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0069 - Der unheimliche Bogenschütze

0069 - Der unheimliche Bogenschütze

Titel: 0069 - Der unheimliche Bogenschütze Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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Schüsseln standen bereits auf Warmhalteplatten bereit, waren aber noch abgedeckt.
    Man verwöhnte uns mit Wild.
    Zarter Reh- und Hirschbraten, dazu Waldpilze und mehrere Kompottsorten, mit Preiselbeeren garniert. Die Kroketten schmeckten mir nicht, das Fleisch dafür um so besser.
    Neben mir fraß Atkins wie ein Geier. Die Kleidung machte es eben auch nicht immer.
    Und dann stieß Sheila einen erstickten Schrei aus.
    Augenblicklich hörten alle auf zu essen und schauten die Frau meines Freundes an.
    »Was ist, Mrs. Conolly?« fragte Jerry F. Custer.
    Sheila lächelte fade. »Oben auf der Galerie habe ich eine Bewegung bemerkt. Ein Augenpaar und…« Sie brach ab.
    »Ach«, sagte Custer, »da ist niemand. Oder, Morris?«
    »Nein, Sir, dort oben ist niemand«, entgegnete der Butler.
    Mir entging nicht das wissende Lächeln des Verwalters, und ich fühlte mich auf meinem Platz plötzlich nicht mehr wohl.
    Wußte Roman Willard mehr als die anderen?
    Ich beschloß, den Verwalter nicht aus den Augen zu lassen.
    Du Pré lachte plötzlich auf. »Wir sind ja in einem Schloß«, sagte er, »das hätte ich fast vergessen. Natürlich war dort jemand. Hier gibt es doch Geister.« Er schaute in die Runde, doch niemand stimmte ihm zu. Er senkte seine Stimme zu einem Flüstern. »Vielleicht ist es sogar der unheimliche Bogenschütze gewesen.«
    Sofort ging Madelaine Custer auf die Bemerkung ein. »Der unheimliche Bogenschütze?« Sie beugte sich vor und stützte beide Ellenbogen auf den Tisch. Ich war vergessen. »Erzählen Sie, Mr. du Pré. Was hat es mit dem geheimnisvollen Bogenschützen auf sich?«
    »Lesen Sie keine Zeitungen?«
    »Nein, das überlasse ich meinem Mann.« Sie leerte ihr Weinglas mit einem Schluck.
    Jerry F. Custer stieß sie an. Er trug jetzt eine Brille, und seine Augen funkelten hinter den Gläsern. »Laß die Fragerei, Madelaine.«
    »Aber warum denn, Darling? So etwas finde ich ungeheuer aufregend. Wirklich.«
    »Ihre Frau hat recht, Mr. Custer. Warum sollen wir nicht über das Gespenst sprechen? In den Zeitungen stand zu lesen, daß dieser geheimnisvolle Bogenschütze bereits zwei Menschen gekillt hat. Hier lauert ein Mörder, Mrs. Custer.«
    »Aber Darling, davon hast du mir ja gar nichts erzählt«, sprach sie ihren Gatten an. »So etwas verschweigst du mir? Du weißt doch, wie gerne ich Horror-Geschichten höre und lese.«
    »Es gibt keinen Bogenschützen«, knurrte Custer tief in der Kehle. »Das ist alles Quatsch.«
    Bill und ich wechselten einen Blick. Sheila hielt den Kopf leicht gesenkt und schaute auf ihren leeren Teller.
    Madelaine Custer war noch nicht fertig. Sie hatte in Roman Willard ein neues Opfer gefunden. »Aber Sie müssen doch mehr wissen, Mr. Willard. Sagen Sie es mir.«
    Der Verwalter hob die Schultern und legte sein Gesicht in bedauernde Falten. »Die Zeitungen schreiben viel, doch ich selbst habe den unheimlichen Bogenschützen noch nie gesehen. Ich kenne zwar die Legende, die sich um ihn rankt, aber…«
    »Erzählen Sie bitte.« Madelaine Custer zappelte wie ein kleines Kind.
    »Später vielleicht, Madam. Wenn wir beim Dessert sitzen. Wissen Sie, dazu muß man die äußerliche Stimmung haben. Wenn es draußen dunkelt, wenn die Tiere des Waldes erwachen, wenn Sie das Schreien des Käuzchens hören…«
    Madelaine verzog das Gesicht. »Huch«, sagte sie, »hören Sie auf. Mich gruselt es jetzt schon.«
    Custer schüttelte nur den Kopf.
    Roman Willard gab dem Butler ein Zeichen und sagte: »Sie können das Dessert auftragen lassen.«
    »Sehr wohl, Sir.«
    Doch dazu kam es nicht mehr.
    Alle wurden überrascht – ich auch.
    Ich hörte noch das pfeifende Geräusch, dann einen dumpfen Laut, dem ein Röcheln folgte, und im nächsten Augenblick fiel Atkins neben mir mit dem Gesicht in seinen Teller.
    Sein Rücken bildete eine Krümmung. Und genau in der Mitte steckte ein Pfeil!
    ***
    Ich federte von meinem Stuhl hoch, während die anderen wie erstarrt sitzen blieben.
    Sie waren vor Entsetzen stumm.
    Das Sitzmöbel hinter mir bekam Übergewicht und fiel um. Das dumpfe Geräusch war wohl das Startzeichen, denn Madelaine Custer fing an, gellend zu kreischen. Sie hatte die Arme hochgerissen, die Hände gegen die Ohren gepreßt und schrie wie verrückt.
    Das hörte ich zwar, sah die Frau jedoch nicht, da ich bereits auf die Treppe zurannte, die hoch zur Galerie führte. Denn nur von dort konnte der Pfeil abgeschossen worden sein.
    Auf halber Treppe vernahm ich den scharfen Ruf. »Scarface!

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