0069 - Der unheimliche Bogenschütze
klatschte darauf nieder. Sein Blick war leicht glasig. Trotzdem griff er unter sein Jackett.
Du Prés Befehl stoppte ihn. »Laß das!«
Narbengesicht gehorchte.
Der Buchmacher aber schaute mich an. »Das, Mister, haben Sie nicht umsonst gemacht«, flüsterte er drohend. »Dafür bekommen Sie noch die Quittung.«
»Die unterschreibe ich aber mit«, erwiderte ich. »Sie können es meinetwegen als Warnung auffassen, aber lassen Sie die Lady in Ruhe.«
Von draußen hörten wir das Klappen einer Autotür.
»Das wird Mr. Custer sein«, sagte der Butler und eilte zur Tür. Er zog die rechte Hälfte auf, und ich konnte einen Blick nach draußen werfen.
Ein schwarzsilberfarbener Rolls Royce Silver Shadow war in den Hof gefahren.
Er gehörte in der Tat Jerry F. Custer.
Zwei Bedienstete eilten hinaus, um den Custers das Gepäck abzunehmen.
Ich ging zu Bill und Sheila.
»Ich hätte diesen Kerl auch zusammengedroschen!« flüsterte mir Bill zu.
Soeben erhob sich das Narbengesicht aus seinem Stuhl. Der Kerl warf uns finstere Blicke zu. Auf ihn würden wir verdammt achtgeben müssen. Wir hörten die Stimmen von draußen.
»Schaffen Sie das Gepäck nach oben!« Der Stimme nach war mir dieser Custer schon unsympathisch. Sie klang arrogant und überheblich. Eine Frau lachte girrend. Custer war mit Gattin erschienen.
Die Kofferträger schleppten sich einen ab, als sie durch die Halle gingen und die breite, nach oben führende Treppe ansteuerten.
Wir alle hielten den Atem an und warteten gespannt. Eine Minute später hatte er seinen Auftritt.
Jerry Fitzgerald Custer kam!
***
Er trat auf wie der King. Einen Schritt hinter der Schwelle blieb er stehen und schaute sich um.
Eisgraue Augen sahen uns an. Der Mund wies einen zynischen Zug nach unten auf. Der Kopf war kantig und das schneeweiße Haar zu einer Bürste geschnitten. Custer schätzte ich auf sechzig Jahre, und sein gut geschnittener grauer Anzug kaschierte den Bauchansatz. Die Krawatte war taubenblau, bestand aus schwerer Seide und zeigte in der Mitte eine Perle.
»Guten Tag. Mein Name ist Custer«, sagte Jerry F. Dann deutete er auf die Dame neben sich und sagte: »Das ist meine Frau!«
Sie war bestimmt fünfunddreißig Jahre jünger als er, hatte ihr rabenschwarzes Haar zu einem Lockenturban frisiert, trug einen dieser modernen, flachen Hüte auf der Frisur und ließ von einem Schleier die Hälfte ihres Gesichts bedecken. Vielleicht fand sie es schick. Trotz des warmen Wetters hatte sie eine Nerzstola umgehängt. Sie hielt sie mit der linken Hand vor der Brust zusammen, und ich sah an den Fingern zahlreiche Ringe funkeln.
Dann machten die Custers ihre Runde. Sie gaben jedem die Hand. Sheila war nicht gerade die Freundin von Mrs. Custer, das konnte man sehen. Die Frau flüsterte jedem ihren Vornamen zu.
Bei mir blieb sie etwas länger stehen und meinte: »Oh.«
Ich lächelte höflich.
»Mein Name ist Madelaine. Ich komme aus Paris.« Sie gab ihrer Aussprache einen zischenden Tonfall, der wohl auf die Französin hindeuten sollte.
»Wie angenehm«, sagte ich artig.
»Wir werden uns bestimmt noch öfter sehen, Mr. Sinclair«, sagte sie und ging weiter.
Ich verdrehte die Augen. Nur das nicht.
Sheila stieß mich an. »Die will was von dir«, sagte sie und lachte leise.
Ich nickte. »Das Gefühl habe ich leider auch.«
Bill grinste. »Trag es mit Fassung, du begehrter Junggeselle.«
Nur der kleine Johnny hatte von dem ganzen Trubel nichts mitbekommen. Er schlief selig.
Nachdem die Ehrenwerten vorbei waren, übernahm der Verwalter Roman Willard das Wort. »Ich danke Ihnen, daß Sie so pünktlich erschienen sind, Ladies and Gentlemen, und ich möchte Ihnen jetzt ihre Zimmer anweisen lassen. Ed Morris, der Butler, wird sie Ihnen zeigen. Bitte folgen Sie ihm.«
Die Gruppe schritt auf die Treppe zu. Ich hielt mich mit den Conollys am Schluß.
»Was sagst du?« fragte Bill.
»Schätze, es wird ein munteres Wochenende«, gab ich zurück.
»Darauf kannst du Gift nehmen.« Bill trug jetzt den Kleinen. Er war Sheila zu schwer geworden.
Sie wandte sich an mich. »Ich bin froh, daß du mitgekommen bist.«
»Ja, die Typen sind gefährlich.«
Unsere Zimmer lagen, wie auch die Räume der anderen, im ersten Stock. Es waren die letzten in dem langen, breiten Gang, der an seinem Ende einen Rundbogen aufwies.
Bevor wir in die Räume gelassen wurden, sagte Willard noch, daß er uns in zwei Stunden zum Dinner im Rittersaal erwarte.
Ich betrat mein Zimmer. Die
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