007 - Stadt der Illusionen
Luft. Fast alle Teleskopbeine waren aus ihren Aufhängungen gerissen worden und lagen nun zwischen den Trümmern des Gebäudes verstreut; andernorts ragten sie bizarr verdreht in die Luft. Die Luke in Bodennähe, halb aus den Angeln gerissen, pendelte in den Böen des Abendwindes. Leise schepperten Platten am dahinter liegenden Bauwerk.
Sharosen deutete mit dem Kopf auf das zerstörte Geländefahrzeug. Bevor sie den eigentlichen Einstieg erreichten, mussten sie mehrere Behälter umrunden, die ihre Vorgänger schon geborgen hatten. Als Sharosen eine der Kisten mit den Fingern berührte, schreckte er zurück. Sie war eiskalt und von einer seifigen Schicht überzogen.
Sein Begleiter hatte den Eingang erreicht. Mit entsicherter Waffe blickte er in das Innere des Fahrzeugs. »Nichts«, murmelte er und trat einen Schritt zurück.
Als Tritar ebenfalls einen Blick in die Kabine warf, sah er ein wüstes Durcheinander. Verdrahtungen hatten sich losgerissen und die undurchsichtige Kabinenabdeckung wies unzählige Löcher auf. Alle beweglichen Gegenstände waren in den vorderen Teil des Schleppers gerutscht. In dem ungewissen Licht vereinigte sich das Gewirr aus zerbrochenen Gegenständen zu einem metamorphen Gebilde mit skurillen Gliedmaßen, die sich unter Atemzügen zu heben und zu senken schienen.
Tritar stocherte mit der Spitze seiner Waffe in dem vor ihm liegenden Schrott. Als er auf etwas Weiches, Nachgiebiges stieß, fasste er nach und hielt ein paar Stiefel in den Händen. »Hier ist etwas!«, rief er und suchte weiter.
Er fand eine Überjacke und eine der bauschigen Einsatzhosen. Alles fühlte sich seifig an.
»Was treibst du da oben? Kommt heraus!«, hörte er Sharosens Stimme. Aufgeregt gestikulierte der Mann, der bei den geborgenen Vorräten geblieben war, zur Ruine hinüber. Dann drehte er sich um und winkte den beiden am Schlepper. »Sie sind da oben im Gebäude! Es ist alles in Ordnung, ich habe sie gesehen!«
Vasanet steckte den Kopf durch die Luke. »Hast du gehört?«, sagte er. »Komm heraus, wir haben uns unnötigerweise Sorgen gemacht. In den beiden ist wohl der Forscherdrang erwacht. Bin gespannt, ob ihnen das einen Verweis einbringen wird. Kehren wir um, wir können noch ein paar Stunden schlafen.«
»Hier stimmt was nicht«, sagte Tritar, auf seltsame Weise fasziniert und angeekelt zugleich. »Ihre ganze Ausrüstung befindet sich hier im Wagen. Und wer würde bei dieser Kälte ohne Bekleidung in die Nacht hinaus gehen?«
Mit gemischten Gefühlen blickte Vasanet zu der schweigenden Ruine hinüber, vor der ihr Begleiter ungeduldig wartete. »Und wen hat Sharosen dann gesehen?«
Schulter zuckend trat Tritar aus dem Fahrzeug, die Bekleidungsstücke noch in der Hand. Als sie schweigend und vorsichtig zu dem dunklen Stahlgerippe hinüber gingen, bemerkte er, dass die ansonsten glatte Fläche zwischen dem Bauwerk und der Unfallstelle in der Nähe der Hauspforten mit kleinen, fingerdicken Löchern übersäht war, als habe sich dort etwas Vielfüßiges eifrig auf und ab bewegt. Auf den ersten Blick waren die Spuren kaum zu bemerken, deshalb hatte er sie auf dem Hinweg auch übersehen.
Dann standen sie dicht vor dem Gebäudekomplex. Tritar sah, dass das Salz die Ruine stärker beschädigt hatte als er es ursprünglich angenommen hatte. Was er für eine Reihe nebeneinander liegender Eingänge hielt, entpuppte sich als Fensterreihe. Hier und da fehlten Verbindungsmauern und Außenverkleidungen völlig; das Gebilde wurde nur noch durch das massive Gerüst senkrechter Stahlträger zusammengehalten, die in ihrer Substanz allerdings auch schon stark vom Salz angegriffen waren.
In dem geräumigen Zimmer hinter der ehemaligen Fassade hatten sich Berge des allgegenwärtigen weißen Salzes aufgetürmt. Der Raum besaß keine Seitenwände mehr, so dass Tritar mit einem Blick feststellen konnte, dass sich hier eine Reihe gleichartiger Räume befunden haben musste; bei manchen waren die Decken eingestürzt und er konnte mitunter Stockwerke hoch hinaufblicken, ehe ihm die Sicht wieder von einer zufällig erhaltenen Zwischendecke genommen wurde.
Es war eine Mauer erhalten geblieben, die zum Inneren des Gebäudes hin verlief. Von jedem der ehemaligen Zimmer führten ein oder zwei Türen auf einen breiten Gang, der auf beiden Seiten mit Trümmerschutt gefüllt war. Nur eine einzelne schmale Abzweigung erwies sich noch als begehbar.
Sie schalteten ihre fingergroßen Stableuchten an und folgten dem Weg, den ihre
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