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0068 - Die Geisternacht

0068 - Die Geisternacht

Titel: 0068 - Die Geisternacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Wolf Sommer
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sich schnell geben.
    »Alles in Ordnung«, antwortete er.
    »Wirklich?« Bill hatte erst jetzt seinen blutenden Oberarm entdeckt. »Und das da?«
    Der Professor machte nur eine abwehrende Handbewegung.
    »Nicht der Rede wert. Nur ein harmloser Kratzer. Fürs erste muss sich Tezcatlipoca mit ein paar Tropfen zufrieden geben.«
    Um den Wahrheitsgehalt seiner Worte zu unterstreichen, schwenkte er mit betonter Lässigkeit den verletzten Arm. Die Wunde schmerzte zwar noch, aber es war auszuhalten. Erleichtert stellte er fest, dass der Dolchstich keine Sehne verletzt hatte. Der Arm würde auch in Zukunft voll belastbar sein, und das war die Hauptsache.
    Die beiden Freunde wandten ihre Aufmerksamkeit dem Indianer zu. Der hing wie ein verkrümmtes Fragezeichen an seinem Pfeiler.
    Aber er war voll bei Bewusstsein, hatte das Handgemenge, das sich vor seinen Augen abgespielt hatte, genau verfolgt.
    Er ahnte wohl, dass die beiden Männer gekommen waren, um ihm Hilfe zu bringen. Hoffnungsfunken blitzten in seinen schmerzdunklen Augen auf.
    »Wie geht es Ihnen, Freund?«, fragte Zamorra auf Spanisch.
    Er beschränkte sich jedoch nicht nur darauf, Fragen zu stellen. Mit einem der Obsidianmesser, das dem einen der Schlächter aus der Hand gefallen war, zerschnitt er den Strick, der den Indio an den Pfeiler fesselte.
    Der Mann krächzte nur etwas Unverständliches. Die Frage nach seinem Befinden beantwortete er aber doch ganz zweifelsfrei. Hilflos kippte er vornüber, nachdem die Fesseln gelöst waren. Wenn ihn Zamorra nicht mit den Armen aufgefangen hätte, wäre er auf den Boden aufgeschlagen.
    »Wir werden ihn tragen müssen«, stellte der Professor fest. »Er kann ja nicht mal stehen, geschweige denn gehen oder gar laufen.«
    Bill nickte. »Meinst du, er kommt durch? Du verstehst doch einiges von Medizin.«
    »Schwer zu sagen. Man müsste ihn näher untersuchen. In jedem Fall haben ihm diese Sadisten ziemlich übel mitgespielt.«
    »Okay, dann nichts wie raus hier«, empfahl der Amerikaner.
    »Sonst kommt doch noch einer und verpfuscht uns die Partie.«
    Er wollte dem Professor bei der Beförderung des Indios zur Hand gehen, wurde jedoch von Zamorra abgewehrt.
    »Lass nur, das schaffe ich schon allein. Untersuche du schnell die Götzenpriester. Wenn sie Spiegel bei sich haben, nimm sie mit.«
    Der Historiker kam der Aufforderung sofort nach. Er beugte sich über die beiden Kerle, die noch immer bewusstlos waren und dies wohl auch noch eine Weile bleiben würden. Er ging nicht unbedingt zärtlich mit ihnen um. Beim Erwachen würden ihnen bestimmt ein paar blaue Flecken an ihren Körpern auffallen.
    »Keine Spiegel«, stellte er nach der Durchsuchung enttäuscht fest.
    »Sch…«, zischte Zamorra unfein. »Sonst nichts Nützliches, was wir brauchen können?«
    »Bis auf die Fellumhänge unterscheiden sie sich kein bisschen von uns.«
    »Gut oder vielmehr nicht gut! Dann nimm ihnen wenigstens die Felle ab. Und vergiss auch die Dolche nicht.«
    Bill schälte die Jünger des Schrecklichen aus ihren Kleidungsstücken, wobei diese noch um einige blaue Flecke mehr bereichert wurden. Dann klaubte er die Obsidianmesser auf.
    »Fertig zum Abmarsch«, verkündete er anschließend. »Du auch?«
    Bemüht vorsichtig wollte Zamorra den Indianer auf seine Schulter heben. Überraschenderweise leistete dieser schwachen Widerstand.
    »Señor«, sagte er mit leiser Stimme. »Ich… ich kann selbst gehen.«
    Er hatte Spanisch gesprochen. Jeder Zweifel, ob es sich wirklich um einen Zeitgenossen von ihnen handelte, konnte damit ad acta gelegt werden.
    Zamorra war jedoch nicht davon überzeugt, dass der Indianer wirklich in der Lage sein würde, sich auf eigenen Füßen fortzubewegen.
    »Sind Sie sicher?«, erkundigte er sich zweifelnd.
    Der Mann senkte bejahend den Kopf.
    »Bon, versuchen wir es!«
    Er gab seinen Schutzbefohlenen frei. Und tatsächlich – er konnte stehen, wenn auch schwankend. Allerdings nur für zwei Sekunden.
    Dann musste ihn der Professor wieder stützen, um ein Umkippen zu verhindern.
    »Lassen wir das lieber«, sagte Zamorra. »Ein kluger Mann aus Old Germany hat einmal gesagt: Keine Experimente! Wollen wir uns daran halten. Machen Sie sich so leicht wie möglich, ja?«
    Diesmal ließ es der Indianer geschehen, dass ihn der Professor hochhob.
    Indianer gehörten zwar nicht unbedingt zu den größten Rassen der Welt, und dieser hier war keineswegs ein besonders imposanter Vertreter seines Volkes. Dennoch hatte er ein ganz

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