007 - Satans Bogenschütze
Leichnam nützte die Gelegenheit. Ich war abgelenkt, verfolgte gespannt den Kampf zwischen Mr. Silver und Yercell.
Ohne daß ich es merkte, stand der Tote auf. Kaum war Yercell vernichtet, da warf sich Jeremy Church auf mich. Er packte mich von hinten am Hals. Ungemein stark war er nun. Sein Würgegriff drohte mir das Zungenbein zu brechen. Hysterisch griff ich nach seinen Händen. Ich wollte seine Finger von meiner Kehle reißen, doch er ließ es nicht zu.
Erst als ich meinen magischen Ring einsetzte, schnellten seine Finger von meinem Hals. Ich pumpte gierig Luft in meine Lungen, drehte mich um und schlug mit der Faust nach Churchs Kopf.
Der Zombie unterlief meinen Schlag aber, rammte mir seine Schulter in den Bauch und warf mich gegen Mr. Silver, der mich auffing.
Der lebende Leichnam hatte gesehen, was mit Yercell passiert war. Er wollte nicht auch vor die Hunde gehen. Dem Bogenschützen war es nicht gelungen, zu fliehen, das hinderte Jeremy Church jedoch nicht daran, es ebenfalls zu versuchen.
Er wirbelte herum.
Der Weg zum Lift war nicht frei, da standen Mr. Silver und ich.
In der entgegengesetzten Richtung befand sich die Penthouseterrasse. Der Zombie wollte sich über die Dächer aus dem Staub machen, aber durch diese Rechnung würde ich ihm einen dicken Strich machen.
Jeremy Church hatte schon zu Lebzeiten genug verbrochen. Seine Taten sollten keine Fortsetzung mehr finden. Er wäre als Zombie noch viel härter und grausamer gewesen.
Mit langen Sätzen hetzte der Gangsterboß durch den Living-room. Er stieß die Glastür zur Seite und rannte auf die Terrasse. Ich löste mich von Mr. Silver.
Jeremy Church schwang ein Bein über die Brüstung. Ich erreichte die Glastür, brachte meinen Colt Diamondback in Anschlag.
»Church!« schrie ich. »Kommen Sie zurück!«
Er dachte nicht daran, schwang das zweite Bein über die Brüstung. Wenn er mit einem kraftvollen Sprung das Dach des Nachbarhauses erreichte, hatten wir das Nachsehen.
Ich durfte es nicht dazu kommen lassen. Die Entscheidung war klar. Ich mußte schießen, und ich drückte sofort ab. Eine Feuerlanze stach aus dem Lauf meines Revolvers. Das geweihte Silber traf.
Die Kugel hob Jeremy Church aus. Er bäumte sich auf, stieß einen Schrei aus, der mir das Blut in den Adern gerinnen ließ, und stürzte dann wie ein Stein in die Tiefe.
Sekunden vertickten.
Dann kam das häßliche Aufprallgeräusch. Ich steckte den Diamondback weg und eilte zur Brüstung. Jeremy Church lag unten auf der Straße. Seine Glieder waren verrenkt. Ich brauchte keine Gewissensbisse zu haben, denn es war nicht meine Kugel, sondern Yercells Pfeil gewesen, der ihn getötet hatte.
Diesmal rief ich selbst die Polizei an. Anschließend setzte ich Tucker Peckinpah davon in Kenntnis, daß der Fall gelaufen war.
Wir hatten viel getan, ich war rechtschaffen müde. Jane Jingle war wieder bei dem Mann, den sie liebte. Es gab Yercell, Satans Bogenschützen, nicht mehr. Und zwei Gangs waren zerschlagen. Erfolg auf der ganzen Linie. Aber freuen wollte ich mich erst morgen darüber, wenn ich mich von den Strapazen erholt hatte.
Es war spät, als wir nach Hause kamen. Vicky Bonney und Roxane schliefen längst.
Tags darauf frühstückten wir zusammen. Ich war bester Laune und fühlte mich großartig, aber Roxane, die Hexe aus dem Jenseits, gab mir nach dem Frühstück einen Dämpfer.
Sie hatte von einem Geisterhaus geträumt und war davon überzeugt, daß dieses Haus tatsächlich irgendwo in London existierte.
Ganz klar, daß ich die Sache nicht mit einem Schulterzucken abtun konnte.
Ich mußte das Haus suchen.
Und damit hatte ich einen neuen Fall am Hals…
ENDE
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