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0069 - Das Gericht der Toten

0069 - Das Gericht der Toten

Titel: 0069 - Das Gericht der Toten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Wolf Sommer
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konzentrierte er sich mit alter Kraft seines Bewußtseins, schaltete den Körper dabei völlig aus.
    Sekere!
    Sein Geist sandte die Gedankenströme, von den Kräften des Amuletts unerhört verstärkt, wie Speere in die Unendlichkeit der Dimensionen.
    »Sekere, Priester des Amon, höre mich!«
    Wieder und immer wieder ließ er den geistigen Ruf erschallen.
    Eine Zeitspanne, die ihm vorkam wie die Ewigkeit, verhallte sein Hilferuf ungehört. Dann aber bekam er Antwort. Die Stimme Sekeres meldete sich.
    Schwach war sie, diese Stimme, sehr schwach und kaum verständlich.
    »Was willst du, Magier mit dem Silberglanz?«
    »Ich brauche Hilfe, Priester des Amon!«
    »Hilfe? Du brauchst Hilfe? Ich selbst brauche sie nötiger denn du. Neferptah, der Verfluchte, ist auf meiner Spur. Und da verlangst du, daß ich Hilfe dir gewähre? Dir, der du die Mitschuld trägst an meinem Unglück?«
    Zamorra ließ nicht locker, wußte ganz genau, daß hier wahrscheinlich seine letzte Chance lag, Nicole zu retten.
    »Nicht viel erbitte ich, Sekere. Nur eine Auskunft, eine kurze Auskunft.«
    »So sprich, aber sprich schnell! Die Zeit ist mir unendlich kostbar.«
    Der Professor sprach, erzählte alles, was sich im Hotel Hilton, das dem Kaa natürlich kein Begriff war, ereignet hatte.
    »Die Formel brauche ich«, schloß er, »die Gegenformel, die den Bann des Verfluchten wieder löst.«
    »Ich kann dir nicht helfen, Magier mit dem Silberglanz. Die Formel, die zu wissen du begehrst, die Flüche der Ewigen Umnachtung, kennt nur der Gott Ptah. Ptah selbst und seine Jünger. Frag’ den Gott, frag’ seine Jünger, frag’ Neferptah.«
    Verzweiflung begleitete die Gedankenströme Zamorras.
    »Wie soll ich sie fragen? Niemals könnte ich mit ihnen in Verbindung treten, denn sie würden mich nicht hören.«
    »Du kannst mit ihnen in Verbindung treten, Magier mit dem Silberglanz.«
    »Und wie?«
    »Indem du stirbst!«
    »Was?«
    »Wenn du stirbst, stehen deinem Kaa alle Wege in meinen Gefilden offen. Du kannst befragen, wen auch immer du beliebst.«
    »Oh!«
    Zamorra hatte begriffen. Als Toter würde er in der Lage sein, Nicole zu helfen. Genauer gesagt, sein Kaa würde dazu in der Lage sein.
    Insgeheim stellte er sich die Gewissensfrage. War er bereit, für Nicole in den Tod zu gehen? Ja, grundsätzlich war er bereit dazu.
    Wenn es keine andere Möglichkeit mehr gab, würde er für das Mädchen sterben.
    Aber da war immer noch die Hoffnung, daß es einen anderen Weg gab, den er beschreiten konnte.
    Und es gab noch einen anderen Weg.
    »Höre, oh Magier mit dem Silberglanz«, drang Sekeres Stimme wieder in sein Bewußtsein. »Ein letztes Mal noch werde ich dir die Hand zur Hilfe reichen.«
    »Ich höre, ich höre!«
    »Es gibt eine Beschwörung, die man die ›Ewigkeit der drei Tage und Nächte‹ nennt. Du bist tot, wirst aber nach drei Tagen zum Leben auferstehen. Bereit wäre ich, die Formel dir zu verraten.«
    »Sprich!«
    »Eine Bedingung müßte ich stellen.«
    »Ich tue, was du verlangst!«
    »Wenn dein Kaa den Richterthron des Osiris passiert hat und in meinen Gefilden schreitet, verlange ich, daß dem Kampf gegen den Verfluchten du dich widmest. Mein Verbündeter mußt du sein, Neferptah für alle Zeit zu bannen.«
    Spontan erklärte sich der Professor mit der gestellten Bedingung einverstanden.
    »Wohlan, so höre!«
    Der Kaa des Amon-Priesters nannte ihm die Formel für die Ewigkeit der drei Tage und Nächte. Gebannt lauschte Zamorra, hin- und hergerissen zwischen Hoffnung und verständlicher Todesangst.
    Dann verklang die Stimme in seinem Bewußtsein. Der Professor war wieder allein mit sich und seinen Gedanken.
    Eine ganze Weile noch starrte er tief in sich selbst versunken vor sich hin, so lange, bis ihm Bill Fleming die Hand auf die Schulter legte.
    »Bist du wieder da, Zamorra?«
    Der Professor nickte bestätigend.
    »Und? Hast du den Kaa des Amonpriesters erreicht? Weißt du, wie Madhvakrishnas Bann zu brechen ist?«
    »Nein, das nicht.«
    Tiefe Enttäuschung zeigte sich im Gesicht des Historikers. »Und ich dachte schon, du hättest Erfolg gehabt«, murmelte er.
    Zamorra lächelte ganz schwach.
    »Ich sagte nicht, daß ich keinen Erfolg gehabt hätte«, verkündete er. »Es gibt einen Weg, einen Umweg, könnte man wohl besser sagen, der zur Rettung Nicoles führen könnte.«
    »Ja?«
    »Ich werde sterben«, sagte der Professor.
    ***
    Bill Fleming hatte es sich nicht nehmen lassen, mit von der Party zu sein.
    »Wenn du ins Reich der

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