007 - Das Grauen von Blackwood Castle
großen, undurchdringlichen Park? Abgefangen von ...
von wem? Von dem Earl, von Dave Wellington?
Dave Wellington, der einen so heiter zufriedenen Eindruck machte, als sie
ihm gegenübertrat. Sie wusste von Geisteskranken, die stets von einer tiefen
Ruhe erfüllt wurden, wenn sie ihren unnatürlichen Trieb befriedigt hatten.
Dave Wellington – der Frauenfeind – war er auch ein Mörder?
Als Sheila an diesem Mittag im Ort war und Einkäufe tätigte, kaufte sie
sich auch einen Dolch. Sie würde sich ihrer Haut zu wehren wissen, wenn sie mit
dem rätselhaften jungen Mann in die finsteren Gewölbe ging, wo er ihr seine
Raupenzucht zeigen wollte.
●
Es war der kühlste und düsterste Tag, den er seit seiner Ankunft in England
erlebte. Gegen vierzehn Uhr war es so dunkel, als wäre bereits der Abend
angebrochen. Larry Brent erreichte um diese Zeit das abgelegene Haus von Dr.
Prix. Er parkte in einer Seitenstraße und musste zu seinem Erstaunen
feststellen, dass dort bereits der Wagen vom letzten Abend stand, mit dem Mrs.
Halwey, die späte Patientin, gekommen war.
Er schellte, hörte das Geräusch in dem zurückgebauten Haus, aber über die
Rufanlage meldete sich niemand. Der PSA-Agent kniff die Augen zusammen. Hinter
den mit Vorhängen zugezogenen Fenstern in der untersten Etage brannte Licht.
Der Schein war deutlich zu erkennen. Es brannten zumindest die Lampen in dem
überdimensionalen Korridor und im Behandlungszimmer, in dem die Couch stand.
Mrs. Halwey war da, also musste auch Dr. Prix da sein.
Als auch nach dem fünften Klingelsignal niemand kam, um zu öffnen, drückte
Larry die Klinke herab. Aber das Haupttor war wie vermutet verschlossen.
Larry kletterte über die Mauer und ging auf das Haus zu. Die Wohnungstür
war nicht verschlossen. Ohne dass ihn jemand daran hinderte, betrat er den
Korridor.
»Dr. Prix?« Larrys Stimme hallte durch das stille Haus.
Mit großen Schritten eilte er auf das Behandlungszimmer zu. Durch den
Türspalt sah er im Ausschnitt die mit hellbraunem marokkanischem Leder
überzogene, breite Couch des Psychiaters. Darauf lag eine junge Frau, die ihre
langen Beine weit von sich gestreckt hatte. Dünne Nylonstrümpfe gaben der Haut
ein verführerisches Aussehen.
Vorsichtig drückte X-RAY-3 die Tür vollends auf. Niemand sonst im Raum. Die
Frau war allein. Sie lag auf dem Bauch, eine Hand hing schlaff über dem Rand
der weichen Couch.
Larry Brent nahm einen unverkennbaren Geruch wahr: Äther.
Die Frau bewegte sich leicht, drehte den Kopf auf die Seite und brabbelte
irgendetwas Unverständliches vor sich hin. Dann lächelte sie. Einmal glaubte
Larry deutlich den Namen »Dr. Prix« zu hören. »Es ist heiß. Mir ist sehr heiß
...« Mit diesen Worten drehte sie sich vollends herum. Wie in Trance löste sie
ihren BH und ließ ihn zu Boden fallen. Mit geschlossenen Augen tastete sie nach
den Gummistraps ihres Hüfthalters und löste einen Strumpf nach dem anderen.
Larry wandte sich ab, er musste nach dem Arzt suchen, der Frau konnte
später geholfen werden.
Rasch ging er in den Souterrain.
Seine Schritte hallten durch den kahlen, dämmrigen Kellerraum, in dem nur
eine schwache Lampe glühte. Die zweite Birne blieb dunkel, offenbar war sie
beschädigt.
Wieder rief er nach Dr. Prix, öffnete eine Tür nach der anderen.
Schließlich stand er vor der, hinter der er letzten Abend deutlich das Rascheln
wahrgenommen hatte.
Es war eine Metalltür – breiter als die anderen. Larry griff nach der
Klinke, drückte sie herab und zog daran. Die Tür gab nicht sofort nach, sie
schien verklemmt. Er riss heftiger, da schwang sie lautlos nach außen – Larry
Brent übergab sich fast!
Es quoll wie ein wahrer Strom vor seine Füße. Dicke, hässliche, sich
windende Raupen!
Keine war kleiner als sein Daumen.
Der PSA-Agent wurde sofort an die Geschichte erinnert, die ihm Dr. Prix von
Dave Wellington und seiner Mutter Laura erzählt hatte.
Dave züchtete Schnecken, die er in einer Kammer im Haus verborgen hielt.
Die Tiere vermehrten sich und wurden Laura Wellington zum Schicksal. Er stieß
sie in die Kammer zu dem wimmelnden Berg von Schneckenleibern, in dem sie
umkam.
Larry wich zurück. Sein Gesicht war weiß wie ein Leichentuch.
Dr. Prix züchtete Raupen? Unheimliche, überdimensionale Raupen. Sie hingen
über- und nebeneinander an den mit Schleimfäden überwachsenen dunklen Wänden.
Sie klebten an der Decke, bildeten hohe, wimmelnde Hügel auf dem Boden und
krochen jetzt nach
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