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0068 - Wir holten sie vom Schiff

0068 - Wir holten sie vom Schiff

Titel: 0068 - Wir holten sie vom Schiff Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wir holten sie vom Schiff
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schmutzigen Oberhemden, zerknüllten Taschentüchern und anderen mehr oder minder schmutzigen Kleidungsstücken beladen war.
    »Danke«, lehnte ich ab. »Ich bleibe lieber stehen. Zigarette?«
    »Ja, danke. Na, was gibt’s?«
    Seine Stimme hatte einen forschen Klang haben sollen, aber man konnte ihren ängstlichen Unterton doch nicht überhören.
    »Woher kannten Sie die beiden Männer, die Sie heute Nachmittag durch die Mangel drehen wollten?«, fragte ich mit harmloser Miene.
    »Der eine war der Freund von einer Puppe, die mal hier im Haus gewohnt hat. Er holte sie oft hier ab, und bei der Gelegenheit sah ich ihn ein paar Mal.«
    »Was wollte er eigentlich heute von Ihnen?«
    Der Junge hustete, weil er ein paar Sekunden Zeit gewinnen wollte. Dann sagte er wegwerfend: »Ich hatte mal Geld von ihm geliehen. Leider vergaß ich es, und heute wollten sie mich dafür fertigmachen.«
    »Ach so«, murmelte ich, scheinbar völlig beruhigt. Dabei war es die dümmste Lüge, die mir je aufgetischt worden ist. Ein Mann, den man nur ein paar Mal gesehen hat, dürfte gerade das richtige Objekt für einen Pumpversuch sein!
    »Wollen Sie Strafantrag gegen die beiden stellen?«, fragte ich, weil das zu meiner Rolle gehörte, die ich hier spielte.
    Er überlegte eine Weile, dann fragte er schlau: »Sie sagten heute Nachmittag was von Mord und so! Werden die beiden Burschen wirklich wegen eines Mordes zur Rechenschaft gezogen werden?«
    »Es sieht so aus. Warum?«
    »Na, dann wäre ein Strafantrag von mir wegen der Schlägerei ja ein reiner Witz, nicht? Sicher, sie haben mich verflucht hart fertiggemacht, aber wenn sie auf den elektrischen Stuhl steigen müssen, wird ihnen das wohl reichen, was, hahahahaha!«
    Er lachte ein widerwärtiges, keifendes, höhnisches Lachen. Ich sagte nichts dazu. Das wäre alles gewesen, was ich von ihm hätte wissen wollen, meinte ich und ging. Aber in meinem Mosaik hatte ich wieder ein Steinchen mehr.
    ***
    Ungefähr zur gleichen Zeit stoppte Roger Cennegan seinen Dienstwagen vor dem großen Haus, das sein Ziel war. Er ging hinein und kam in ein großes Vorzimmer, dessen Wände mit Plakaten, Bühnen- und Filmfotos verziert waren. Die meisten Bilder trugen handschriftliche Widmungen.
    Cennegan stellte sich mitten in das Büro und sah sich ungeniert um.
    »Tolle Bude«, konstatierte er dann ungerührt.
    Eine ältliche Sekretärin rümpfte die Nase.
    »Sie sind hier nicht auf einem Jahrmarkt, Mister!«, rügte sie. »Außerdem vergessen Sie offenbar, dass eine Dame anwesend ist.«
    Sie meinte sich selbst, denn eine andere Frau war ja nicht im Zimmer. Cennegan lächelte versöhnend und brummte freundlich: »Entschuldigen Sie, Muttchen, ich wollte Sie nicht kränken. Ist der Boss da?«
    »Mister B. B. Bals ist anwesend. Ob er allerdings für Sie Zeit haben wird, ist sehr fraglich. Welche Sparte sind Sie?«
    Cennegan verstand nicht. »Was für Zeug?«, fragte er. »Sparte? Was für eine Sparte denn?«
    »Zirkus, Schauspiel, Film, Fernsehen, Rundfunk, Variete oder was sonst?«
    Cennegan dachte einen Augenblick lang nach, dann lachte er und sagte: »Ich weiß nicht genau. Mein Verein ist so ein komisches Mittelding zwischen Zirkus, zoologischem Garten, Irrenhaus und Kindergarten.«
    »Also Theater«, meinte die Sekretärin, ohne eine Miene zu verziehen. »Theater ist wenig zu machen, Mister, wenn Sie da einen Job suchen. Wir stehen kurz vor Saisonschluss, und für die neue Saison haben fast alle Häuser ihre Engagements schon vollständig abgeschlossen.«
    »Hören Sie mal«, sagte Cennegan und wurde ernst. »Ich bin auch noch eine andere Sparte, wenn Sie das interessiert.«
    »Und welche?«, forschte die ältliche Dame.
    »Lieutenant Cennegan, City Police, Mordkommission«, sagte Cennegan knapp. »Und jetzt zeigen Sie mir mal die Tür zu Ihrem Boss. Anmelden werde ich mich selbst. Klar?«
    Die Sekretärin war völlig verdattert. Wortlos zeigte sie mit ausgestrecktem Arm auf eine hohe Tür im Hintergrund des Zimmers.
    Cennegan marschierte darauf zu und klopfte kurz.
    »Yeah!«, rief eine schleimige Stimme dahinter.
    Cennegan trat ein.
    Hinter einem Schreibtisch, der mit Bergen von Papieren und Fotos überladen war, hockte ein dicker Mann mit fettglänzenden Gesichtszügen. Alles an ihm war fettig und aalglatt: die Hände, die Bewegungen, der Blick und seine Stimme.
    »Aaah, Verehrter!«, rief der Dicke, obgleich Cennegan sicher war, dass sie sich noch nie im Leben gesehen hatten. »Nehmen Sie Platz, tragen Sie

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