0073 - Der Satansfjord
auch nicht zu seinen Waffen. Ein verhängnisvoller Fehler!
»Sie sind der Herr über die Rentier-Dämonen!« sagte Suko scharf. »Was soll das alles?« Mit einer weit ausholenden Geste deutete er auf das kostbare Warenlager.
Der Fremde lachte höhnisch. »Wovon, glauben Sie, unterhalte ich dieses Schloß? Wovon habe ich es gekauft? Sie kennen mich nicht. Meinen Name würden Sie bald herausfinden, daher sage ich ihn Ihnen. Ich heiße Peer Josefsons. Mir gehört eine der größten Handelsketten des Landes. Eine perfekte Tarnung, um diese Waren hier abzusetzen.«
Suko schüttelte ungläubig den Kopf. »Aber… woher stammen alle diese Dinge?«
»Haben Sie es noch nicht begriffen?« Mit leuchtenden Augen betrachtete der hager, fanatisch und verschlagen wirkende Mann die Regale. »Ich habe den Bösen beschworen, und er hat mir Gewalt über die niederen Dämonen des Meeres übertragen. Sie verwandeln sich auf meinen Befehl hin in Rentiere und ziehen unbelästigt durch das Land. Wenn sie auf lohnende Beute stoßen, treiben sie die Menschen in den Satansfjord, wo der Böse sie in sein Reich zieht. Ich erhalte als Belohnung die irdischen Güter. Ich kann nur sagen, daß ich sehr gut davon lebe.«
»Aber nicht mehr lange!« zischte Suko und ging in Kampfstellung, Rentier-Joe blieb ruhig stehen, und das hätte Suko warnen müssen. Er achtete jedoch nur auf den Mann, und als er hinter sich wildes Schnauben hörte, war es bereits zu spät.
Im nächsten Moment wurde er von zwei mächtigen Rentieren zu Boden gerissen. Er sah die messerscharfen Hufe auf sich zusausen und bäumte sich auf. Schaurig gellte das höhnische Lachen des Magiers in seinen Ohren.
Aus! fuhr es Suko durch den Kopf!
***
Diesmal wußte ich genau, wohin ich wollte, und steuerte direkt in die brausende Brandung hinein. Ich wurde nicht von dem Sog überrascht und entdeckte die Bresche zwischen den Felsen, den Zugang zum Satansfjord.
Noch während mein Boot zwischen den turmartigen Felsen hindurchschoss, sah ich sie! Untote! Mindestens ein Dutzend! Bestimmt frühere Opfer des Satansfjords, die jetzt diesen Stützpunkt der Hölle verteidigen sollten! Sie kauerten auf Felsvorsprüngen und stürzten sich auf mich.
Das Boot schlingerte. Zwei lebende Leichen klatschten ins Wasser. Den dritten erwischte ich mitten im Sprung mit einer Silberkugel aus der Beretta. Der vierte stürzte in meinen Silberdolch. Die anderen aber landeten sicher in meinem Boot.
Ehe sie mich angriffen, wollte ich über Bord springen, doch daraus wurde nichts. Das Boot schoß in ruhiges Gewässer und trieb auf dem spiegelglatten Fjord dahin. Der Motor war abgestorben. Daher hörte ich das heisere Hecheln der Untoten und das Schaben ihrer Füße auf den Planken.
Und ich hörte einen gellenden Schrei. »John! John!«
Jane Collins!
Einer der Untoten packte meine Beine, daß ich stürzte und mit dem Kopf auf den Sitz schlug. Dennoch gelang es mir, die Hand mit dem silbernen Dolch herumzureißen und zuzustechen. Der Untote fiel in sich zusammen. Zwei andere wollten meinen Arm packen und festhalten. Einer ritzte sich an der Dolchspitze und kippte mit einem Aufschrei über Bord. Den anderen erledigte ich mit einem Schuss aus der Beretta.
Die übrigen warfen sich auf mich, doch ich rettete mich mit einem Kopfsprung in das eiskalte Wasser. Während ich auf das Ufer zukraulte, an dem sich mehrere Gestalten abzeichneten, sah ich tief unter mir im Wasser des Fjordes das rote Glühen, das ich schon einmal bemerkt hatte. Wie ein Tor zur Hölle!
Ich erreichte das Ufer. Eine Hand streckte sich mir entgegen. Diese schlanke Gestalt erkannte ich trotz der Dunkelheit.
»John, paß auf!« schrie mir Jane zu.
Ich warf mich noch im Wasser herum. Einer der Untoten war mir dicht auf den Fersen, aber ehe er ans Ufer kletterte, leistete mein Silberdolch ganze Arbeit. Wieder ein Höllenknecht weniger!
Jane wollte erklären, und auch andere Menschen umdrängten mich, doch ich wehrte sie alle ab. Denn aus der Tiefe heraus stieg eine glühend rote Blase und erhob sich wie ein Atompilz über dem Fjord. Dazu erscholl schauerliches Lachen, das von den Bergwänden zurückgeworfen wurde. Eine wohlbekannte Stimme!
»John Sinclair!« schrie der Schwarze Tod. »Die Rentier-Dämonen stehen bereit, um euch zu vernichten! Aber vorher sollst du sehen, wie es deinem Komplizen ergeht!«
Ich blickte schnell in die Runde. Eine riesige Rentierherde hatte uns eingeschlossen, die Köpfe gesenkt, um uns auf die Geweihe zu
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