0070 - Die letzten Tage von Atlantis
arkonidenähnlicher, plastikverkleideter Roboter tauchte in der Schleusenpforte auf. Ich stürmte einfach an ihm vorbei und sprang die engen Wendeltreppen zum Programmierungsraum hoch.
Draußen polterte und rumorte es. Das laute Arbeitsgeräusch der mächtigen Energiestation bewies mir, daß das zentrale Kontrollsystem den entstehenden Druck durch Schutzschirme ausglich. In den Fundamenten knirschte es beängstigend. Die Preßwirkung der von den Beben bewegten Gesteinsmassen mußte unvorstellbar groß sein.
Ein heftiger Stoß schleuderte mich zu Boden. Ich wartete ab, bis die Erschütterungswelle vorüber war und taumelte dann keuchend in den Schaltraum. Das Hauptrelais des kleinen, aber hochwertigen Computers war in einer mannshohen Stahlglocke untergebracht. Ich wurde von dem stereotypen „Willkommen, Erhabener" empfangen.
Wortlos setzte ich die Individualsperre außer Betrieb und zog den Hebel für normale Funk-Öffnungsimpulse nach unten. Das Anrufwort war identisch mit meinem Namen.
Ohne den Computer zu befragen, rannte ich zur Schleuse zurück. Cunor wartete ungeduldig.
„Schon zweitausend Meter Tiefe", meldete er erstaunlich gelassen.
Ich achtete nicht mehr darauf. Augenblicke später befanden wir uns wieder im Wasser, das hier und da von ausbrechenden Grundvulkanen zu gefährlichen, stahlhart erscheinenden Wirbeln aufgewühlt wurde. Überall war das rote Lohen der unterseeischen Eruptionen zu sehen. Diese Welt ging unter! Wenigstens wurden nun die Kontinente verändert und neue Länder geboren.
Wir brauchten zehn Minuten, um die Sicherheitstiefe zu erreichen. Weiter durften wir eigentlich nicht mehr auftauchen, da wir nicht wußten, ob die Relativfront schon durchgegangen war, oder ob noch Ausläufer nachfolgten.
„Die Geschwindigkeit der Wand war hoch. Erhabener", meinte Cunor. „Sie müßte eigentlich schon abgewandert sein."
Ich setzte alles auf eine Karte. In den Tiefen des Meeres waren wir sicherer gewesen. Die Zeitfront war wirklich schon weg, nur wurden wir von einer derartigen Sturmflut empfangen, daß unser Fahrzeug zum hilflosen Spielball der Wellen wurde.
Von Atlantis waren nur noch die höchsten Berggipfel sichtbar. Ich erblickte Wasser, wohin ich auch sah. Von der TOSOMA entdeckten wir keine Spur.
Auch die Feindschiffe griffen nicht mehr an. Wenn deren Kommandanten nur eine Spur von Verstand hatten, mußten sie ja auch wissen, daß es hier nichts mehr zu zerstören gab. Das besorgten schon die Beben und die fürchterlichen Flutwellen.
Wir ließen uns zwei Stunden lang durchschütteln. Währenddessen rief ich mit dem starken Sender des Bootes ohne Unterbrechung. Hoch über den dunklen Orkanwolken war eine sehr helle und ausgedehnte Leuchterscheinung zu bemerken. Die Sonne war es nicht, denn sie stand um diese Jahreszeit nicht im Norden.
Ich wußte, wie die verwehende Atomglut eines explodierten Raumschiffes aussah. Trotzdem wollte ich nicht daran glauben. Dann kam die nächste Überlappungsfront auf uns zu.
Innerlich gebrochen gab ich den Befehl zum Wegtauchen. Meine Freunde lebten nicht mehr.
8.
In zehn Minuten würde ich medizinisch tot sein. Ich lag locker und weisungsgemäß entspannt auf dem weichen Konturlager und lauschte auf die einschmeichelnde Hypnomusik. Über meinem Schädel hing die Impulshaube des Pulsators. Mein normaler Lebensrhythmus wurde ganz allmählich verlangsamt.
Anschließend würden die Automatinjektionen mit dem Konservierungsserum kommen, eine Technik, die mein ehrwürdiges Volk schon lange beherrschte.
Gesunde Individuen konnten einen biomedizinischen Tiefschlaf über etwa fünfhundert Jahre hinweg einwandfrei überstehen. Die Lebensfunktionen wurden fast auf Nullwert herabgesetzt.
Meine Druckkuppel war mit den entsprechenden Anlagen ausgerüstet worden. Ehemals hatten sie sich auf einem Lazarettschiff meines Geschwaders befunden. Wir hatten sie ausgebaut.
Ich öffnete meinen Willensblock weit, um dem Schmeicheln der Musik voll nachgeben zu können. Es wurde Zeit, daß ich mich in die absolute Ruhe des Tiefschlafs zurückzog, wenn ich nicht wahnsinnig werden wollte. Ich war zum einsamsten Lebewesen auf diesem Planeten geworden.
Es hatte fast vier Monate gedauert, bis sich die Elemente so weit beruhigt hatten, daß wir an ein Auftauchen hatten denken können. Dann hatten wir mit unserer langen Suche begonnen.
Ich hatte weder einen Arkoniden noch einen atlantischen Eingeborenen entdeckt. Die von Feltif angelegten Schutzburgen und
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