0067 - Der Teufelskrake
abweisend.
»Ich bin Professor Zamorra«, sagte der Professor weiter. »Und ich bin gekommen, um hier bei den Inseln…«
Weiter kam er nicht. Er hatte niemals mit dem gerechnet, was nach seinen Worten geschah.
Luigi Tresi bekreuzigte sich. Dann stürzte er auf Zamorra zu und ergriff dessen Hände.
»O Madonna, o Himmel!« rief er aus. Es klang froh, fast frohlockend, und trotzdem war seine Stimme weinerlich. Er konnte seinen Schmerz um den Verlust der beiden Söhne nicht verbergen.
»O Himmel!« rief der alte Fischer wieder aus. »Sie sind Zamorra, der Professor aus Frankreich, nicht wahr?«
»Si, Signor«, gab der Professor in der Sprache der Einheimischen Antwort.
»Wie ist das möglich, Professore? Sie sind hier? Sagen Sie, daß Sie es wirklich sind?«
»Kennen Sie mich denn? Wer soll ich denn sein?«
»Sie sind der menschliche Geist, Signor, den sogar die Dämonen fürchten, nicht wahr? Sie haben ein Amulett, und Sie haben einen scharfen Verstand. Und Sie haben viele Geister und Dämonen unschädlich gemacht? Bitte, sagen Sie es, Signor!«
Tresi hielt die Hände des Professors immer noch umklammert. Es war eine Geste der Hoffnung und der Beschwörung.
»Wo Falschheit und Gewalt ist, bin ich zur Stelle«, sagte Zamorra bescheiden. »Es ist mein Beruf, es ist meine Pflicht.«
»Und Sie haben die Väter Draculas getötet, nicht wahr?«
»Si, Signor.«
»Wir haben gehört. Jeder hat davon gesprochen. Und Sie waren in vielen Ländern der Erde, ja?«
»Si, Signor.«
»Sie werden Cirelli jagen, Professore, si? Sie werden ihn finden und töten, ja? Sie werden die toten Söhne der Tresi und Corina rä- chen, ja?«
»Ich bin gekommen, um das Ungeheuer zu vernichten, das den Fischern von Lenone ans Leben will.«
»Si, si, si!« rief Tresi. Seine Augen glänzten plötzlich wieder, als wäre alle Trauer von ihm gewichen.
»Das ist er«, sagte Tresi zu Corina und zeigte dabei auf den Professor. »Das ist der größte Geist unter den Menschen. Er findet jeden, der Unrecht tut. Du hast von Zamorra gehört, nicht wahr, Enrico? Nun hat unser Leid ein Ende, mein Freund! Zamorra ist auf Lenone, um uns zu helfen!«
***
In weniger als einer halben Stunde wußte Zamorra alles, was für sein nächstes Unternehmen notwendig war.
»Du hast sie schnell zum Reden gebracht«, meinte Nicole Duval, als er zurückkam.
»Du wirst es nicht glauben, Mädchen. Aber sie kennen meinen Namen. Sie müssen von einigen unserer erfolgreichen Abenteuer gehört haben.«
»Dann war es nicht schwer für dich, etwas zu erfahren.«
»Nein, nicht im geringsten.«
»Und was weißt du Neues?«
»Sie kennen die Positionen dieses Cirelli«, sagte Zamorra. »Sie haben eine künstliche Insel ausfindig gemacht, von der aus er operiert. Und sie haben ihn in seinem Einmann-U-Boot gesehen. Das bringt mich schon einige Schritte weiter.«
»Das klingt so, als möchtest du dich gleich in ein neues Abenteuer stürzen.«
»Arbeit«, verbesserte sie der Professor. »Du weißt wie ich, mein Schatz, daß es meine Arbeit ist. Und im vorliegenden Fall ist es sogar eine sehr interessante Sache, ein ungewöhnlicher Fall, mit dem ich bislang gar nicht gut zurechtkomme.«
»Du meinst diesen Cirelli?«
»Ja. Ich muß den Namen in irgendeinem Zusammenhang gehört haben. Ein Forscher aus Palermo. Und auch er ist Professor. Ich vermute, daß er ein Unterwasserlabor betreibt und sogar unter Wasser lebt.«
»Aha. Und seit einiger Zeit stören ihn die Fischer bei seinen Forschungen, und seitdem wehrt er sich auf grausame Weise?«
»Das ist wohl die Meinung der Fischer selbst, Nicole. Es ist möglich, wenn auch keineswegs wahrscheinlich. Ich vermute die Lösung des Rätsels anderswo.«
Sie sah, wie er mit äußerster geistiger Konzentration neben ihr herging und nach dem zauberkräftigen Amulett an seinem Hals faßte.
Da stellte sie keine Fragen mehr und hüllte sich in Schweigen. Sie schwieg, bis sie mit dem gemieteten Boot den Hafen von Taormina wieder erreicht hatten.
»Und nun?« fragte Nicole.
»Jetzt bereite ich mich auf einen nächtlichen Ausflug vor«, war Zamorras ganzer Kommentar.
Sie konnte sich denken, was er vorhatte.
Und sie nahm sich vor, ihren Freund und geheimniskundigen Chef nicht allein in ein nächtliches Abenteuer fahren zu lassen.
Gleichgültig, ob es ein Abenteuer über oder unter dem Wasser werden sollte.
***
Bill Fleming hatte sich unterdessen die Zeit auf seine Weise vertrieben. Er war mehrmals zum Schwimmen gegangen, hatte
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