007 - Das Grauen von Blackwood Castle
Verruf
kommen. Die Fremden, die wir beherbergen, haben hier nichts zu suchen. Sie sind
drüben in den Bungalows untergebracht. Und so soll es auch bleiben.«
»Ja, Onkel Edward. Du hast recht. Entschuldige bitte!« Das klang sehr
niedergeschlagen.
»Schon gut. Es war nicht böse gemeint, aber du siehst, wie schnell dich so
etwas aus dem Gleichgewicht bringt. Du bist auf dem Weg der Besserung, Dave.
Aber du bist noch immer krank. Ein Rückschlag wäre das schlimmste, was dir
jetzt passieren könnte. Es wäre doch furchtbar, wenn man diese junge Frau – wie
deine Mutter – finden würde.«
Dave presste die Hände an die Ohren. »Bitte nicht«, stieß er hervor.
»Sprich nicht davon! Ich will niemandem etwas tun, ich will doch nicht ...«
»Schon gut«, sagte der Earl wieder mit beruhigender, sanfter Stimme.
»Ich wollte es dir nur vor Augen führen.«
»Danke! Du hast immer so viel Verständnis für mich, du bist so gut zu mir.
Ich wüsste nicht, was aus mir geworden wäre, hättest du mir nicht die
Möglichkeit gegeben, auf Blackwood Castle ein neues Zuhause zu finden.« Er
lächelte verklärt, und seine Gedanken schienen in diesem Moment ganz woanders
zu sein. »Ich werde darüber hinwegkommen, ich muss darüber hinwegkommen!
Manchmal habe ich das Gefühl, es zu schaffen.«
»Du wirst es auch schaffen. Aber bitte: Kümmere dich nicht weiter um das
Mädchen! Ich kann nicht dauernd hinter dir her sein. Ich möchte, dass du
vernünftig bist, Dave. Ein Anfall kann alles zunichte machen.«
»Ich werde aufpassen, Onkel. Ich werde tun, was du von mir erwartest.«
●
Minuten später verließ Edward Earl of Wellington seinen labilen Neffen, passierte
den finsteren Korridor und ging vor zum Durchlass, der in den Turm führte.
Es herrschte Totenstille.
Das Schreien, das auch er vernommen hatte und das von Amely Sutter stammte,
war verstummt. Der Earl registrierte es mit einem faden Lächeln. Amely befand
sich jetzt im Magen der Riesenraupe!
●
Trotz der Aufregungen und der Zeit, die er noch nach seinem Erlebnis in der
Wohnung von Amely Sutter in New Scotland Yard und bei Chiefinspektor Cumming
verbracht hatte, war Larry Brent am nächsten Morgen erstaunlich früh auf den
Beinen.
Seine Gastgeber schliefen noch, denn die Party war erst gegen vier Uhr
morgens langsam ausgeklungen. Es war noch dämmerig, als er das Haus verließ, in
den Lotus Europa stieg und davonrauschte.
X-RAY-3 erreichte schon eine halbe Stunde später ländliches Gebiet und fuhr
Richtung Küste. Den Standort des Erholungsheimes Sunplace hatte er inzwischen ausfindig gemacht. Es war nicht schwer
gewesen. Schließlich war es ein Heim, das jedermann kannte. Allerdings war
offensichtlich niemand davon unterrichtet, dass es auch eine Anstalt
einschloss, in der geistig behinderte Kinder aufgenommen und behandelt wurden.
Larry war gespannt auf die Begegnung mit Dr. Free. Er war Leiter des
Kinderheimes, ein ausgezeichneter Psychologe und leitete auch gleichzeitig die
Anstalt, in der nur Kinder reicher Eltern aufgenommen wurden.
Sunplace lag nur sieben Kilometer von der Küste entfernt,
hinter einem weltvergessenen Dorf in einem etwas hügeligen und unzugänglichen
Gelände. Die Hinweisschilder waren spärlich, doch X-RAY-3 fand sich dennoch
zurecht.
Das Heim lag inmitten eines großen, mit einem hohen Drahtzaun umgebenen
Waldes von fast achtzigtausend Quadratmetern Fläche. Larry Brent konnte erst
das Tor passieren, nachdem er mit einem Angestellten, der in dem kleinen
Häuschen neben dem Eingang vor sich hindöste und in der Morgenzeitung
blätterte, gesprochen hatte. Dr. Free hatte den Portier bereits unterrichtet.
Larry fuhr an Spielplätzen und einem großen Swimmingpool vorbei. Es gab
sogar einen kleinen Tierpark. Kinder liefen schreiend herbei.
Die Schwestern, die hier Dienst taten, versuchten vergeblich, die
Halbwüchsigen von dem supereleganten Auto zurückzuhalten.
Als Larry parkte, winkte er ab. »Lassen Sie, Schwester! Sie dürfen sich den
Wagen ansehen. So ein Geschoss taucht hier sicher nicht jeden Tag auf. Sie
könnten mir den Gefallen tun und mir zeigen, wo ich so schnell wie möglich mit
Dr. Free zusammentreffe. Ich habe nicht viel Zeit.«
Die Schwester nickte. Larry Brent klemmte die dunkle Aktenmappe fester
unter den Arm. Darin befand sich Material über Dave Wellington und über die
eigenartige Erbschaftsangelegenheit der Familie. Unter anderem hatte X-RAY-3
auch aus verborgener Quelle ein Foto von Dave
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