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0073 - Die Insel der Zyklopen

0073 - Die Insel der Zyklopen

Titel: 0073 - Die Insel der Zyklopen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Hrdinka
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habe gleich für morgen früh ein Treffen mit dem Bauern vereinbart, der Milden aus dem Meer gezogen hat. Er betreibt mit seiner Frau eine karge Landwirtschaft auf einer der Küsteninseln. Er hat mir versprochen, uns mit seinem Kahn dorthin zu bringen, denn Jeff Milden ist noch zu schwach, um sich hier mit uns zu treffen. Wir können ihn dann dort in aller Ruhe nach seinem Erlebnis fragen. Mit ein bißchen Glück finden wir die Zentaureninsel und machen das Biest unschädlich!«
    »Ich denke, du machst es dir ein wenig zu einfach, Bill! So leicht, wie du dir das vorstellst, ist es bestimmt nicht. Ein Zentaur ist gefährlicher, als ein, na sagen wir Vampir oder Werwolf, weil uns seine Verhaltensweisen nicht so bekannt sind, wie bei den erstgenannten Kreaturen. Wir wissen praktisch nichts über dieses Wesen, außer dem, was wir uralten griechischen Mythen entnehmen können, und das ist verdammt wenig!«
    ***
    Der Mann, der am nächsten Morgen Professor Zamorra, Nicole Duval und Bill Fleming gegenübertrat, trug ganz und gar nicht die Merkmale eines griechischen Bauern.
    Deshalb konnte das Trio auch kaum seine Überraschung verbergen, als sich der dezent gekleidete »Bauer« ihnen vorstellte. Der Mann war mittelgroß, schlank, hatte typische griechische Gesichtszüge, die Hautfarbe eines Südländers und eine markante Stirnglatze. Er mochte etwa fünfunddreißig Jahre alt sein. Bekleidet war er mit einem dunkelblauen Anzug, weißem Hemd und roter, gemusterter Krawatte.
    »Anastasius Golas«, stellte er sich vor.
    Als er bemerkte, wie ihn die beiden Gelehrten und das Mädchen verwundert ansahen, meinte er verlegen, ja beinahe entschuldigend:
    »Die Kleidung stammt noch aus meiner Beamtenzeit! Ich war nämlich nicht immer Landwirt.«
    Zamorra konnte nur ein paar Brocken der griechischen Sprache, gerade so viel, daß er sich in diesem Land durchfragen und etwas zu essen bestellen konnte.
    Golos merkte das sofort. Er fragte seine Begleiter, ob er besser Englisch oder Deutsch sprechen solle. Man einigte sich auf Deutsch, da der Grieche diese Sprache außer seiner Muttersprache am besten beherrschte und auch Zamorra, Bill und Nicole ziemlich viele Vorkenntnisse dieser germanischen Sprache besaßen.
    Sie verließen das Hotel, nachdem der Professor die Rechnung beglichen hatte. Ein Boy schaffte ihr Gepäck zu einem vor dem Hotel parkenden Taxi, in welches die vier Personen stiegen.
    Nicole nahm neben dem Fahrer Platz, die Männer zwängten sich auf die hintere Sitzbank.
    Gleich darauf wurden Bill und Zamorra mit griechischen Fahrkünsten, die vorwiegend aus Flüchen, Hupen und Vollgas, abwechselnd mit Notbremsungen bestanden, bekannt gemacht.
    Anastasius Golas hatte beim Einsteigen dem Lenker das Fahrziel genannt. Es war der Hafen.
    »Ich habe dort mein Boot verankert, das sie auf meine Insel bringen wird!« sagte der Grieche beinahe stolz.
    Mit quietschenden Bremsen hielt das gelbe, grell mit verschiedenen Reklameschriften bepinselte Taxi direkt am Kai.
    Sie stiegen aus.
    Ein buntes Bild bot sich ihnen. Es herrschte ein wahres Gedränge.
    Die Menschen waren kaum zu zählen. Fischer boten auf Marktständen ihren Fang zum Verkauf an. Netze waren in der Sonne zum Trocknen aufgespannt, von alten, verwegen aussehenden Seebären, die selbst schon zu alt zum Fischen waren, fingerfertig mit dickem Garn geflickt.
    Sie kamen an einem Zeitungsjungen vorüber, dem der Grieche ein Nachrichtenblatt abkaufte.
    Er schlug die Zeitung auf, blätterte sie hastig durch, bis er auf die diversen Wertpapiernotierungen stieß.
    Sein Blick glitt einige Kolonnen entlang und verharrte dann sekundenlang bei einer ausländischen Aktie, bevor er die Zeitung zuklappte.
    Er zerbiß einen Fluch zwischen den Zähnen.
    »Sie spekulieren?« fragte Zamorra interessiert.
    »Manchmal! Eine alte Leidenschaft von früher. Das Geld reicht nicht zu größeren Spekulationen!« Die Stimme des Griechen hatte einen selbstmitleidigen, bedauernden Klang angenommen.
    »Was haben Sie denn früher genau gemacht?« wollte Zamorra wissen.
    »Früher war ich Anlageberater!« Das Gesicht des Griechen erhellte sich. »In einer großen österreichischen Bank. Daher auch mein gutes Deutsch.«
    »Und warum sind Sie das nicht mehr?«
    »Ach, ich habe meinen Kunden einige Werte empfohlen, die leider im Kurs stark gefallen sind. Es war nicht vorherzusehen, ich habe immer mein Bestes getan, das müssen sie mir glauben! Nun ja, die Kunden haben sich fürchterlich aufgeregt, ich hatte sie

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