0069 - Der unheimliche Bogenschütze
der Verwalter sagte, war voll und ganz nach seinem Geschmack. Endlich konnte er sich rächen. Er würde es diesen Menschen zeigen, diesen verdammten Kreaturen, die ihn verflucht und zu ewigem Leben verdammt hatten.
Die Rache sollte fürchterlich sein…
Roman Willard merkte, was in dem Unheimlichen vorging, und er rieb sich in diebischer Vorfreude die Hände. Diese Leute würden ihr Leben aushauchen und nie mehr auf den Gedanken kommen, überhaupt dieses Schloß betreten zu wollen.
»Noch einmal«, sagte er zu dem Bogenschützen. »Du kannst schießen, auf wen du willst!«
Aus der Kehle der monströsen Gestalt drang ein gefährliches Knurren. Er packte die Waffe fester. Zwanzig Pfeile steckten in seinem Köcher. Zwanzig Todesbringer. Jeder Pfeil war genau ausgewogen, und er selbst war ein zielsicherer Schütze.
Der Verwalter nickte dem Unheimlichen noch einmal zu und zog sich dann zurück.
Roman Willard war froh, die unterirdischen Gänge verlassen zu können. Das war nicht sein Reich, obwohl er jeden Schlupfwinkel kannte. Hier fühlte er sich nicht wohl.
Bevor er die Treppe erreichte und nach oben ging, schaute er sich noch einmal um.
Die Konturen des Bogenschützen verschwammen in der Dunkelheit. Roman Willard hastete die Stufen hoch. Er legte die Taschenlampe wieder in die kleine Nische und drückte auch hier einen verborgenen Kontakt, der ihm die Tür öffnete.
Willard atmete auf, als er wieder in der Bibliothek stand. Seine Gestalt straffte sich, er zupfte seinen Rock zurecht und war wieder völlig der alte.
Seinetwegen konnte das Horror-Spektakel beginnen…
***
Die Gegend um Sealford war so, daß man sie mit dem Begriff »Hier ist die Welt noch in Ordnung« umschreiben konnte. Grüne Hügel, dichte Wälder, saubere Dörfer, hier und da ein kleiner Bach, der gurgelnd eine Wiese teilte, kaum Industrie, dafür saubere Straßen.
Vor Nottingham fuhren wir ab. Bill saß neben mir, und seine Frau hatte es sich mit dem kleinen Johnny im Fond des Bentley bequem gemacht. Johnny war die Fahrt über sehr ruhig gewesen. Er hatte nicht geweint und nicht genörgelt, sondern gespielt. Manchmal hatte Sheila ihm Kinderlieder vorgesungen, und der kleine Mann lauschte mit offenem Mund.
Dann erreichten wir Sealford.
Ein sauberes Städtchen lag vor uns, mit kleinen Häusern, gepflegten Vorgärten und zahlreichen Geschäften. Wir mußten durch den Ort fahren und fragten dann einen Einheimischen nach Sealford Castle.
Der Mann beschrieb uns freundlich den Weg.
Ich fuhr weiter.
Wir passierten auch Lennox’ Inn und gelangten auf eine schmale Straße, die mitten durch den Wald führte. Ich hatte die Scheiben nach unten gleiten lassen, so daß die frische Luft in den Wagen strömte. Die Vögel sangen, die Luft schmeckte noch nach Sauerstoff, und ich kam mir mit meinem Wagen direkt als Umweltzerstörer vor.
»Hier könnte man sogar Urlaub machen«, meinte Sheila, und der kleine Johnny krähte vergnügt.
Bill nickte. »Worauf du dich verlassen kannst. Aber die Fassade trügt. Denk mal an den Bogenschützen.«
Daraufhin schwieg Sheila.
Allein auf weiter Flur waren wir jedoch nicht. Ein paarmal schon war mir im Rückspiegel der feuerrote Mercedes aufgefallen, der mit wesentlich höherer Geschwindigkeit fuhr, als zugelassen war. Der Wagen schnitt die Kurven, kümmerte sich einen Dreck um Verkehrsregeln und kam uns bedrohlich näher.
»Ist der wahnsinnig?« knurrte Bill, der das Fahrzeug ebenfalls im zweiten Außenspiegel bemerkt hatte.
Ich ging etwas vom Gas.
Das trompetenhafte Schmettern eines Dreiklanghorns zerriß die Stille um uns. Dann blendete der Mercedes hinter uns auf. Er wollte mich zwingen, ihn vorbeizulassen.
Doch so hatten wir nicht gewettet. Ich fuhr zwar äußerst links, mehr aber auch nicht.
Der Mercedes drückte sich vorbei. Er selbst rasierte mit dem rechten Vorder- und Hinterreifen dicht am Straßengraben entlang, ging aber mit der Geschwindigkeit nicht herunter. Die Reifen wühlten Gras- und Lehmstücke auf und schleuderten sie hoch.
Dann war er vorbei.
»Idiot«, sagte Sheila völlig undamenhaft.
Bill und ich hatten einen Blick in das Innere des überholenden Fahrzeugs werfen können.
Drei Typen saßen darin.
Einer von ihnen fiel wegen seiner weißblonden Haare besonders auf.
Bill räusperte sich.
»Der Mann ist mir jetzt schon sehr sympathisch«, kommentierte Sheila.
»Mir auch«, sagte ich.
Wir alle drei wußten, was wir von dem Blondhaarigen zu halten hatten.
Der Weg führte schon
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