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0072 - Die Ruine des Hexers

0072 - Die Ruine des Hexers

Titel: 0072 - Die Ruine des Hexers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Walter Appel
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stand. Er zog Zamorra am Ärmel näher zu sich her.
    »Ganz unter uns, Professor Zamorra, ich weiß so gut wie Sie, daß der alte Dissot unschuldig ist. Er kann vielleicht jemanden totreden, aber nicht totschlagen. Doch ich mußte ihn verhaften, sonst hätte ich Ärger mit meinen Vorgesetzten bekommen. Der junge, neue Baron de Gascoyne hätte Himmel und Hölle in Bewegung gesetzt, wäre es nicht geschehen.«
    »Schön ist es für den alten Mann nicht, hinter Gittern zu sitzen«, sagte Nicole.
    »Für mich sind diese beiden unheimlichen Morde auch nicht schön. Dissot sollte sich einen Anwalt nehmen, den Mund halten und sich in seiner Zelle ausruhen. Wir haben ihm eine der bequemsten gegeben. So macht er sich nur selber verrückt.«
    »Das mit dem Anwalt veranlasse ich«, sagte Zamorra. »Wie verhält es sich nun mit den Einzelheiten?«
    Der dicke Kommissar gab eine kurze Schilderung von dem, was er vorgefunden und erfahren hatte.
    »Sie können mit Ramond Suchard und seiner Tochter Yvette reden, Professor«, schlug er vor. »Aber Sie müssen mich auf dem laufenden halten und mich informieren, wenn Sie etwas herausfinden. Von mir aus können wir gern zusammenarbeiten. Ich habe ein dickes Fell, aber diese beiden Morde gehen mir unter die Haut. Und das Schlimmste ist, daß ich damit rechnen muß, daß es wieder passiert. Die Presse wird kein gutes Haar an mir lassen.«
    Dem dicken Kommissar mit dem zerknitterten Anzug ging es an die Nieren. Zamorra konnte sich vorstellen, wie ihm von allen Seiten eingeheizt wurde. Unter anderen Umständen wäre Faber gewiß nicht so zuvorkommend zu einer Kooperation bereit gewesen.
    Zwei Kriminalbeamte, die etwas mit ihm besprechen wollten, standen schon in Wartestellung. Paul de Gascoyne eilte herbei, die Hände auf dem Rücken. Er trug einen dunklen Anzug und eine schwarze Krawatte.
    Pierre Brest folgte ihm auf dem Fuß, wie ein getreuer Wachhund.
    »Haben Sie den alten Dissot endlich zu einem Geständnis bewegen können, Kommissar Faber?« fragte de Gascoyne in schneidendem Tonfall. »Der Mord an meinem Vater muß gesühnt werden.«
    »Immer langsam«, brummte der Kommissar. »Das Verbrechen heute hat Dissot jedenfalls nicht begangen. Da besitzt er nämlich das beste Alibi der Welt. Er saß im Gefängnis.«
    »Ich verbitte mir Ihren Sarkasmus! Vielleicht hat er einen Mittäter, der den Verdacht von ihm ablenken will und deshalb eine weitere Tat der gleichen Art begangen hat.«
    »Wahrscheinlich einen wahnsinnigen Maurer«, brummte der Kommissar und ließ seinem Sarkasmus freien Lauf. »Einen Akkordarbeiter, der Ruinen aufbaut, Leute darin totschlägt und die Bauten dann gleich wieder abreißt. In Nullkommanichts, ohne Spuren zu hinterlassen. Baron, lassen Sie mich meine Arbeit tun und machen Sie hier nicht die Mücken scheu.«
    Die beiden jungen Kriminalbeamten grinsten. Paul de Gascoyne bebte vor Wut.
    »Ich werde mich an höherer Stelle beschweren!«
    »Bitte«, antwortete der Kommissar. »Am besten gleich. Und rufen Sie auch den Präsidenten an.«
    Paul de Gascoyne sah, daß er hier nichts erreichen konnte und nur auf den Arm genommen wurde. Er drehte sich auf dem Absatz um und ging davon, gefolgt von Pierre Brest. Dieser drehte sich noch einmal um und schüttelte bedauernd den Kopf, um sich von Paul de Gascoynes Auftreten zu distanzieren.
    Von Pauls Mutter, Anne de Gascoyne, hatte Zamorra einen günstigen Eindruck. Von dem jungen Mann nicht. Paul mußte sich noch sehr ändern, wenn er Zamorra sympathisch werden wollte.
    »Wir reden mit Suchard«, sagte Zamorra zu Nicole und ging zu dem völlig gebrochenen Mann.
    Ramond Suchard konnte ihm nicht viel sagen. Er war kaum ansprechbar. Yvette aber redete. Sie wiederholte fast wortgenau, was die Geisterstimme geschrien hatte, erzählte von Romain Rolland, von der Guillotine und von den Schwestern Jeanne und Anette Lesanque. Zamorra hörte höchst interessiert zu.
    Nicole bemerkte seine Spannung. Sie kannte Zamorra gut, und sie wußte, daß ein Plan sich in ihm zu formen begann. Aber Zamorra sagte nichts. Er erzählte dem Kommissar, daß er sich noch kein Bild machen könne.
    Die Suchards wurden von Verwandten nach Hause gefahren, die tote Nadine Suchard im Sarg abtransportiert. Zamorra warf nur einen flüchtigen Blick auf den schrecklich zugerichteten Körper. Nadine Suchard sah aus, als sei sie mit schweren Balken und gewaltigen Knüppeln zu Tode geprügelt worden.
    Frauen schluchzten, als die Tote zum Leichenwagen getragen wurde. Die

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