0070 - Die letzten Tage von Atlantis
Tatsachen vorbeigegangen. Die, die nach mir kamen, sollten nicht noch einmal den gleichen Fehler begehen. Ich schwor es vor mir selbst, bei dem Großen Imperium und meiner ehrwürdigen Familie.
9.
Jemand sang. Er hatte eine schöne wohltönende Stimme. Ich lauschte mit erwachender Aufmerksamkeit und vergaß dabei meine quälenden Kopfschmerzen. Lange, sehr lange nahm ich diesen Wohlklang mit vollen Sinnen auf.
Als ich die Augen öffnete, saß dicht neben mir ein junger Mann von dunkler Hautfarbe.
„Home, home on the range", sang er mit seinem wundervollen Bariton. Weiter vorn stand ein dunkeläugiger Offizier mit den Rangabzeichen eines Administrators. Der Junge mit dem dunklen Gesicht sang immer noch. Dann wußte ich, wer er war. Leutnant Fron Wroman gehörte zum Offiziersstab des terranischen Superschlachtschiffes DRUSUS. Plötzlich sagte jemand: „Ich habe mich daran erinnert, daß Musik oder Gesang wohltuend auf das Nervensystem von Leuten deiner Art wirkt."
Ich richtete mich langsam in dem zurückgeklappten Gliedersessel auf. Da erinnerte ich mich wieder, daß ich unter dem Zwang meines Extrahirns erzählt hatte.
Perry Rhodan lächelte mich an. Reginald Bull reichte mir ein erfrischendes Getränk. Dabei meinte er ungewohnt leise und nachdenklich: „Sie sind doch noch gekommen, Admiral, nur etwas spät. Die Barbaren aber, jene von Larsaf III, die haben sich entwickelt. Sie haben die Erde nicht umsonst verteidigt, Atlan. Auch werden jene, die nach Ihnen kamen, nicht noch einmal den gleichen Fehler machen."
Ich nickte stumm. Es war mühevoll, plötzlich wieder in anderen, gegenwärtigen Bahnen zu denken. Man ließ mir Zeit, bis Rhodan fragte: „Dein Alarmgerät scheint damals versagt zu haben?"
Ich schüttelte den Kopf. „Nein, es war in bester Ordnung, nur tauchten keine Raumschiffe auf. Ich erwachte in Abständen von fünfhundert Jahren. Dann sah ich mich um, aber die Terraner waren noch lange nicht so weit. Um der Einsamkeit zu entgehen, bin ich immer wieder in meine Kuppel hinabgestiegen. Als ich zum einundzwanzigsten Male aufgeweckt wurde, gab es auf der Erde ein großes Reich, das man römisches Imperium nannte. Ich erwachte leider etwas zu spät. Von da an bin ich oben geblieben, aber noch gab es keine Möglichkeit, ein Raumschiff herzustellen. Ich mußte lange warten, Perry!"
Die Maschinen der DRUSUS liefen an. Ich hob horchend den Kopf.
„Ein wundervolles Geräusch, fast so schön wie Wromans Stimme", sagte ich leise. „Es war ein guter Gedanke, ihn singen zu lassen. Ich liebe dieses uralte Lied, das man damals in den Vereinigten Staaten sang. Es ist lange her."
Die DRUSUS startete. Der Kunstplanet Wanderer fiel zurück. Dabei nahm ich mir fest vor, die Menschen über all meine Fehler genauestens aufzuklären. Vielleicht konnten sie daraus lernen. Außerdem wußte ich jetzt, gegen wen ich vor zehntausend Jahren gekämpft hatte.
Druuf nannte man die Unheimlichen aus der anderen Zeitebene. Ich sah zu Rhodan hinüber. Er saß ruhig im Kommandosessel vor den zahllosen Kontrollen des Schiffsgiganten.
Diesmal würde ich nicht auf den Nachschub an Schiffen und Material warten müssen, ganz sicher nicht!
Dieser Mann da, dessen frühe Vorfahren meinen letzten Gefährten erschlagen hatten, würde Revanche fordern; Revanche für den beinahe erfolgten Untergang einer Welt, die er Terra nannte.
Ich zog mich still zurück. Fron Wroman winkte mir lachend zu.
„Transition in zehn Minuten, Sir", rief er laut. „Dann sind wir wieder zu Hause."
„Zu Hause", wie das klang. Ich lauschte dem Begriff nach. Die Panzerschleusen der Zentrale öffneten sich automatisch. Auf meiner Brust pochte der Zellaktivator. Er hatte gehalten, was ein Unbekannter versprochen hatte.
Ich ließ sie allein, diese kleinen, so liebenswerten Barbaren. Es hatte sich also doch gelohnt, Larsaf III zu verteidigen, denn einen großen Teil der Überlappungsfronten hatten wir mit den Impulsgeschützen abdrängen und auch aufreißen können. Es hatte sich tatsächlich gelohnt!
ENDE
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