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0069 - Das Gericht der Toten

0069 - Das Gericht der Toten

Titel: 0069 - Das Gericht der Toten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Wolf Sommer
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anwesend. Alle anderen Männer, fünf an der Zahl, gehörten dem Geruch, dem Aussehen und dem Benehmen nach zu urteilen eindeutig in die Kategorie der Schnapsjünger.
    Frustriert und mißvergnügt saßen die beiden Freunde nebeneinander auf einer nicht gerade sauberen Pritsche.
    »Wir hätten uns nicht so einfach einkassieren lassen sollen«, knurrte der Kulturhistoriker wütend. »Wer einmal in die Mühlen des Gesetzes gerät, wird zermahlen wie Korn.«
    »Darüber mache ich mir noch nicht einmal die größten Sorgen«, antwortete der Professor. »Nicole, wird schon einen Weg finden, uns kurz über lang rauszuholen. Nein, mich beschäftigt etwas ganz anderes.«
    »Neferptah?«
    Zamorra nickte. »Wenn morgen dieser Madhvakrishna zu Seymour kommt… Ich ahne Böses!«
    Seine Ahnungen trogen den Professor nicht. Und er mußte nicht einmal bis morgen warten, um sie bestätigt zu sehen.
    Ihm war plötzlich, als hätte er einen Schlag gegen den Kopf bekommen. Vibrationen schüttelten sein Gehirn. Und dann hörte er die Stimme, jene Stimme, die am Tag schon einmal zu ihm gesprochen hatte.
    Sekere, der Amon-Priester!
    »Wehe dir, oh Magier mit dem Silberglanz, der du die Warnung mißachtetest und meinem Rat nicht folgtest!«
    »Was ist geschehen?« ließ Zamorra seine Gedanken antworten.
    »Schreckliches ist geschehen! Das Kaa des verfluchten Pharao ist frei und wird Entsetzen bringen über das Diesseits und das Jenseits.«
    »Aber wieso…«
    »Der Magier aus dem Land des vielarmigen, tanzenden Gottes setzte das Werk fort, das achtlos du begannest. Und nun kann niemand mehr dem Treiben des Verfluchten Einhalt gebieten.«
    Zamorra überlegte schnell. Der vielarmige, tanzende Gott – damit konnte nur Shiva gemeint sein, der Gott der Hindus. Also hatte Madhvakrishna bereits gehandelt, viel schneller als erwartet. Und er, Zamorra, war nicht unschuldig daran, daß sich die Dinge so entwickelt hatten. Zuerst hatte er den Bann gelockert, und dann war er nicht entschlossen genug gewesen, den angerichteten Schaden wiedergutzumachen.
    »Was kann ich tun, Sekere?« fragte er, bestrebt, Versäumtes nachzuholen.
    »Wenig kannst du tun, oh Magier! Unerreichbar ist der Kaa für einen Sterblichen. Ich selbst werde versuchen, dem Verfluchten zu trotzen, erhoffe mir aber nichts, denn seine Kraft ist größer als die meine. Nur eins läge in deiner Macht. Neferptah wird den Magier aus dem Land des vielarmigen, tanzenden Gottes zu seinem Werkzeug auf Erden machen. Mit diesem könntest du das Krummschwert kreuzen, zu beschneiden den Einfluß des Verfluchten auf deine Welt.«
    »Ich werde tun, was ich kann«, gelobte der Professor.
    »Ich muß jetzt weichen«, teilte ihm der Paa Sekeres mit, »denn der verfluchte Pharao ist nahe, seine Rache an mir zu kühlen. Schon hat er den Thron des Osiris passiert und hält Einzug in mein Land.«
    Abrupt verstummte die Geisterstimme. Der Kaa des Amon-Priesters hatte die Verbindung zu ihm abgebrochen.
    Das Bewußtsein des Professors kehrte in die Realität der Zelle zurück.
    Sofort fühlte er den prüfenden Blick Bills auf sich ruhen.
    »Was war los?«
    »Ich habe eine Botschaft erhalten«, sagte Zamorra leise. Und dann erzählte er dem Freund vom Inhalt des magischen Gedankenaustauschs mit dem toten Priester des alten Ägypten.
    »Teufel auch!« sagte Bill nur, als der Professor fertig war. Dann fing er ebenso an zu grübeln wie Zamorra auch.
    Aber alles Grübeln half nichts. Sie saßen hoffnungslos fest. Wie Fische, die aufs trockene Land geraten waren.
    Schließlich fanden sie sich, zumindest für diese Nacht, mit ihrem Schicksal ab.
    Resignierend beschlossen sie, es den anderen Zelleninsassen nachzumachen, die schon längst schnarchend, schnaufend und zum Teil auch halluzinierend auf ihren Pritschen lagen und dem Morgen entgegendösten.
    Überraschenderweise wurde es ihnen dann aber doch erspart, die ganze Nacht in der alles andere als gut riechenden Zelle verbringen zu müssen.
    Ein Polizist in Uniform erschien an der Zellentür und rasselte mit einem Schlüsselbund. Dann schloß er die Tür auf.
    »Mr. Fleming, Mr. Zamorra?«
    Der Professor, der noch keinen Schlaf gefunden hatte, saß sofort aufrecht.
    »Ja?«
    »Kommen Sie«, sagte der Beamte.
    Das ließ sich Zamorra nicht zweimal sagen. Im Nu hatte er die Pritsche verlassen. Bill jedoch nicht. Das sonnige Gemüt des Freundes hatte tatsächlich dafür gesorgt, daß er eingeschlummert war.
    Der Professor mußte ihn erst von seinem Nachtlager

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