0067 - Die Teufelssekte
gläsernen Sarg gar nicht Asmodina?«
»Nein.«
Glenda wollte noch eine Frage stellen, doch Ruth drehte sich um und funkelte das Girl an.
Da hielt Glenda den Mund.
Die ersten beiden Frauen betraten bereits die Bühne. Ein großer Schritt brachte sie dorthin.
Die nächsten folgten.
Dann waren Glenda und Donna an der Reihe. Die fünf Frauen vor ihnen hatten sich schon um den Sarg herum aufgebaut. Glenda und Donna schlossen den Kreis.
Niemand sprach.
Alle Dienerinnen starrten auf die im Sarg liegende Frau.
Sie war eine Schönheit. Lanes schwarze Locken umrahmten das bleiche Gesicht mit den hochstehenden Wangenknochen und den blassen Lippen. Sie trug ein weißes Gewand. Es war durchsichtig und ließ viel von dem gut proportionierten Frauenkörper erkennen. Die Augen hielt die Frau geschlossen, doch plötzlich öffnete sie sie.
Glenda erschrak.
Die Augen schimmerten glutrot!
Teufelsaugen…
Sie zerstörten die Schönheit und Ebenmäßigkeit des Gesichts völlig und machten eine regelrechte Fratze daraus.
Sekundenlang dachte Glenda darüber nach, wie diese Frau in dem Sarg überhaupt existieren konnte, denn wenn sie lebte, mußte sie auch atmen.
Aber durch Schwarze Magie war vieles möglich. Sie stellte sogar Naturgesetze auf den Kopf.
Ruth trat aus dem Kreis ein wenig vor. Sie legte ihre Hände flach auf den Sargdeckel, schaute durch das perfekt geschliffene Glas und sagte mit flacher, emotionsloser Stimme: »Serena Kyle, du bist unsere Meisterin. Erhebe dich aus deinem Sarg und teile uns mit, was du in den Dimensionen des Schreckens gesehen hast. Welche Bilder haben deine Augen zu sehen bekommen? Hat dir Asmodina eine Botschaft mitgegeben? Wenn ja, dann teile sie uns mit, denn wir warten sehnsüchtig darauf.«
Die Worte verklangen.
Ruth trat wieder zurück und nickte zweimal.
Für vier Frauen war dies ein Zeichen.
Sie faßten gemeinsam den Sargdeckel an, holten noch einmal Atem und hoben den Deckel dann hoch.
Es gab ein saugendes Geräusch, als sich das Ober- vom Unterteil löste.
Doch jetzt konnte Serena Kyle den Sarg verlassen.
Was sie auch tat.
Während die vier Frauen den Deckel wegstellten, richtete sich die Schwarzhaarige auf und legte die schmalen, langen Finger ihrer Hände auf den Sargrand.
In sitzender Stellung blieb sie hocken. Ihre Blicke wanderten über die Gesichter der Frauen. Langsam drehte sich der Kopf mit.
Und dann hatte Glenda das Gefühl, verrückt zu werden.
Serena Kyle konnte ihren Kopf um dreihundertsechzig Grad drehen!
Für einen Moment schloß Glenda die Augen. Als sie sie wieder öffnete, schaute die Frau im Sarg sie an.
Glenda begann zu zittern. Der Blick schien in ihrem Innern regelrecht zu flammen.
»Du bist neu hier, nicht wahr?« fragte Serena.
Glenda nickte.
Donna stieß sie an. »Antworte laut und deutlich!« zischte sie. »So will es die Herrin!«
»Ja, ich bin neu hier. Meine Freundin Donna hat mich hierhergebracht.«
»Ah, Donna«, sagte Serena, und so etwas wie ein Lächeln glitt über ihre Lippen. »Ich verstehe schon. Was Donna tut, ist gut!«
»Danke, Herrin«, sagte die Summers.
»Ist sie denn bereit, mir zu dienen?« fragte Serena Kyle und richtete ihre roten Augen wieder auf Glenda Perkins.
Glenda hatte eine Sekunde zuvor nein sagen wollen, doch jetzt brannte dieser bannende Blick in ihr fest, und sie konnte einfach nicht anders. Sie sprach gegen ihre eigentliche Überzeugung: »Ja, ich werde dir dienen.«
»Dann ist Miriam ja gut ersetzt worden«, lobte die Frau im Sarg. Plötzlich lächelte sie wieder. »Tja, Miriam. Sie hätte sich nicht gegen mich stellen sollen, denn die Todessehnsucht wird sehr groß. Man kann nicht mehr dagegen an. Jetzt kreist ihre Seele im Jenseits.«
Todessehnsucht?
Glenda hörte und verstand nicht. Sie wollte es auch gar nicht. Diese Frau hatte sie fasziniert.
Serena hob beide Hände und streckte so weit es ging die Arme aus. Zwei Dienerinnen ergriffen ihre Hände und halfen ihr dabei, aus dem Sarg zu steigen.
Die Bewegungen der Frau wirkten eckig, so als hätte sie erst vor kurzem das Laufen gelernt.
Vor der gläsernen Totenkiste blieb sie stehen, starrte in die Kerzenflammen und begann zu sprechen. Während der ersten Worte schon hingen die Blicke der anderen gebannt in ihren Lippen.
»Ich habe eine Wanderung hinter mir«, erzählte sie. »Und ich hatte das Glück, ihm zu begegnen. Er sieht sehr wohlwollend auf uns hinab und ist der Meinung, daß wir es verdient haben, seiner Tochter den Weg zu ebnen.
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