007 - Satans Bogenschütze
Fremde in eine schwarze Kutte gehüllt, deren Kapuze hochgeschlagen war.
»Meinen Namen wolltest du vorhin wissen«, sagte die grauenerregende Erscheinung. »Du sollst ihn erfahren. Ich bin Rufus, der Dämon mit den vielen Gesichtern!«
***
Jeremy Church starrte den Dämon aufgeregt an. Verdammt, er hatte sich an einem Mitglied der schwarzen Familie vergriffen. Dafür würde ihn Rufus nun wahrscheinlich hart bestrafen.
»Ich… ich wußte nicht, daß …«, begann der Gangsterboß seine Verteidigungsrede, brach aber dann krächzend ab. Rufus würde nicht entschuldigen, was er getan hatte.
Die Schwärze der leeren Augenhöhlen machte dem Gangsterboß Angst. Es gab nichts auf der Welt, wovor er sich schon mal so gefürchtet hatte.
»Ich hätte dich nicht angegriffen, wenn ich geahnt hätte…«, preßte Jeremy Church heiser hervor. Er schaute an Rufus vorbei.
Keiner der Partygäste warf einen Blick durch die Glastüren. Niemand kümmerte sich um ihn. Keiner kam ihm zu Hilfe. Die Leute wußten nicht, was hier draußen lief.
Der Dämon winkte mit seiner Knochenhand ab. »Hör auf, dich fortwährend zu entschuldigen. Ich bin nicht hier, um dir etwas anzutun.«
»Nicht?« Churchs Augen weiteten sich. Ein Stein fiel ihm vom Herzen.
»Ich bin gekommen, um dir Unterstützung anzubieten.«
Jeremy Church kam aus dem Staunen nicht raus. »Mir? Tatsächlich?«
»Du hast Schwierigkeiten. Craig Hogan, Dale Kelly… Ich biete dir die Möglichkeit, sie zu bereinigen.«
»Warum tust du das für mich?«
»Weil deine Seele so schwarz ist, wie wir es gerne sehen. Du verdienst, unterstützt zu werden.«
»Was erwartest du für eine Gegenleistung?«
»Keine. Du brauchst lediglich so weiterzumachen wie bisher. Craig Hogan und Dale Kelly werden schon bald keine Hindernisse mehr für dich sein.«
»Was muß ich tun? Wie wird deine Hilfe aussehen?« fragte Jeremy Church begeistert. Er sah sich schon kometenhaft am Himmel der Unterwelt aufsteigen. Er würde der unumschränkte Herrscher von London werden.
»Du wirst Besuch kriegen.«
»Wann?«
»Um Mitternacht.«
»Wer wird mich aufsuchen?«
»Laß dich überraschen«, sagte Rufus. »Sieh zu, daß du allein bist. Blas die Party ab, schick deine Gäste nach Hause.«
Jeremy Church nickte eifrig. »Das werde ich tun. Sonst noch was?«
»Nein, das ist alles. Bleib, wie du bist, dann werden wir schützend unsere Hand über dich halten.«
Church grinste breit. »Keine Sorge, ich ändere mich nicht. Mit eurer Hilfe werde ich meine Aktivitäten sogar noch ausweiten.«
»Das würden wir begrüßen.«
»Du kannst dich ganz auf mich verlassen«, versicherte Jeremy Church.
Rufus, der Dämon mit den vielen Gesichtern, nickte zufrieden und löste sich auf. Von einer Sekunde zur andern war er nicht mehr da. Church blinzelte verwirrt. Was war das nun gewesen? Eine Halluzination? Oder hatte er tatsächlich dieses Gespräch mit Rufus geführt?
Sally Missay betrat die Terrasse. Sie trug ein blutrotes Kleid mit Spaghettiträgern. In ihrem Ausschnitt schaukelten üppige Brüste.
»Sag mal, was tust du so lange hier draußen, Jeremy?« fragte sie säuselnd. Der Glanz in ihren Augen kam nicht nur vom Alkohol, sondern auch vom Marihuana, das sie geraucht hatte. Jetzt war sie liebesbedürftig. Schnurrend klebte sie sich an den Gangsterboß.
»Laß das!« sagte er desinteressiert.
»Hast du keine Lust, Baby?«
»Nein.«
»Kummer?«
»Verschwinde.«
»Ich würde dir alles, was dich bedrückt, herausmassieren.«
Church holte aus und schlug sie ins Gesicht. »Ich sagte, du sollst verschwinden!«
Sie rannte davon. Er folgte ihr und brüllte in die Musik und die ausgelassene Stimmung hinein: »Es ist Schluß, Leute! Die Party ist gelaufen!«
Bedauernde Ausrufe. Church scherte sich nicht um sie.
»Macht, daß ihr rauskommt, ich will euch in fünf Minuten nicht mehr hier sehen.«
Einer von Churchs Anwälten wankte betrunken auf ihn zu. »Sag mal, Jeremy, was ist denn in dich gefahren? Jetzt, wo’s erst richtig lustig wird, schickst du uns nach Hause?«
Jeremy Church schlug ihm das Whiskyglas aus der Hand. »Was ich gesagt habe, gilt auch für dich, du besoffenes Schwein!«
Der Anwalt wich erschrocken zurück. »Okay, okay, Jeremy. Reg dich nicht auf. Ich geh’ ja schon. Ist ja alles in Ordnung, mein Junge.«
Allgemeiner Aufbruch. Wer nach fünf Minuten noch anwesend war, erhielt von Church einen Tritt in den Hintern.
Und dann war er allein.
Allein mit seiner Neugier und einem Kopf
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