007 - Das Grauen von Blackwood Castle
Stirn auch äußerlichen Ausdruck. James tat alles, was man
von ihm verlangte, ohne darüber nachzudenken.
Jetzt wartete er nur darauf, dass er neue Anweisungen bekam.
Dr. Free schien es nicht für notwendig zu halten, Larry Brent eine Antwort
zu geben. Er machte einen nervösen Eindruck, den er nur schwerlich überspielen
konnte. Die Zeit schien zu drängen. Offensichtlich war er froh, dass Larry
wieder zu sich gekommen war, nachdem feststand, dass der Elektroschock den
Agenten nur betäubt hatte. Dr. Free hatte seinen ursprünglichen Plan verworfen.
Er nahm eine Ampulle, brach die Spitze ab und zog eine Spritze mit der
Flüssigkeit auf.
»Es ist nicht schmerzhaft, Brent«, sagte er spöttisch. »Ein von mir
entwickeltes Eiweißpräparat mit Hemmeffekt. Das bedeutet, dass das Fremdeiweiß,
wenn es erst einmal über Ihre Blutbahn in den Körper gelangt ist, nach ungefähr
zwanzig bis fünfundzwanzig Minuten wirken wird. Der Tod tritt dann sofort ein –
ein Kreislaufkollaps.«
Er prüfte, ob die Spritze funktionierte und näherte sich dann wieder dem
PSA-Agenten.
»Die Dosis ist so genau berechnet, dass wir gemütlich bis zu Ihrem Auto
spazieren können. Sie werden vielleicht noch zwei bis drei Kilometer fahren,
dann passiert es. Ich werde Sie die ganze Zeit über begleiten, damit Sie nicht
auf die Idee kommen, irgendeine Nachricht zu hinterlassen. Nach Ihrem
Zusammenbruch werde ich aus dem Auto steigen und alles weitere dem Zufall
überlassen. Irgendjemand wird Sie schon finden. Und damit Sie auch nicht auf
die Idee kommen, Dummheiten zu machen oder mir vor Ihrem Ableben noch das Leben
erschweren, habe ich eine Pistole bei mir. Ich werde keine Sekunde zögern zu
schießen!«
»Wie viel ist Ihnen das alles wert, Free? Eine halbe Million Pfund, eine
ganze? Ich kann mir schlecht vorstellen, dass Ihnen Ihr Auftraggeber so viel
zukommen lässt. Sie riskieren für ihn Kopf und Kragen. Dave Wellingtons
Vermögen ist groß. Apropos Wellington: Haben Sie mir vorhin wirklich den
richtigen gezeigt?«
Dr. Free kniete neben ihm und riss ihm wortlos den linken Hemdsärmel in die
Höhe. Larry Brent wusste, dass damit der Film gelaufen war. Er musste alles auf
eine Karte setzen. Er warf sich mit einem blitzschnellen Ruck herum. Die Liege
kippte auf die Seite. Während des Fallens riss Larry Brent mit höchster
Kraftentfaltung die Beine in die Höhe. Die Lederschlaufe über seinen Schenkeln
löste sich, weil die Öse am Rand der Liege der Kraftentwicklung nicht gewachsen
war.
Die Beine hatte er frei und setzte sie zuerst als Waffe ein. Er stieß sie
dem Psychiater mit voller Wucht vor die Brust, so dass Free zurückflog.
Der sture James schien noch nicht zu begreifen, dass sich hier etwas
geändert hatte. Erst als Larry Brent gewaltsam die Lederschlaufe über seiner
Brust abriss, wurde auch James klar, dass sein Herr offensichtlich vom
Schicksal nicht mehr so begünstigt war.
Dr. Free warf sich auf den Amerikaner, kaum dass Larry Brent auf den Beinen
stand. Doch X-RAY-3 reagierte hart und konsequent. Er griff sich den
anstürmenden Arzt und schleuderte ihn herum. Der knallte gegen die Tür, dass
die Wand erzitterte.
Wie ein Koloss aus einer anderen Welt stand der Schatten des massigen James
neben Larry, und der schlug mit seiner Rechten zu – genau auf das ausladende
Kinn. Der Riese schüttelte nicht einmal den Kopf. Seine beiden Pranken krachten
auf die Schultern von Larry. Wie Feuer durchfuhr es seine Schulterblätter. Aber
zu einem zweiten Angriff kam James nicht mehr. Der PSA-Agent unterlief den
Anstürmenden einfach. James keuchte, als er gepackt und durch die Luft
beförderte wurde. Er landete genau auf dem Schreibtisch, der unter seinem
Gewicht bedrohlich ächzte.
Dr. Free erkannte, dass sich das Blatt gewendet hatte.
Er riss die Tür auf und hetzte in langen Sätzen davon. Larry wirbelte herum
und setzte in langen Sprüngen hinter dem Psychiater her. Der hatte einen
Vorsprung von etwa fünfzig Metern, stand vor einer Tür und riss sie auf.
Der Lift!
Larry kam zu spät.
Als er die verschlossene Tür erreichte, rauschte der Aufzug surrend nach
oben. Gab es einen zweiten? Nein. Er rannte den Gang zum anderen Ende vor, wo
die Treppe war und stürzte die breiten Stufen nach oben, stand Sekunden später
vor einer verschlossenen Tür.
X-RAY-3 zog seine Smith & Wesson Laserwaffe, die Dr. Free ihm nicht
abgenommen hatte. Der Psychiater war von seinem Plan zu überzeugt gewesen. Der
dünne Laserstrahl zerstörte das
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