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0072 - Die Ruine des Hexers

0072 - Die Ruine des Hexers

Titel: 0072 - Die Ruine des Hexers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Walter Appel
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daß es so wenige Informationen aus dem Jahre 1776 und jener Zeit in der Vergangenheit gab. Sonst hätte Zamorra sich ein klareres Bild machen können.
    Zamorra stellte Koffer und Tasche ab. Nicole berührte seine Schulter, legte die Hand darauf. Voller Vertrauen und Zuversicht sah sie Zamorra an. Der hochgewachsene Mann nahm sein silbernes Amulett unter dem hellen Hemd hervor.
    Ein Frösteln überlief ihn, er hatte ein eigenartiges Gefühl. Zamorra ließ das Amulett baumeln. Es brauste in seinen Ohren, und die Umgebung verschwamm vor seinen Augen. Nicoles Hand krampfte sich in seine Schulter.
    Zamorra und Nicole konzentrierten sich auf das Jahr 1776, auf die schwarze Kapelle, jene geisterhafte Ruine, und ihre Entstehung. Zamorra murmelte magische Worte, und dann gab es einen gewaltigen Krach. Finsternis senkte sich über die Stelle, mitten am Tag. Eisiger Wind brauste und heulte, entblätterte die Rebstöcke.
    Dann wich die Finsternis, und der Wind legte sich, verstummte völlig. Die Sonne schien auf den verlassenen Weinberg. Zamorra und Nicole waren fort. Nur die Reisetasche und das Köfferchen standen verlassen in der Rebgasse.
    ***
    Zamorra fiel in eine unendliche Tiefe. Er wußte nicht, wer er war, wohin er ging oder woher er kam. Farbige Spiralen wirbelten um ihn herum, strahlend und schön, und Sphärenmusik hüllte ihn ein.
    Zamorra fühlte sich so wohl, wie noch nie in seinem Leben. Er hatte keine Angst und keine Begierden, war eins mit dem Universum.
    Dann spürte er plötzlich Boden unter den Füßen. Sein völlig entspannter Körper konnte nicht schnell genug reagieren, und er fiel wie ein Kegel. Nicole purzelte über Zamorra. Beide befanden sich in einem Raum, in dem nur eine einzige Kerzenflamme brannte.
    Ihr Schein beleuchtete schwach und flackernd einen mit schwarzen Tüchern abgedeckten Altar. Zamorra und Nicole erlangten ihre Erinnerung wieder. Flüsternd verständigten sie sich. Die Eindrücke, die sie gehabt hatten, waren die gleichen.
    War nun die Zeitreise gelungen, oder befanden sie sich in der Gefangenschaft eines Dämons? In einem Verließ oder in einer anderen Dimension?
    Zamorra zog das Gasfeuerzeug aus der Tasche und knipste es an.
    Das Flämmchen beleuchtete den großen Raum mit dem verschlossenen Tor und den hohen Bogenfenstern aus buntem Glas. Die Fensterläden waren geschlossen.
    Zamorra und Nicole sahen scheußliche Bilder an den Wänden, blasphemische Gemälde von Gotteslästerungen und üblen Ritualen.
    Auf einem Bild erschien der Satan selbst seinen Anhängern, auf einem Findlingsstein stehend. Die Menschengesichter auf den Bildern zeigten durchweg einen bösartigen und hämischen Ausdruck, waren zu gemeinen Fratzen verzerrt.
    Seltsame Linien und Runen verunzierten den Boden.
    »Das ist eine Satanskapelle«, sagte Zamorra halblaut. »Wir sind am rechten Ort, Nicole. In der schwarzen Kapelle.«
    Kühl war es in der Kapelle. Die aus Stein gemauerten Wände strömten Kälte aus. Es roch nach Räucherdunst. Die Wände waren weiß gekalkt, und der Boden bestand aus gestampftem Lehm. Es gab keine Bänke oder Stühle, nur den etwas erhöhten Sockel mit dem Altar. Eine einzelne schwarze Kerze stand darauf. Sie verströmte ein kaltes Licht.
    Der Professor sah sich suchend um.
    »Unser Gepäck ist nicht da«, sagte er. »Das ist schlecht, jetzt haben wir keine Kleider aus dieser Epoche. Ich habe einen Fehler gemacht. Ich hätte die Tasche und den kleinen Koffer in der Hand behalten müssen.«
    »Ob wir überhaupt in der richtigen Zeit sind?«
    »Das werden wir bald herausfinden. Ich will mir erst einmal den Altar ansehen.«
    Zamorra und Nicole gingen nach vorn. Der Professor trat zu dem Altarstein, der aus einem Unter- und einem kleineren Oberteil bestand. Er hob das schwarze Tuch und sah nackten Basaltstein. An der Frontseite waren seltsame Zeichen eingehauen und die hebräischen Worte des Schlüssels Salomons, eine der mächtigsten bekannten Teufelsbeschwörungen.
    Auf dem Altar stand keinerlei Zierat, nur die eine schwarze Kerze in einer großen Schale, die das heiße Wachs auffing.
    Zamorra nickte.
    »Bei der Schwarzen Messe werden die Tücher abgenommen«, sagte er. »Eine Frau legt sich auf den Altarstein, und auf ihrem nackten Körper zelebriert der Adept das Ritual der Schwarzen Messe. Es gibt verschiedene Rituale, aber sie sind durch die Bank ekelerregend und unzüchtig.«
    »Meinst du, Romain Rolland war der Satansadept, der diese Kapelle benutzte?« fragte Nicole.
    »Schon

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