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0068 - Die Geisternacht

0068 - Die Geisternacht

Titel: 0068 - Die Geisternacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Wolf Sommer
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Sie ließen sich jedenfalls anfänglich nicht stören und fuhren mit ihrer schauerlichen Arbeit fort.
    Sie waren dabei, den Indianer aus dem zwanzigsten Jahrhundert zu foltern. Auf eine besonders grausame Art und Weise. Der Bedauernswerte war an eine Steinsäule gebunden worden, mit schrecklich verdrehten Armen. Zu seinen Füßen brannte ein Holzfeuer. Die beiden Folterknechte hatten nadelspitze Obsidianmesser in den Händen, die sie in den Flammen erhitzten und anschließend auf die Haut ihres Opfers pressten. Der Körper des Gemarterten war über und über mit kleinen Brandwunden übersät. Die qualvollen Schreie des Unglücklichen hallten von den Steinwänden wider.
    Von aufrechtem Zorn getrieben stürzte Professor Zamorra auf die Folterer los. Sie bemerkten ihn erst, als er schon fast heran war.
    Einen Sekundenbruchteil standen sie beinahe bewegungslos da. In ihren kalten Augen nistete das Erstaunen. Aber sie fassten sich bemerkenswert schnell. Der eine sprang nach links weg, der andere nach rechts. Mit gezückten Messern und in gebückter Haltung belauerten sie ihn.
    Zamorra befand sich in einer gewissen Zwickmühle. Er hatte damit gerechnet, dass die Diener Tehcatlipocas magische Waffen gegen ihn einsetzen würden, die sein Amulett neutralisieren konnte.
    Nun sah es aber so aus, als würden sie doch herkömmlichen Kampfmethoden den Vorzug geben. Zwei gegen einen – es würde nicht einfach werden. Die beiden Männer, kleiner als er und unerhört geschmeidig wirkend, hatten die Messer. Er hingegen war unbewaffnet. Das Medaillon konnte ihm in einem normalen Handgemenge keine Dienste leisten.
    Der eine der beiden stieß ein paar Kehllaute aus, bei denen es sich anscheinend um ein Kommando handelte. Gleichzeitig schnellten die Priester auf den Professor zu, die Dolche aus dunklem Glasstein zum tödlichen Stoß erhoben.
    Blitzschnell sprang Zamorra beiseite, entging um Haaresbreite der fetzenden Klinge eines Messers. Der andere Dolch ritzte seinen linken Bizeps, zauberte Blutstropfen auf die Haut. Ein glühender Schmerz fuhr durch den Arm des Professors. Die Messerspitze war noch heiß gewesen, und er konnte sich jetzt lebhaft vorstellen, welche Qualen der Gefolterte erlitten hatte.
    Er ging zum Gegenangriff über. Durch den Schwung hatten die Mordbuben leicht das Gleichgewicht verloren. Zamorra machte sich diesen Umstand zunutze, indem er, sich um seine eigene Achse drehend, einen gewaltigen Rundschlag abfeuerte. Seine Rechte, stahlhart geworden durch das umklammerte Medaillon, traf den einen der beiden Kerle am Hinterkopf. Augenblicklich brach der Mann betäubt zusammen. Er stürzte jedoch so unglücklich, dass er genau zwischen Zamorras Beine geriet und diesen zum Straucheln brachte.
    Der andere Schreckensjünger erkannte seine Chance sofort.
    Mit gestrecktem Fuß trat er dem Professor in die Kniekehle. Kein Karatekämpfer hätte diesen Tritt besser ansetzen können. Zamorra konnte sich nicht länger auf den Füßen halten. Das Bein knickte ihm weg, und er fiel schwer auf den Steinboden, wobei er zu allem Unglück auch noch hart mit dem Kopf aufschlug. Er hatte das Gefühl, zwanzig Whisky hintereinander getrunken zu haben. So benommen war er.
    Wie durch einen roten Nebel sah er die Spitze des Dolches auf sich zurasen. In diesem Augenblick gab er für sein Leben keinen Pfifferling mehr.
    Mit einem Reflex wälzte er sich zur Seite. Verzweifelt bemühte er sich, die Herrschaft über seinen Körper zurückzugewinnen.
    Der Priester hatte seinen Stoß, der durch Zamorras Reflexbewegung fehlgegangen wäre, abgestoppt. Nun nahm er abermals den Arm zurück, um seinem Gegner endgültig den Todesstreich zu versetzen.
    Er kam nicht mehr dazu.
    Bill Fleming hatte in den Kampf eingegriffen. Als ihm klargeworden war, dass der Freund in Schwierigkeiten geriet, hatte ihn nichts mehr auf seinem Lauscherposten am Eingang gehalten. Wie ein Stier war er durch den Raum gestürmt und hatte sich von hinten auf den stechwütigen Teufelspriester geworfen. Er packte den schwarzen Haarschopf des Kerls, riss ihn zu Boden und schmetterte den Schädel gegen eine Steinplatte. Mit einem tiefen Seufzer kehrte der Jünger Tezcatlipocas in das Reich des Vergessens ein.
    Sofort danach beugte sich Bill über den Professor.
    »Alles in Ordnung, alter Junge?«
    Die wabernden Nebel vor Zamorras Augen hatten sich inzwischen gelichtet. Er war wieder voll da und kam augenblicklich auf die Füße. Ein bisschen unsicher fühlte er sich noch, aber das würde

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