie zum Sprechen zu bewegen.«
    »Ich verstehe«, sagte Nicole. Sie wußte tatsächlich, wie die Worte des Professors gemeint waren, und sie war nicht im mindesten beleidigt. Sie ging ein paar Schritte das flach ansteigende Land hinan.
    Dort konnte sie die kleine Insel übersehen. Sie staunte, als sie die kleinen hübschen Plantagen sah. Zierliche Gärten, die man mit viel Fleiß und Liebe angelegt hatte.
    Warum tat man diesen einfachen, bescheidenen und arglosen Menschen soviel Leid an? fragte sie sich.
    Und wer konnte solchen Haß in sich verspüren, daß er den Fischern nicht nur nach ihrer Existenz, sondern sogar nach dem Leben trachtete?
    Natürlich wußte sie keine Antwort darauf. Noch tappte sie, wie Zamorra selbst und wie die Behörden, vollkommen im dunkeln.
    Zamorra hingegen, der inzwischen bei den alten Fischern angelangt war, hatte eine andere Theorie. Er hatte keine Beweise, um die Unschuld dieses Cirelli klarzustellen. Aber er fragte sich, warum ein Mörder einen solchen Aufwand treiben würde, um an ein paar arme Fischer heranzukommen?
    Die Maffia? dachte er. Das war so gut wie unmöglich. Natürlich hatte dieser Geheimbund alle Tücken und auch alle Mittel zur Verfügung. Aber einen Mann als Forscher auszugeben, der sich wiederum in ein Seeungeheuer verwandeln mußte, um die Fischer zu erschrecken oder zu verderben?
    Diese Lösung schien Zamorra einfach zu simpel.
    Mit der schnellen Logik seines Gehirns hatte er sich eine Taktik zurechtgelegt, wie er die Fischer zum Sprechen bringen könnte. Wenn er gleich zu Beginn ihre eigene Meinung als falsch hinstellen würde, könnte er nie etwas von ihnen erfahren. Sie würden ihn abweisen und niemals ins Vertrauen ziehen.
    Was er erfahren mußte, waren Standort und Wesen dieses Cirelli.
    Und wer konnte ihm besser über ihn Auskunft geben, als diese Männer hier, die ihn schon zweimal leibhaftig gesehen hatten?
    Er trat auf Tresi und Corina zu und machte ihnen ein Zeichen mit der Hand, das sie beruhigen sollte.
    ***
    Zunächst starrten sie ihn feindselig an. Zamorra achtete nicht darauf.
    »Verzeihung«, sagte er. »Ich weiß um Ihren großen Kummer. Ich bin ein Fremder für Sie. Aber ich sage Ihnen mein ehrliches und aufrichtiges Beileid am Tod Ihrer Söhne – und wohl Ihrer Brüder?« fügte er hinzu, zu dem Mädchen Cristina gewandt.
    Er sah, daß seine Vermutung richtig gewesen war. Das Mädchen brach sogleich wieder in hemmungsloses Schluchzen aus.
    Aber keiner der Männer reagierte auf Zamorras einführende Worte. Noch verhielten sich Tresi und Corina

Weitere Kostenlose Bücher