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0068 - Wir holten sie vom Schiff

0068 - Wir holten sie vom Schiff

Titel: 0068 - Wir holten sie vom Schiff Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wir holten sie vom Schiff
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übergeben.«
    Phil verstand.
    »Okay«, sagte er. »Ich regle das mit den Kollegen von der Funkstreife.«
    Er ging hinaus, und ich hörte ihn draußen auf der Treppe sprechen. Die Sirene des gerufenen Funkstreifenwagens war nicht mehr zu hören, dafür knallten Stiefel auf dem Bürgersteig vor dem Hause.
    Ich kümmerte mich nicht um diese Seite der Sache, sondern konzentrierte mich auf unseren schießwütigen Besucher. Er musterte mich auf einmal mit einem völlig veränderten Gesichtsausdruck.
    »Sind Sie etwa ein G-man?«, lallte er mit schwerer Zunge.
    »Allerdings«, nickte ich. »Seit einigen Jährchen schon, mein Lieber. Deswegen empfehle ich Ihnen, mir meine Fragen schön wahrheitsgemäß zu beantworten. Die Richter haben bei uns verdammt wenig Verständnis für einen Mordversuch an einen Beamten der Bundespolizei, das wissen Sie. Wenn Sie schön reden, werde ich vielleicht auf eine Anzeige verzichten.«
    Er drückte sich von der Wand ab und stand schwankend vor mir. Auf seiner Stirn erschienen kleine Schweißperlen, und trotz seines Schwankens schien er jetzt wesentlich nüchterner zu sein.
    »Himmel noch mal!«, stöhnte er. »Was habe ich Trottel mir da eingebrockt! Hören Sie, Mr. G-man, das ganze war ein Irrtum meinerseits. Ich wusste nicht, dass Sie und Ihr Kollege G-men sind! Wirklich nicht! Ich hielt Sie für Gangster, für Kidnapper oder so etwas Ähnliches.«
    Ich hatte mir aufgrund seiner vorangegangenen Äußerungen schon so etwas gedacht, und meine Ahnung hatte mich offenbar nicht getrogen.
    »Wie kamen Sie denn dazu, uns für Gangster zu halten?«, fragte ich.
    »Jenn war meine Freundin, wissen Sie? Ich wollte sie heiraten, sobald ich meine dreitausend Dollar auf dem Sparbuch habe. Aber seit sie verschwunden ist, hänge ich in der Luft. Ich komme nicht drüber weg.«
    »Worüber?«
    »Dass sie plötzlich weg sein soll. Einfach verschwunden! Wie vom Erdboden verschluckt! Ich verstehe das nicht! Ein erwachsener Mensch kann doch nicht einfach verschwinden!«
    »Aber was haben wir mit der Geschichte zu tun?«, fragte ich gespannt.
    »Ich habe Jenns Haus beobachtet, das Haus, in dem sie gewohnt hat. Da sah ich, dass Sie kamen. Weil ich den ganzen Tag über schon ein bisschen getrunken hatte, kam ich plötzlich auf den verrückten Gedanken, Sie könnten Jenn vielleicht gekidnappt haben. Weil Sie und Ihr Kollege so - so gefährlich aussehen, wissen Sie? Ich bin Ihnen gefolgt, ich war auch im Kino. Na ja, als Sie hier in diesem Haus verschwanden, passte ich auf der Straße auf, in welcher Wohnung Licht anging. Das war hier bei Ihnen, also mussten Sie doch wohl hier wohnen. Denn wenn Sie nur jemand besucht hätten, wäre in der Wohnung schon Licht gewesen, nicht wahr?«
    »Nicht übel gedacht. Jetzt verraten Sie mir mal, wie Ihre Freundin hieß, die so plötzlich verschwunden ist?«
    »Jenn Collins.«
    »Seit wann ist sie verschwunden?«
    »Seit Ende März.«
    »Wo wohnte sie?«
    »1264, West, 98. Straße, bei einer Mrs. Vanderland.«
    Ich griff ganz langsam nach meinen Zigaretten und steckte mir eine an. Phil stand in der Tür und sah mich groß an. Er hatte den letzten Teil der Unterhaltung noch mitbekommen.
    »Mrs. Vanderland, sieh an!«, murmelte er. »Eine sehr nette Dame.«
    ***
    Lieutenant Cennegan von der vierten Mordkommission der Stadtpolizei hatte am restlichen Nachmittag zwei der vier Goldwaren-Großhändler aufgesucht, die ihm der Alte als Kunden der Herstellerfabrik des Armbandes genannt hatte. Kraft seines Amtes erhielt er Einblick in die Lieferbücher und schrieb sich daraus die Adressen sämtlicher Juweliergeschäfte nieder, die das Armband in kleineren Mengen wieder von den Großhändlern bezogen hatten.
    Damit war der Nachmittag vergangen, und da es sinnlos war, nach Geschäftsschluss bei den Großhändlern noch etwas erreichen zu wollen, kehrte er ins Office zurück und arbeitete noch zwei Stunden über den Akten.
    Am nächsten Morgen rief er Punkt acht Uhr ein paar seiner Beamten und sagte: »Ihr kämmt jetzt diese Juweliergeschäfte und Warenhäuser durch, die ich auf dieser Liste stehen habe. Alle diese Geschäfte haben ein gleichartiges Armband, wie es bei der Toten im Hafen gefunden wurde, von den Großhändlern geliefert bekommen. Versucht, herauszufinden, welches Geschäft so ein Armband an eine junge Frau verkauft hat, die mit unserer Toten identisch sein könnte. Ich weiß, dass es schwer sein wird, aber wir müssen es versuchen. Teilt euch die Geschäfte selbst auf. Bevor

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