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0072 - Die Ruine des Hexers

0072 - Die Ruine des Hexers

Titel: 0072 - Die Ruine des Hexers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Walter Appel
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Angers verbeugte sich tief und zog sich dann zurück.
    In dem langgestreckten Raum saßen an zwei großen Tafeln etwa sechzig Honoratioren und Würdenträger mit ihren Gattinnen. Es wurde gegessen, getrunken, gelacht und geschwatzt. Die Menschen feierten die Feste, wie sie fielen, und als Anlaß war auch eine Hinrichtung recht.
    Baron Robert de Gascoyne stand im Mittelgang. Er war ein kleiner, magerer Mann mit schmalem Gesicht, aus dem eine Adlernase vorsprang. Die tief eingekerbten Falten von seinen Mundwinkeln ließen Zamorra vermuten, daß er einen kranken Magen hatte. Der Baron kleidete sich sehr aufwendig mit einem rosa Rock mit Goldborten, blauen Kniehosen, weißen Gamaschen und Schnallenschuhen. Er hatte eine weißgepuderte Allongeperücke auf dem Kopf.
    Ein angenehmer Zeitgenosse war er nicht, so hatte Zamorra den Eindruck, sondern eher ein mürrischer und reizbarer Mensch. Zamorra musterte er unfreundlich. Auf Nicole verharrte sein Blick mit mehr Behagen.
    »Ihr wolltet mich sprechen, Magister Zamorra?« fragte der Baron mit knarrender Stimme. »Wegen dieser Hinrichtung? Also, sprecht.«
    »Hier? In diesem Lärm und Durcheinander?«
    »Wo sonst? Faßt euch kurz, Magister, ich habe nicht viel Zeit für Dahergelaufene.«
    Robert de Gascoyne war ohnehin kein Mann von Takt und jetzt auch noch angetrunken. Er hielt Zamorra anscheinend für einen Wichtigtuer, der sich bei ihm aufspielen und vielleicht für irgendwelche obskuren Zeremonien, an den Enthauptungen vorzunehmen, Geld kassieren wollte.
    Zamorra lächelte kalt.
    »Meinetwegen braucht Ihr mich nicht anzuhören, Baron. Aber dann werdet Ihr in Kürze tot sein, so wie eine erschlagene Katze. Gemordet von Romain Rolland.«
    Der Baron kniff die Augen zusammen.
    »Was sagt Ihr da? Romain Rolland ist tot, Ihr habt es selbst gesehen. Seine letzten Worte waren nur leeres Geschwätz, denn sein Kopf fiel. Ich habe keine Angst vor einer Rache aus dem Jenseits und ähnlichem albernem Kram. Ihr könnt die Hoffnung aufgeben, Euch von mir Vorteile zu ergattern, Monsieur.«
    Zamorra wußte, daß der Baron ohnehin nicht mehr zu retten war.
    Er nahm ihm seine Worte nicht so übel, wie er das unter anderen Umständen getan hätte.
    »Romain Rollands böser Geist ist nicht tot«, sagte Zamorra knapp.
    »Nur sein Körper ist gestorben. Der Satan erhält den Hexer, wie er es sagte. Ich brauche jede Information über ihn, die ich bekommen kann, um ihn zu vernichten. Baron, es ist in Eurem Interesse…«
    De Gascoyne winkte ab.
    »Schweigt! Wir brauchen keinen Rat von Fremden, auch nicht von Professoren, um mit Elementen wie Romain Rolland fertigzuwerden. Ihr gehört der philosophischen Fakultät an, Magister Zamorra, sagte mir der Schreiber Duquesne? Philosophen haben in meiner Baronie nichts zu melden, was die hohe Gerichtsbarkeit und Prozesse angeht. Und darum handelt es sich im Fall Romain Rolland. Wer bei uns Schwarze Messen liest und unseren Herrn lästert, der kommt auf die Guillotine, mehr gibt es darüber nicht zu sagen.«
    Zamorra sah, daß, es zwecklos war. Nicole war empört und wollte dem Baron die Meinung sagen. Aber Zamorra legte ihr die Hand auf den Arm und winkte ihr zu, sich zu beruhigen.
    »Wie Ihr meint, Herr Baron«, sagte er. »Entschuldigt, daß wir Euch gestört haben. Laßt es Euch gutgehen in der Zeit, die Euch noch bleibt.«
    Das bleiche Gesicht des Barons rötete sich vor Zorn. Er fuchtelte mit der Hand, wies zur Tür.
    »Hinaus, Ihr unverschämter Kerl, bevor ich meine Beherrschung verliere! Sonst werdet Ihr unseren Kerker von innen kennenlernen. Was fällt Euch ein, so mit einem Aristokraten zu reden? Schert Euch fort, und laßt Euch nicht mehr bei mir blicken!«
    Die Honoratioren und die Damen wurden aufmerksam. Das Gespräch verstummte. Die Abfuhr reichte Zamorra. Wortlos nahm er Nicoles Arm und führte sie fort. Da trat eine kleine alte Frau über die Schwelle in das Honoratiorenzimmer. Sie war schwarz gekleidet und hatte einen mächtigen Buckel, strähniges, grauweißes Haar und eine große krumme Nase mit einer Warze darauf.
    Sie sah aus, wie die Hexe aus dem Bilderbuch, und sie stützte sich auf einen Knotenstock. Sie humpelte an Zamorra und Nicole vorbei.
    »Baron de Gascoyne!« rief sie. »Auf ein Wort, hört mich an!«
    Der Baron hatte sich wutschnaubend abgewandt. Zamorra blieb stehen, die Türklinke noch in der Hand. Auch Nicole beobachtete die Szene. Robert de Gascoyne drehte sich um, sah die Alte.
    Seine Augen sprühten vor Wut.
    »Die

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