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0068 - Wir holten sie vom Schiff

0068 - Wir holten sie vom Schiff

Titel: 0068 - Wir holten sie vom Schiff Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wir holten sie vom Schiff
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ihr geht, lest ihr euch noch einmal das Gutachten unseres Arztes durch, aus dem einiges über Körpergröße und so weiter hervorgeht. Klar?«
    Seine Mitarbeiter nickten und verschwanden im Vorzimmer, als er ihnen sagte, dass dies fürs Erste alles wäre, was er von ihnen wollte. Cennegan ließ sich in den Drehstuhl hinter seinem Schreibtisch fallen und stützte den Kopf in beide Hände.
    Er gab sich keinen Illusionen hin. Der Kauf des Armbandes musste mindestens acht bis neun Monate zurückliegen. Von der Toten im Hafen hatte inan kein Bild und nicht einmal eine genaue Vorstellung, wie sie ausgesehen haben musste. Sie konnte hässlich, sie konnte bildhübsch gewesen sein, wer weiß? Eine Leiche, die gut ein halbes Jahr im Wasser lag, ist nicht mehr zu erkennen.
    Trotzdem musste es versucht werden. Man hatte einige Anhaltspunkte. Aus der Skelettlänge konnte man genau auf die Körpergröße schließen, die Haare waren ursprünglich blond gewesen, aber rot gefärbt worden, sie schien dem Mittelstand anzugehören und war höchstwahrscheinlich entsprechend gekleidet - das alles gaben vage Anhaltspunkte. Den Rest musste das Glück machen.
    Cennegan steckte sich eine Zigarette an. Er beschloss, dass er nun die beiden letzten Großhändler auf suchen wollte, um dort die Liste der Geschäfte zu vervollständigen, die das Armband erhalten hatten.
    Gerade, als er sich den Hut aufsetzte, klingelte das Telefon auf seinem Schreibtisch. Er nahm den Hörer ab und murmelte: »Cennegan. Was ist los?«
    »Zentrale. Hallo, Lieutenant! Da ist ein wirrer Anruf in der Leitung von einem aufgeregten Mann. Er faselt was von einem Toten. Da Sie die Mordkommission führen, dachte ich, Sie könnten sich das Zeug mal selbst anhören, was der Alte da brabbelt. Oder…«
    »Okay, stellen Sie das Gespräch durch«, befahl der Lieutenant.
    Es knackte ein paar Mal in der Leitung, dann hörte Cennegan die Stimme: »Hallo, Sir! Ich habe Sie mit dem Leiter der vierten Mordkommission verbunden! Lieutenant Cennegan nimmt Ihren Anruf entgegen. Bitte, sprechen Sie!«
    »Ja«, krächzte eine heisere Stimme. »Jawohl. Hallo, Lieutenant?«
    »Ja, ich höre. Was gibt es denn?«
    »Lieutenant, es ist etwas Entsetzliches passiert! Kommen Sie schnell! Man hat ihn umgebracht! Ermordet!«
    »Wen hat man umgebracht? Wo?«, fragte Cennegan ärgerlich. Einen neuen Mordfall? Den konnte er ausgerechnet jetzt nicht gebrauchen. Wenn man seine Kräfte für mehrere Aufgaben gleichzeitig zersplittern muss, bekommt es keiner Sache.
    Aber als er hörte, wen man ermordet hatte, malte sich eine grenzenlose Überraschung in seinem Gesicht. Dann legte er den Hörer auf, nachdem er versprochen hatte, schnell am Tatort zu sein. Ein Druck auf einen Klingelknopf alarmierte die vierte Mordkommission.
    ***
    Wir hatten noch in der Nacht versucht, aus unserem Besucher einiges herauszuholen, aber es war ziemlich ergebnislos gewesen. Wie bei vielen Betrunkenen stellte sich bei dem Mann plötzlich eine so starke Müdigkeit ein, dass er uns fast im Stehen einschlief. Da wir einsahen, das nichts mehr zu machen war, schärften wir ihm ein, dass er am nächsten Morgen in unser Office kommen sollte, und ließen ihn dann von einem telefonisch herbeigerufenen Taxi nach Hause bringen.
    Am nächsten Morgen erschien er tatsächlich um acht Uhr früh in unserem Office. Er war sehr verlegen und entschuldigte sich ein paar Mal für sein Benehmen am vergangenen Abend. Ich sagte ihm, er möge es als nicht geschehen betrachten, und das beruhigte ihn sichtlich.
    »Nehmen Sie Platz«, sagte ich zu ihm und deutete auf unseren Besucherstuhl. »Wie war doch gleich Ihr Name, Mr.…?«
    »Ralph Bertrell, Sir. Wohnhaft 143, East 111. Street.«
    »Jetzt erzählen Sie uns einmal möglichst viel über die junge Dame, die plötzlich verschwunden ist.«
    Er nickte und machte ein nachdenkliches Gesicht. Offenbar überlegte er, womit er beginnen sollte.
    »Ich lernte sie Ende Januar bei einem Tanzvergnügen kennen. Sie war kleiner als ich, hatte kupferbraunes Haar, eine rassige Figur und ein sehr hübsches Gesichtchen. Wissen Sie, Jenn war eine der Frauen, nach der sich alle Männer auf der Straße umdrehen. Ich sah sie und war auch schon weg. Wie das eben manchmal geht.«
    Er machte eine Pause und sah mich fragend an. Ich hielt ihm meine Zigarettenpackung hin, er bediente sich, ich gab ihm Feuer. Dabei ermunterte ich ihn: »Erzählen Sie ruhig so weiter. Auch persönliche Einzelheiten können vielleicht von Nutzen

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